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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beckerath (Moritz von); Beckerit; Beckers; Becket; Beckford

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Beckerath (Moritz von) – Beckford

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Beckerath'

er in der Ansicht über das weitere Verhalten der Nationalversammlung von seinen polit. Freunden abwich, legte er Anfang Mai 1849 sein Mandat als Abgeordneter nieder und trat aus dem Reichsministerium. Für Preußens Unionspolitik trat er sowohl im Erfurter Parlament wie in der preuß. Zweiten Kammer seit 1849 ein. 1852 legte B. sein Mandat für die Kammer nieder, in der er erst 1859 wieder auf kurze Zeit erschien; 1862 trat er noch einmal auf dem Handelstage in München für Preußen ein. Er starb 12. Mai 1870 zu Krefeld. – Vgl. Kopstadt, Hermann von B. (Braunschw. 1875).

Beckerath, Moritz von, Historienmaler, geb. 1838 in Krefeld, wurde seit 1857 als Schüler Kehrens an der Düsseldorfer Akademie gebildet und ging 1859 nach München, wo er meist bei Schwind studierte. Weniger glücklich in der Farbe (Flucht Napoleons aus Moskau, Anbietung der deutschen Kaisertreue durch König Ludwig Ⅱ. von Bayern), ist er besonders im Karton bedeutend; so im Wittekind, Cimbernkampf, Bestattung Alarichs im Busento (München, Galerie Schack), wie in seinem Brunhildecyklus. B. ist auch der Urheber der Sgraffitomalereien im Lichthof der Technischen Hochschule zu Charlottenburg (1884 ausgeführt).

Beckerīt, ein undurchsichtiges lehmfarbiges fossiles Harz, welches als Seltenheit mit dem Bernstein zusammen im ostpreuß. Tertiär vorkommt; die chem. Analyse giebt wenig Aufschluß über dasselbe; nach seiner Beschaffenheit scheint es der lebenden Guttapercha nahe zu stehen. Es enthält sehr häufig Abdrücke monokotyledoner Früchte.

Beckers, Hubert, Philosoph, geb. 4. Nov. 1806 in München, studierte in seiner Vaterstadt und habilitierte sich dort 1831 als Privatdocent der Philosophie. Nachdem er seit dem folgenden Jahre in Dillingen am Lyceum die Philosophie gelehrt hatte, wurde er 1847 als ord. Professor nach München zurückberufen, 1853 Mitglied der bayr. Akademie der Wissenschaften. Er starb 11. März 1889 zu München. Seine philos. Arbeiten stehen sämtlich auf dem Boden der spätern Schellingschen Lehre. Bekannt wurde er zuerst durch die Übersetzung eines Cousinschen Fragments «Über franz. und deutsche Philosophie» (Stuttg. 1834), wozu Schelling selbst eine Einleitung schrieb; sodann durch die «Mitteilungen aus den merkwürdigen Schriften der verflossenen Jahrhunderte über den Zustand der Seele nach dem Tode» (2 Hefte, Augsb. 1835 u. 1836). Weiter veröffentlichte er: «Repertorium der in- und ausländischen Litteratur der gesamten Philosophie» (2 Jahrgänge, 1839 u. 1840), «Denkrede auf Schelling» (Münch. 1855), «Über die negative und positive Philosophie Schellings» (1855), «Über Schelling und sein Verhältnis zur Gegenwart» (1857), «Über die Bedeutung der Schellingschen Metaphysik» (Münch. 1861), «Über die wahre und bleibende Bedeutung der Naturphilosophie Schellings» (ebd. 1864), «Die Unsterblichkeitslehre Schellings» (ebd. 1865), «Schellings Geistesentwicklung» (ebd. 1875); anonym endlich «Das geistige Doppelleben» (Lpz. 1856). Auch hat er eine Sammlung von geistlichen Liedern als «Cantica spiritualia» (2 Quartbände, Augsb. 1845–47) herausgegeben und sich selbst als Dichter-Komponist eines «Deutschen Reichsliedes» («Preis dir, o Deutsches Reich») bekannt gemacht, welches bei Einweihung des Niederwalddenkmals gesungen wurde.

Becket, Thomas a, der heilige Thomas von Canterbury, Kämpfer für die päpstl. Hierarchie ↔ in England, geb. 1117 zu Cheapside (London), Sohn eines aus der Normandie eingewanderten Kaufmanns, studierte zu Paris Theologie, zu Bologna die Rechte, wurde von Theobald, Erzbischof von Canterbury, mit dem Archidiakonat zu Canterbury und der Propstei Beverley betraut und 1155 von König Heinrich Ⅱ. zum Kanzler ernannt. In dieser Stellung unterstützte er des Königs monarchische Politik gegenüber den Ansprüchen der Kirche und gewann Heinrichs Vertrauen in solchem Grade, daß dieser 1162 zu Canterbury B.s Wahl zum Erzbischof und Primas des Reichs erzwang; 1163 erfolgte die päpstl. Bestätigung. Aber nun trat eine Wandlung ein: als Erzbischof kannte B. kein höheres Ziel, als die im Papste gipfelnde hierarchische Klerikalkirche gegen jeden Eingriff der Staatsgewalt sicher zu stellen; er erstrebte völlige Exemtion des Klerus von aller bürgerlichen Gerichtsbarkeit und Erwerbung eines selbständigen Kirchenvermögens. Dagegen berief Heinrich Ⅱ. 30. Jan. 1164 eine Versammlung geistlicher und weltlicher Großen nach Clarendon, deren Beschlüsse in den «Konstitutionen von Clarendon» die energische Behauptung staatlicher Hoheit gegenüber der Kirche darstellten. B. war gezwungen zuzustimmen, widerrief aber bald darauf. Vor des Königs Gericht zu Northampton geladen, floh er nach Frankreich, von wo aus er, von Papst Alexander Ⅲ. und dem franz. König Ludwig Ⅶ. geschützt, den Kampf gegen Heinrich fortsetzte. Erst im Sommer 1170 kam eine scheinbare Vereinigung zu stande, auf Grund deren B. nach England zurückkehrte. Aber der alte Kampf drohte von neuem auszubrechen, als B. 29. Dez. 1170 infolge eines verhängnisvollen Wortes des erbitterten Königs von vier Edelleuten auf den Stufen des Altars erschlagen ward. Der Ermordete erschien dem Volke als ein Märtyrer, man glaubte an Zeichen und Wunder, die an seinem Grabe geschahen, der König selbst mußte sich zur Buße am Grabe des zum Heiligen erhobenen Thomas demütigen, der bald der Nationalheilige Englands wurde. Heinrich Ⅲ. ließ 1221 die Gebeine B.s in eine eigene Kapelle bringen, wohin Gläubige in großer Anzahl Wallfahrten machten, deren Andenken Chaucer in seinen «Canterbury tales» aufbewahrt hat. Jährlich ward ein großes Fest, und alle 50 Jahre ein Jubiläum gefeiert, bis Heinrich Ⅷ. nach seiner Trennung von der röm. Kirche sich des reichen, in B.s Kapelle aufgehäuften Schatzes bemächtigte, den Heiligen vor seinen Gerichtshof laden und, da er ausblieb, als Verräter und Majestätsverbrecher verurteilen ließ. Sein Name ward aus dem Kalender gestrichen, die Feier seines Festes untersagt, seine Gebeine wurden verbrannt. – Vgl. Giles, Life and letters of Thomas a B. (2 Bde., Lond. 1846); Buß, Der heil. Thomas (Mainz 1856); Morris, The life and martyrdom of St. Th. B. (Lond. 1859); Reuter, Geschichte Alexanders Ⅲ. und der Kirche seiner Zeit (3 Bde., Lpz. 1860–64); Robertson, Materials for the history of Th. B. (7 Bde., Lond. 1876–86); Green, Henry Ⅱ. (ebd. 1888). Novellistisch ist B.s Leben behandelt in Konr. Ferd. Meyer, Der Heilige (Lpz. 1880; 8. Aufl. 1888).

Beckford, William, ein durch Reichtum, litterar. Talent und Überspanntheiten bekannter Engländer, geb. 1759 zu Fonthill in Wilts als Sohn William B.s, spätern Lord-Mayors von London (als welcher er eine berühmte Ansprache an Georg Ⅲ. hielt), der 1770 starb und ihm großen Kolonialbesitz sowie

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 616.