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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Begasse; Begattung; Begeben; Begegnungsgefecht; Begehrungsvermögen; Begeisterung

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Begasse - Begeisterung

mit der Skizze: Psyche, den schlafenden Amor belauschend, hervor. 1855 ging er nach Rom, wo das Studium Michelangelos seinem Talent eine naturalistische Richtung gab. In Rom führte er die Amor- und Psychegruppe in Marmor aus und einen Pan, der die Psyche tröstet, womit er den ersten Sieg in seiner realistisch-malerischen Richtung errang. Nach Berlin zurückgekehrt, vollendete er zunächst eine Faunenfamilie, sowie Porträtbüsten und die Façadengruppe der neuen Börse in Berlin: Borussia, Handel, Ackerbau und Industrie beschützend. Im Frühjahr 1861 folgte er einem Rufe als Professor an die Kunstschule nach Weimar, legte aber diese Stelle im Herbst 1862 nieder, lebte später in Rom, bis er 1866 dauernd nach Berlin zurückkehrte. Inzwischen hatte er in der Konkurrenz um das Denkmal Friedrich Wilhelms Ⅲ. für Köln zwar den ersten Preis gewonnen, aber die Ausführung nicht erhalten, dafür aber ward ihm für die in Berlin zu errichtende Schiller-Statue der erste Preis und die Marmorausführung zu teil (1863‒71). Sonst sind von seinen Werken hervorzuheben: Venus tröstet den von einer Biene gestochenen Amor (1864), eine Badende, welche sich trocknet (1865), ein Pan, der einen Knaben im Flötenspiel unterrichtet, Susanna (1872), die Bronzegruppe Raub der Sabinerin (1876), Merkur die Psyche entführend (1878; Nationalgalerie zu Berlin), Kentaur, der eine Nymphe auf seinen Rücken hebt (1881). Für die Ruhmeshalle zu Berlin schuf er eine Kolossalstatue der Borussia, zwei röm. Krieger auf den Treppenwangen und die allegorischen Statuen der Städte und der Kriegswissenschaften. Der kolossale Neptunbrunnen in Bronze, auf dem Berliner Schloßplatz, mit den Gestalten der vier preuß. Ströme (1891), das Denkmal A. von Humboldts in Berlin, der Sarkophag Kaiser Friedrichs Ⅲ. in dessen Mausoleum zu Potsdam (1892), die auf dem neuen Reichstagsgebäude befindliche kolossale Giebelgruppe (Germania zu Pferd) und zahlreiche dekorative Arbeiten zeigen die Vielseitigkeit des Künstlers; ebenso eine große Zahl von Bildnisbüsten, wie Adolf Menzels (1876) und Moltkes (1881) für die Berliner Nationalgalerie, Kaiser Wilhelms Ⅰ. (Museum zu Breslau), Professor Mommsens, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (Ruhmeshalle) u. a. 1892 wurde ihm nach engerm Wettbewerb die Ausführung des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm Ⅰ. in Berlin übertragen. B. steht seit 1876 einem Meisteratelier für Bildhauer an der Berliner Akademie vor, ist Mitglied des Senats und der Friedensklasse des Ordens pour le mérite. – Karl B., geb. 23. Nov. 1845 zu Berlin, lernte im Atelier seines Bruders Reinhold und vervollkommnete sich als Bildhauer durch einen längern Aufenthalt in Italien. Hier entstand die Figur des Silen mit dem Bacchusknaben auf dem Schoße, und die Kindergruppe: Die Geschwister (1878; Berliner Nationalgalerie). Maßvoll und edel wie diese sind auch die Statuen des Architekten Knobelsdorff in der Vorhalle des Berliner Museums und des Columbus und Aristoteles in der Kieler Universität, wie seine Büsten des Malers von Marées (1878; Berliner Nationalgalerie) und Kaiser Wilhelms Ⅰ. (Galerie zu Cassel).

Begasse, s. Bagasse.

Begattung, s. Befruchtung und Zeugung.

Begeben, in Bezug auf einen Wechsel soviel, als denselben durch Indossieren auf einen andern Inhaber übertragen. Die kleinen Banken und Bankiers begeben die von ihnen diskontierten Wechsel vielfach wieder an größere weiter, indem sie durch ihre Unterschrift mit Garantie leisten, und sie gewinnen dabei außer der Provision auch die Differenz des Diskontos. Die Notenbanken setzen meist die weit umlauffähigern Noten an die Stelle der Wechsel und halten die letztern als Deckung eines Teils der erstern zurück. In der Börsensprache nennt man B. auch das Ausgeben neuer Anleihen, besonders die Verteilung auf die ersten Abnehmer.

Begegnungsgefecht, Gefecht, das sich aus der Tiefe der Marschkolonnen gegen einen meist selbst noch im Aufmarsch begriffenen Gegner entwickelt. Die Einleitung des Gefechts ist Sache der Avantgarde (s. d.). Für den Führer der Avantgarde kommt es hierbei darauf an, dem Feinde in der Entwicklung den Vorsprung abzugewinnen, dabei aber den Absichten der höhern Führung nicht vorzugreifen. Die Durchführung des Angriffs von seiten des Gros darf durch die Entwicklung so wenig als möglich aufgehalten werden; vorausgehende Entwicklung auf der Grundlinie würde nur zu Zeitverlust führen. Ein gemeinsamer Angriffsbefehl, die Aufgaben der einzelnen Teile zusammenfassender Befehl wird bei B. nur in seltenen Fällen möglich sein; meist werden, dem Anmarsch der Truppen und den über den Feind eingehenden Meldungen entsprechend, die verschiedenen Befehle nacheinander gegeben werden müssen.

Begehrungsvermögen, ein Ausdruck der ältern Psychologie, der die Erscheinungen zusammenfaßt, welche sich auf ein Streben aus der Gegenwart in die Zukunft beziehen, die Begehrungen und Verabscheuungen, Neigungen und Abneigungen, dann auch die Überlegungen, Entschließungen und Willensakte. Es wurde gesondert einerseits vom Erkenntnisvermögen, andererseits vom Gefühlsvermögen. Man unterschied außerdem ein unteres oder niederes und ein oberes oder höheres B., indem man zu jenem die Äußerungen der sinnlichen Triebe, des instinktmäßigen Wollens, ebenso die Neigungen und Leidenschaften, zu diesem das verständige, überlegte, vernünftige sittliche Wollen rechnete. In der letztern Beziehung setzte Kant die praktische, sittlich gesetzgebende Vernunft dem obern B. gleich. Die ganze Ansicht vom geistigen Leben jedoch, in welcher die Annahme eines besondern B. wurzelt, hat sich als unzureichend zur Erklärung der psychischen Vorgänge erwiesen, und die Psychologie hat es als ihre Aufgabe erkannt, die verschiedenen Arten des Begehrens (Wunsch, Begierde, Trieb, Neigung, Leidenschaft, Wille) in ihrer individuellen Bestimmtheit und Veränderlichkeit aus elementaren Erscheinungen und allgemeinen Gesetzen abzuleiten. Hiernach werden Begehren und Widerstreben als die beiden Grundformen der Triebe aufgefaßt, als Gefühle der Lust oder Unlust in Verbindung mit mehr oder weniger deutlichen Vorstellungen und gefolgt von Bewegungen, welche das vorhandene Lustgefühl zu vergrößern oder das empfundene Unlustgefühl zu beseitigen bestimmt sind. Dies geschieht dadurch, daß die jenen Vorstellungen entsprechenden thatsächlichen Zustände des Körpers herbeigeführt und die dazu erforderlichen äußern Bedingungen hergestellt werden.

Begeisterung, starke, freudige Erregung, in der man alle Seelenkräfte gesteigert fühlt. Sie tritt dann ein, wenn etwas Neues und bisher noch nicht Gewohntes, dabei aber innerlich Wertvolles mit unverhofftem Glück hervorgebracht und bewirkt