Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beaumont-Gewehr; Beaumont-Vassy; Beaune; Beaune-la-Rolande

601

Beaumont-Gewehr - Beaune-la-Rolande

rium die Gesandtschaft in Wien, die er nach dem Fall des Ministeriums aufgab. Nach dem Staatsstreiche lebte er auf seinem Stammgute und nahm nur noch an den Arbeiten des Instituts teil, in dem er seit 1841 der Akademie der moralischen und polit. Wissenschaften angehörte. Er starb 6. Febr. 1866 zu Tours. Als Schriftsteller machte ihn der «Traité du système pénitentiaire aux États-Unis et de son application à la France» (mit Tocqueville, 1833; 3. Aufl. 1845; deutsch Berl. 1833) bekannt. In «Marie, ou l'esclavage aux États-Unis» (2 Bde., Par. 1835; 5. Aufl. 1842; deutsch Weim. 1836) trat er mit Wärme für die Aufhebung der Sklaverei ein. Diesem Werke folgte «L'Irlande sociale, politique et religieuse» (2 Bde., Par. 1839‒42; 7. Aufl. 1863; deutsch von Brinckmeier, Braunschw. 1840).

Beaumont-Gewehr (spr. bomóng), ein von dem Waffenfabrikanten de Beaumont in Maastricht angegebenes und 1871 im Königreich der Niederlande eingeführtes Gewehr, Einzellader, Kaliber 11 mm (s. Handfeuerwaffen).

Beaumont-Vassy (spr. bomóng wassih), Edouard Ferdinand de la Bonninière, Vicomte de, franz. Schriftsteller, Vetter von Gustave de Beaumont, geb. 1816 auf La-Mothe-Souzay (Indre-et-Loire), versuchte sich zuerst in Romanen und veröffentlichte «Une marquise d'autrefois» (1838), «Don Luis» (1839) u. s. w. Diesen folgte das geschätzte histor. Werk «Les Suédois depuis Charles Ⅻ jusqu'à Oscar Ⅰ» (2 Bde., 1841; 3. Aufl. 1847). Außerdem schrieb er polit. Broschüren gegen die Revolution sowie eine «Histoire des États européens depuis le congrès de Vienne» (6 Bde., 1843‒53) und «Histoire de mon temps» (4 Bde., 1855‒58), eine gehässige Schilderung der Julimonarchie und der Republik. Eifriger Anhänger der konservativ-monarchischen Partei, war B. 1851‒53 Präfekt in Laon. 1859 erhielt er wegen schwindelhafter Finanzspekulationen 2 Jahre Gefängnis. Später schrieb er: «Les salons de Paris et la société parisienne sous Louis-Philippe Ⅰ» (1866), «Une intrigue dans le grand monde» (1867), «Les salons de Paris et la société parisienne sous Napoléon Ⅲ» (1868), «Histoire authentique de la Commune» (1871), «Histoire intime du second Empire» (1874), «Papiers curieux d'un homme de cour, 1770‒1870» (1875). B. starb 25. Juli 1875 zu Paris.

Beaune (spr. bohn). 1) Arrondissement im franz. Depart. Côte-d'Or, hat 2152,53 qkm, (1891) 113200 E., 199 Gemeinden und zerfällt in die 10 Kantone Arnay-le-Duc (258,63 qkm, 11178 6.), B. (Nord) (159,18 qkm, 14585 E.), B. (Sud) (134,21 qkm, 14084 E.), Bligny-sur-Ouche (214,48 qkm, 6455 E.), Liernais (214,61 qkm, 7745 E.), Nolay (172,23 qkm, 12518 E.), Nuits-sous-Beaune (262,74 qkm, 13296E.), Pouilly-en-Aurois (332,85 qkm, 10874 E.), St. Jean-de-Losne (175,46 qkm, 10875 E.), Seurre (228,14 qkm, 11590 E.) – 2) Hauptstadt des Arrondissements B. im franz. Depart. Côte-d'Or im ehemaligen Herzogtum Burgund, unweit der Quelle der Bouzoise und an der Linie Paris-Lyon-Marseille-Nizza der Franz. Mittelmeerbahn, ist gut gebaut und zählt (1891) 11485, als Gemeinde 12470 E., hat in Garnison das 16. Chasseurregiment, ein großartiges, 1443 gegründetes Hospital, die schöne Kirche Notre-Dame aus dem 12. und 13. Jahrh., ein Kommunal-Collège, Bibliothek von 36000 Bänden, Museum, ein Theater, zwei Zeitungen und eine Bronzestatue des hier geborenen Mathematikers G. Monge (1849) von Rude, und ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz und eines Handelsgerichts, einer Handelskammer und mehrerer gelehrten Gesellschaften. B. hat Destillation, Böttcherei, Fabrikation von Tuch, Serges und Essig. Obenan steht die Rebenkultur und der Handel mit Burgunderwein. Die ganze Landschaft (Beaunois) bildet den durch seine vortrefflichen weißen und roten Weine berühmtesten Landstrich Burgunds. Die besten und geschätztesten Gewächse sind die von B. selbst, von Montrachet und Meursault, von Nolay, Pommard, Volnay, Corton, Savigny, Chassagne, Aurey und Santenay. – B. war schon im 7. Jahrh. ein befestigter Ort (Belna) mit einem festen Schloß. Durch Familienvertrag kam die Landschaft mit der Stadt an König Heinrich Ⅰ., wurde aber 1227 mit dem Herzogtum Burgund vereinigt. Als dieses nach dem Tode Karls des Kühnen (1477) der Krone Frankreich zufiel, hielt die Stadt B. zu dessen Erbtochter Maria, wurde aber 1478 von Ludwig Ⅺ. erobert und mußte sich verpflichten, ihre Weine nach Paris zu verkaufen. Vor der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 beschäftigten 200 prot. Familien über 2000 Arbeiter in Manufakturen aller Art; seitdem geriet die Stadt in Verfall und hat sich nie wieder zu ihrer frühern Höhe erhoben. ^[Spaltenwechsel]

Beaune (spr. bohn), Florimond de, Mathematiker, geb. 1601 zu Blois, diente in jüngern Jahren beim Militär und kaufte sich später eine Ratsstelle bei dem königl. Gericht in seiner Vaterstadt, wo er 1652 starb. B. war ein Jugendfreund von Descartes und hat zu dessen Geometrie eine Reihe Noten verfaßt, welche von Schooten in seine Ausgabe der Descartesschen Geometrie aufgenommen worden sind. Bekannter ist er durch die sog. Beaunesche Aufgabe, die in Descartes' Briefen erwähnt wird: Bestimmung einer krummen Linie aus einer Eigenschaft ihrer Tangente. Sie konnte erst mit Hilfe der Integralrechnung von Joh. Bernoulli 1693 gelöst werden.

Beaune-la-Rolande (spr. bohn la rolángd), Hauptstadt des Kantons B. (244,41 qkm, 19 Gemeinden, 13595 E.) im Arrondissement Pithiviers des franz. Depart. Loiret, liegt an den Linien Paris-Montargis (über Corbeil) der Franz. Paris-Lyon-Mittelmeerbahn, Bourges-B. der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 1792 E., Safran- und Getreidehandel. – Hier siegte 28. Nov. 1870 das preuß. 10. Armeekorps (General von Voigts-Rhetz) von der Armee des Prinzen Friedrich Karl, unterstützt von der 5. Infanteriedivision, 1. Kavalleriedivision und kleinern Abteilungen der 6. Division, über das 18. und 20. Armeekorps (70000 Mann) der franz. Loire-Armee unter General Crouzat. Die Franzosen waren angriffsweise gegen das 10. deutsche Armeekorps vorgegangen, um die Vereinigung der preuß. Zweiten Armee mit den Truppen des Großherzogs von Mecklenburg zu hindern. Das 10. Korps hatte nach mehrern Gefechten am 28. Nov. B. erreicht und sich auf einer 2 Meilen langen Stellung ausbreiten müssen, um von der franz. Übermacht nicht überflügelt zu werden. Das Korps zählte nach mehrfachen Abtrennungen nur 17 Bataillone, 11⅓ Batterien, 10 Eskadrons, die Infanterie war auf 8500 Mann zusammengeschmolzen. 6 Bataillone waren als Reserve nach dem linken Flügel gezogen. So war die Verteidigung der ganzen Front fast ausschließlich auf den Widerstand einer dünnen Linie basiert. Die Franzosen griffen mit großem Ungestüm an. Die Stadt B. wurde bei den wieder-^[folgende Seite]