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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Becherapparate - Bechstein (Ludw.)

Zeit des Oktober und im November in Abwesenheit eines Handelsministers die laufenden Geschäfte und übergab diese im Dezember an den neuernannten Handelsminister Bruck. Seit Mai 1852 in den Ruhestand versetzt, wirkte er seitdem mehrfach bei größern industriellen und kaufmännischen Unternehmungen mit. Er starb 4. März 1873. B. schrieb: «Das österr. Münzwesen von 1524 bis 1838 in histor., statist. und legislativer Hinsicht» (2 Bde., Wien 1838), «Statist. Übersicht des Handels der Österreichischen Monarchie mit dem Auslande während der J. 1829‒38» (Stuttg. u. Tüb. 1841), «Statist. Übersicht der Bevölkerung der Österreichischen Monarchie nach den Ergebnissen der J. 1834‒40» (ebd. 1841), «Beiträge zur österr. Handels- und Zollstatistik auf Grundlage der offiziellen Ausweise von 1831 bis 1842» (Stuttg. 1844), «Die Bevölkerungsverhältnisse der Österreichischen Monarchie von 1819 bis 1843» (Wien 1840), «Die deutschen Zoll- und Handelsverhältnisse zur Anbahnung der österr.-deutschen Zoll- und Handelseinigung» (Lpz. 1850), «Organisation des Gewerbswesens» (Wien 1851), «Die Volkswirtschaft» (ebd. 1853).

Becherapparate oder Becherwerke, Elevatoren (s. d.) mit becherförmigen Hebegefäßen.

Becherbake, s. Baken.

Becherblume, s. Poterium.

Bechereisen, ein bei den Kupfer- und Goldschmieden gebräuchlicher kleiner Amboß mit rundem Doppelhorn (einem an einem aufrecht stehenden Eisen befestigten runden Quereisen), der zum Aufziehen gewölbter Bleche oder zum Treiben becherartiger Formen dient.

Becherflechte, s. Cladonia.

Becherförmige Organe, in der Oberhaut verschiedener, namentlich im Wasser, aber auch an feuchten Orten auf dem Lande lebender Tiere sich findende Organe. Es sind Gruppen spindelförmiger Zellen, die einen feinen Stachel oder haarartigen Fortsatz am freien Ende tragen, der bisweilen (Haut von Ringelwürmern) zurückziehbar ist. Es sind Sinnesorgane, welche wahrscheinlich zum Tasten, vielleicht auch zum Schmecken dienen.

Becherpilz, s. Peziza.

Becherwerke, s. Elevatoren.

Becherzellen, gewisse Epithelzellen von prismatischer, cylindrischer oder flaschenförmiger Gestalt, welche am freien Ende offen sind. Sie finden sich in der Haut und der Darmoberfläche bei vielen wirbellosen Tieren, Fischen und Amphibien. Auch im Darmepithel des Menschen kommen sie vor.

Bechĭcum (grch.), Mittel gegen den Husten.

Bechin, czech. Bechyně, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Mühlhausen in Böhmen, rechts an der Luschnitz, in 416 m Höhe, hat (1890) 2118 czech. E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (230 qkm, 33 Gemeinden, 44 Ortschaften, 14084 E.), Dekanatkirche, Schloß der fürstl. Familie von Paar aus dem 14. Jahrh. mit Allodialherrschaft (53,76 qkm) und großem Tiergarten, Staatsfachschule für Thonindustrie, eisenhaltige Mineralquelle; 2 Brauereien, 2 Kunstmühlen, eine Ofen- und Thonwarenfabrik, ansehnlichen Getreide- und Holzhandel und ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt wurde 1281 im altgot. Stile erbaut. – In der Nähe die gewaltigen Bechiner Steine, große Felsen.

Bechmann, Georg Karl Aug. von, Jurist, geb. 16. Aug. 1834 zu Nürnberg, studierte die Rechte zu München und Berlin, habilitierte sich 1861 an der Universität Würzburg, wurde 1862 ord. Professor der Rechte in Basel, 1864 in Marburg, noch in demselben Jahre in Kiel, 1870 in Erlangen, 1880 in Bonn, 1888 in München, wo er Juli 1891 zum lebenslänglichen Reichsrat ernannt wurde. Er schrieb: «Über die usucapio ex causa judicati» (Nürnb. 1869), «Über den Inhalt und Umfang der Personalservitut des usus nach röm. Recht» (ebd. 1861), «Das röm. Dotalrecht» (2 Bde., Erlangen 1864‒67), «Zur Lehre vom Eigentumserwerb durch Accession» (Kiel 1867), «Das Jus postliminii und die Lex Cornelia» (Erlangen 1872), «Der Kauf nach gemeinem Recht» (2 Tle., ebd. 1876‒84), «Studie im Gebiete der legis actio sacramenti in rem» (Münch. 1889).

Bechst., bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Joh. Matth. Bechstein (s. d.).

Bechstein, Friedr. Wilh. Karl, Pianofortefabrikant, geb. 1. Juni 1826 zu Gotha, gründete 1854 in Berlin eine Pianofortefabrik, die eine der größten Europas geworden ist. B. hat sich hauptsächlich mit dem Bau von Flügeln beschäftigt und zahlreiche Erfindungen und Verbesserungen gemacht. Seine Instrumente zeichnen sich durch gediegenen Bau, schönen Ton und vorzügliche Spielart aus. B.s drei Fabriken, die 1891 etwa 600 Arbeiter beschäftigten, liefern jährlich 3000 Instrumente nach allen Ländern. Für den Vertrieb nach England und dessen Kolonien besteht ein eigenes Haus in London.

Bechstein, Joh. Matthäus, bekannt als Ornitholog und Forstmann, geb. 11. Juli 1757 zu Waltershausen im Herzogtum Gotha, besuchte das Gymnasium zu Gotha, studierte Theologie zu Jena und wurde 1785 Lehrer am Salzmannschen Institut in Schnepfenthal. 1795 gründete er eine Lehranstalt für Forstwirtschaft auf dem Freigute Kemnote bei Waltershausen und stiftete die Societät für Forst- und Jagdkunde, von welcher die «Annalen» und die Zeitschrift «Diana» ausgingen. 1800 folgte er einem Rufe als Direktor der zu gründenden meining. Forstakademie Dreißigacker. Hier starb er als Geh. Kammer- und Forstrat 23. Febr. 1822. Seine Hauptstärke lag in Ornithologie, Entomologie und Botanik, und seine litterar. Arbeiten auf diesen Gebieten haben zum Teil noch jetzt Wert. Seine Hauptwerke sind: «Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands nach allen drei Reichen der Natur» (4 Bde., Lpz. 1789‒95: 2. Aufl. 1801‒9; 2. bis 4. Tl. auch u. d. T.: «Naturgeschichte der Vögel Deutschlands», 2. Aufl. 1804‒9), «Naturgeschichte der Stubenvögel» (Gotha 1792; 5. Aufl. von E. Berge, Lpz. 1870), «Vollständige Naturgeschichte der schädlichen Forstinsekten, nebst einem Nachtrage der schonenswerten Insekten, welche die schädlichen vertilgen helfen» (3 Tle., Lpz. 1804 u. 1805), «Die Forst- und Jagdwissenschaft nach allen ihren Teilen», davon: Tl. 1: «Forstbotanik» (Erfurt 1810; 5. Aufl. von Behlen, ebd. 1842); Tl. 4, Abteil. 1: «Die Waldbeschützungslehre» (Gotha 1818), Abteil. 2: «Forstinsektologie oder Naturgeschichte der für den Wald schädlichen und nützlichen Insekten» (ebd. 1818; davon Bd. 1 neu von E. Müller, 1829); Tl. 5: «Die Waldbenutzung» (ebd. 1821); Tl. 10: «Jagdwissenschaft»(4 Bde. ebd. 1820‒22; der 4. Bd. von Laurop).

Bechstein, Ludw., Dichter und Schriftsteller, Neffe von Joh. Matthäus B., geb. 24. Nov. 1801 in Weimar, widmete sich der Pharmacie. Auf seine «Sonettenkränze» (Arnst. 1828) hin setzte ihn Herzog