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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Behat; Behäufeln; Behemot; Behennüsse; Behenöl; Beherah; Behistun; Behlen; Behm

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Behat – Behm

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Beharrungsvermögen'

Körper mit der Hand, so empfindet man den Widerstand der Bahn als einen Druck derselben Art wie derjenige, der die Körper in Bewegung setzt. Je kleiner dieser Widerstand (Druck) ist, desto länger und gleichmäßiger bewegen sich die Körper fort. Durch solche Überlegungen erkannte Galilei (1638), daß die Bewegungsgeschwindigkeit der Körper nur durch gegenwirkende Kräfte vermindert wird, ebenso wie dieselbe nur durch Kräfte erzeugt werden kann. Sowie eine Kraft nötig ist, ein Geschoß, einen Eisenbahnzug in Bewegung zu setzen, so kann auch nur eine Kraft dieselben aufhalten. Da das Wesen einer Kraft (s. d.) in der unausgesetzten Beschleunigung (s. d.) oder Geschwindigkeitsänderung im Sinne der Kraft besteht, wie dies z. B. beim Fall (s. d.) des Körpers deutlich hervortritt, so ist klar, daß, wo keine Kraft wirksam ist, auch keine Geschwindigkeitsänderung eintritt. Die Richtung einer Bewegung kann sich ebenfalls nur ändern, wenn von anderer Richtung eine Kraft wirkt. Ohne die Wirkung einer Kraft behält also ein bewegter Körper seine Richtung und Geschwindigkeit ungeändert bei. Ein ruhender Körper bleibt ohne Kraft nach demselben Gesetze in Ruhe. Dieses dem Augenschein so sehr widersprechende Gesetz der Trägheit (Inertia) oder Beharrung (von Galilei 1638) bildet mit dem Kraftbegriff, in dem es eigentlich schon enthalten ist, die wichtigste Grundlage der Mechanik; die klare Erkenntnis derselben bedeutet einen der größten Fortschritte. – Vgl. Mach, Die Mechanik in ihrer Entwicklung (2. Aufl., Lpz. 1889); Wohlwill, Die Entdeckung des Beharrungsgesetzes (in der «Zeitschrift für Völkerpsychologie», 1884).

Behat (engl. für Bihat), sonst Dschihlam (s. d.), Fluß im Pandschab (s. d. und Hydaspes).

Behäufeln oder Anhäufeln, eine Art der Bodenlockerung, die bei bestimmten Gewächsen in Anwendung gebracht wird, um diese zur Bildung neuer Wurzeln anzuregen, festern Halt gegen das Umfallen zu geben (Erbsen, Bohnen, Kohlarten, Mais), hauptsächlich aber um die unterirdischen Knollen und fleischigen Wurzeln gewisser Pflanzen (Kartoffeln, Sellerie, Lauch) mit lockerer Erde zu umgeben und hierdurch größere und zarter ausgebildete Knollen zu gewinnen. Zu dieser Arbeit wird eine etwas breite Hacke benutzt, mit der die Erde entweder an jede einzelne Pflanze herangezogen wird, so daß sie dieselbe kegelförmig umgiebt, oder so daß ganze Pflanzenreihen in rückenförmige Erhöhungen zu stehen kommen. Letztere Behäufelungsart wird im Großbetrieb, namentlich beim Kartoffelbau, mittels kleiner Pflüge und Zugtiere ausgeführt.

Behemōth (vom kopt. P-ehe-môut, d. i. der Wasserochse), der Name eines Tierungeheuers, das im Buch Hiob (Kap. 40, 10‒19) beschrieben ist und nur das Nilpferd sein kann. Ob diese Beschreibung dem Buch Hiob in seiner ursprünglichen Gestalt angehört, ist streitig. – Im Talmud ist B. ein großer Stier, der im Anfange geschaffen wurde.

Behennüsse, s. Moringa.

Behenöl, ein fettes, nicht trocknendes Öl, das durch Auspressen der Behennüsse (s. Moringa) gewonnen wird. Es ist farblos oder hellgelb, geruch- und geschmacklos, erstarrt bei niederer Temperatur wie Butter und wird erst bei 25° flüssig, läßt sich wie Olivenöl verwenden. Es enthält außer den Bestandteilen des Olivenöls noch das Glycerid der Behensäure, C22H44O2 eine der kohlenstoffreichsten ↔ Säuren der Fettsäurereihe. B. wird sehr schwer ranzig und ist deshalb sehr geschätzt.

Behērah, die nordwestlichste Provinz Ägyptens, zwischen dem westl. Mündungsarme des Nils und dem von Rosette, mit der Hauptstadt Damanhur, hat 10780 qkm, darunter 2413,7 qkm Kulturboden, und (1882) 398856 E. Der Provinz gehören an: der Mariut- und Edku-See, der Mahmudjeh- und Abu-Dibab-Kanal und die Eisenbahn von Alexandria nach Kafr es-Sayar am Nil (nach Tanta). Für die Sommerkultur bezieht die Provinz ihr Wasser hauptsächlich durch ein großes Pumpwerk 55 km nordwestlich von Kairo, das in 24 Stunden 3 Mill. cbm Wasser 2 m hoch aus dem westl. Nilarm in den Kanal von Katatbe heben kann.

Behistûn oder Behistân, Berg im pers. Kurdistan, s. Bisutun.

Behlen, Stephan, Forstmann, geb. 5. Aug. 1784 zu Fritzlar, studierte bei den nach Aschaffenburg übergesiedelten Professoren der aufgehobenen Universität Mainz Jura und Cameralia, wurde 1803 Landeskommissar in Aschaffenburg, 1804 kurfürstl. Forstkontrolleur, 1808 Forstmeister im Amte Lohr, 1819 im Forstamt Kothen und 1821 Professor der Naturgeschichte an der Forstlehranstalt zu Aschaffenburg. Nach der 1832 erfolgten Aufhebung der Anstalt pensioniert, wurde B. 1833 zum Rektor der Gewerbeschule daselbst ernannt, trat aber schon 1835 in den Ruhestand. Er starb 7. Febr. 1847 zu Aschaffenburg. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Der Spessart. Versuch einer Topographie dieser Waldgegend» (3 Bde., Lpz. 1823‒27), «Lehrbuch der gesamten Forst- und Jagdtiergeschichte» (ebd. 1826), «Lehrbuch der Jagdwissenschaft» (Frankf. 1835; 2. Aufl. 1839), «Real- und Verballexikon der Forst- und Jagdkunde mit ihren Hilfswissenschaften» (7 Bde., ebd. 1840‒46). Mit Laurop gab er die «Systematische Sammlung der Forst- und Jagdgesetze der deutschen Bundesstaaten» (3 Bde., Mannh., Hadamar und Karlsr. 1827‒31) heraus, die er allein in dem «Archiv der Forst- und Jagdgesetzgebung der deutschen Bundesstaaten» (29 Bde., Freiburg, die letzten 6 Bde. Frankf. 1835‒46) fortsetzte. Auch begründete er die «Allgemeine Forst- und Jagdzeitung» (seit 1825) und führte Mayers «Zeitschrift für das Forst- und Jagdwesen in Bayern» (bis 1847) fort.

Behm, Ernst, geogr. und statist. Schriftsteller, geb. 4. Jan. 1830 in Gotha, studierte in Jena, Berlin und Würzburg und trat 1856 in die geogr. Anstalt von Justus Perthes in Gotha ein, wo er eine reiche Thätigkeit in der Redaktion der Petermannschen «Mitteilungen» entfaltete. Besondere Anerkennung fand der bereits 1872 von B. geführte wissenschaftliche Nachweis von der Übereinstimmung des von Livingstone entdeckten Lualaba mit dem Kongo, eine Annahme, deren Wahrheit 1877 durch Stanley bestätigt wurde. 1876 übernahm B. die Redaktion des statist. Teils des «Gothaischen Hofkalenders», blieb aber auch fernerhin für die «Mitteilungen» thätig, deren Oberleitung er 1878 nach dem Tode Petermanns erhielt. 1866 hatte B. das «Geographische Jahrbuch» ins Leben gerufen, dessen Redaktion er 1878 an Herm. Wagner abtrat. Von diesem Werke wurde 1872 der bevölkerungsstatist. Teil abgesondert, der unter Mitredaktion von H. Wagner als «Ergänzungshefte zu Petermanns Mitteilungen: Die Bevölkerung der Erde» (bis 1891 8 Hefte) erschien. B. starb 15. März 1884 zu Gotha.