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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bechstein; Bechtel(is)tag; Bechuana; Beck

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Bechstein (Reinhold) - Beck (Friedrich, Freiherr von)

Bernhard von Meiningen in den Stand, 1829‒30 in Leipzig und München Philosophie, Litteratur und Geschichte zu studieren und ernannte ihn 1831 zum Kabinettsbibliothekar und zweiten Bibliothekar der herzogl. öffentlichen Bibliothek zu Meiningen. 1832 gründete B. den Altertumsforschenden Verein für Henneberg. Seit 1833 erster Bibliothekar, starb er 14. Mai 1860 zu Meiningen. Seine epischen Dichtungen behandeln in schlichter Klarheit, aber ohne Schwung und ohne romantische Stimmung sagenhafte Stoffe, so «Die Haimonskinder» (Lpz. 1830), «Der Totentanz» (ebd. 1831), «Faustus» (ebd. 1833) und das nachgelassene Epos «Thüringens Königshaus» (ebd. 1865). Am bekanntesten von B.s zahlreichen, meist histor. Romanen und Novellen wurden die «Fahrten eines Musikanten» (3 Bde., Schleus. 1836‒37; 2. Aufl., 2 Bde., Frankf. 1854). Größeres Verdienst erwarb sich B. durch seine verbreiteten Sagen- und Märchensammlungen, darunter «Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes» (4 Bde., Meining. 1835‒38), «Deutsches Märchenbuch» (Lpz. 1845; 41. Aufl. 1893), «Neues deutsches Märchenbuch» (Wien 1856; 61. Aufl. 1893), «Thüring. Sagenbuch» (2 Bde., ebd. 1858). Die Liebe zur thüring. Heimat, die sich auch in seinen «Wanderungen durch Thüringen» (Lpz. 1838) verrät, veranlaßte B. zu antiquarischen und histor. Forschungen, deren Wert allerdings nicht groß ist; darunter die Prachtausgabe Ottos von Botenlauben (ebd. 1845). – Vgl. R. Bechstein, L. B. in seinem wissenschaftlichen Wirken (Meining. 1882).

Bechstein, Reinhold, Germanist, Sohn des vorigen, geb. 12. Okt. 1833 in Meiningen, studierte in Leipzig, München, Jena und Berlin, war 1858 ‒59 am Archiv des Germanischen Museums beschäftigt, wurde 1866 Privatdocent in Jena, 1869 außerord. Professor ebenda, 1871 ord. Professor der deutschen und roman. Philologie zu Rostock, wo er 5. Okt. 1891 starb. Er gab heraus: «Heinrich und Kunegunde» von Ebernand von Erfurt (Quedlinb. 1861), «Altdeutsche Märchen, Sagen und Legenden» (2.Aufl., Lpz. 1877), «Gottfrieds von Straßburg Tristan» (3. Aufl., ebd. 1890‒91), Heinrichs von Freiberg «Tristan» (ebd. 1877), Ulrich von Liechtensteins «Frauendienst» (2 Bde., ebd. 1888) u. a. und schrieb über das von seinem Vater herausgegebene «Spiel von den zehn Jungfrauen» (Jena 1866 und Rost. 1872), «Tristan und Isolt in deutschen Dichtungen der Neuzeit» (Lpz. 1876) u. s. w.

Bechtel(is)tag, Berchtoldstag oder das Bechtle, in Gegenden mit alamann. Bevölkerung, namentlich im Elsaß und in der Schweiz, ein noch jetzt gefeierter Tag im Jahre. Er fällt in den verschiedenen Gegenden bald früher, bald später nach Beginn des Jahres. In einzelnen Gauen ist das Fest nur noch Kinderfest. Vielleicht ist auch dieses Fest, an dem Gaben gesammelt und an ärmere Leute vergeben werden, eine Erinnerung an das altdeutsche Opferfest im Januar. Fraglich ist, ob der B. etwas mit der Göttin Berchta (s. d.) zu thun hat, wenn auch diese im alamann. Gebiete verehrt wurde.

Bechuana, s. Betschuanenland.

Beck, Bernhard Oktav von, hervorragender Chirurg, geb. 27. Okt. 1821 zu Freiburg i. Br., studierte in Freiburg und Heidelberg und habilitierte sich 1844 als Docent an der Freiburger Hochschule. Die Revolution von 1848 und deren kriegerische Folgen gaben seinem ganzen Leben eine andere Richtung. Nach dem B. die Feldzüge in Italien, Holstein und Baden mitgemacht hatte, wirkte er zunächst als Hospital- und Truppenarzt in der Bundesfestung Rastatt, später in Freiburg i. Br., unausgesetzt zugleich mit wissenschaftlichen Arbeiten und mit Bemühungen um Verbesserung des Militär-Sanitätswesens beschäftigt. In letzterer Beziehung setzte er besonders das «Blessiertenträger-Institut» durch sowie eine durchaus seinen Anschauungen entsprechende «Sanitäts-Compagnie». Auch gründete er eine besondere Sanitätsschule für das niedere Personal und faßte einen Leitfaden zum Unterrichte desselben ab. Bei Ausbruch des Krieges von 1866 wurde B. zum Leiter des chirurg. Sanitätsdienstes bei der bad. Division ernannt. Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und 1871 bethätigte er sich mit ausgezeichnetem Erfolge als Feldlazarettdirektor und konsultierender Chirurg bei der bad. Division, bei der er auch nach Zuteilung dieser Division zu dem Werderschen Korps verblieb. Nach Abschluß der Militärkonvention zwischen Baden und Preußen wurde er zum Generalarzt des neugebildeten 14. Armeekorps in Karlsruhe ernannt. Nachdem ihm 1884 der erbliche Adelstand verliehen worden war, nahm er 1888 seinen Abschied und zog sich nach Freiburg i. Br. zurück, wo er 10. Sept. 1894 starb. Unter seinen zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten sind außer einer Reihe von Aufsätzen über Schädelverletzungen insbesondere zu nennen: «Kriegschirurg. Erfahrungen, während des Feldzugs 1866 in Süddeutschland gesammelt» (Freiburg 1867); «Chirurgie der Schußverletzungen. Militärärztliche Erfahrungen auf dem Kriegsschauplatze des von Werderschen Korps gesammelt» (ebd. 1872); «Über die Wirkung moderner Gewehrprojektile, insbesondere der Lorenzschen verschmolzenen Panzergeschosse, auf den tierischen Körper» (Lpz. 1885). ^[Spaltenwechsel]

Beck, Christian Daniel, Litterarhistoriker und Philolog, geb. 22. Jan. 1757 zu Leipzig, wo er seit 1775 studierte und 1779 sich habilitierte, 1782 außerord. und 1785 ord. Professor der griech. und lat. Sprache wurde. Die von ihm 1785 gestiftete Philologische Gesellschaft wurde 1809 zu einem Philologischen Seminar erhoben, das er bis zu seinem Tode, 13. Dez. 1832, leitete. Außerdem hatte er noch die Verwaltung der Universitätsbibliothek, seit 1790 das Direktorat des Taubstummeninstituts und andere Ämter zu versehen. Aus der Menge seiner Schriften sind hervorzuheben: die Ausgaben alter Klassiker, z. B. des Pindar, Aristophanes, Euripides, Apollonius Rhodius, Plato, Cicero, Calpurnius; die «Acta seminarii philologici Lipsiensis» (2 Bde., Lpz. 1811‒13) und «Commentationes societatis philologicae Lipsiensis» (5 Bde., Hof 1801‒5), «Anleitung zur Kenntnis der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte» (4 Bde., ebd. 1787‒1807), «Grundriß der Archäologie, oder Anleitung zur Kenntnis der Geschichte der alten Kunst», Abteil. 1 (Lpz. 1816), «Commentarii historici decretorum religionis christianae et formulae Lutheranae» (ebd. 1801). Von 1789 an redigierte er die «Neuen gelehrten Leipziger Anzeigen», die 1819 zum «Allgemeinen Repertorium der neuesten in- und ausländischen Litteratur» umgestaltet wurden. – Vgl. Hobbes, Vita Cur. D. Beckii (Lpz. 1837).

Beck, Friedrich, Freiherr von, Feldzeugmeister und Chef des Generalstabes der österr.-ungar. Armee, geb. 21. März 1830 zu Freiburg i. Br., trat 1846 als Kadett in die Armee, diente als Lieutenant und Oberlieutenant bei der Infanterie, den Pio-^[folgende Seite]