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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Beleuchtung

u. dgl. abgehalten werden kann, daß das Licht stark, gleichmäßig und frei von farbigen Reflexen ist.

Zur künstlichen B. freier oder geschlossener Räume sind gegenwärtig für den dauernden Betrieb folgende Beleuchtungsarten in Gebrauch: a. durch Kerzen, b. durch Öle (vegetabilische und mineralische), c. durch Gas, d. durch elektrisches Licht. Eine Vergleichung dieser Beleuchtungsarten in ökonomischer und hygieinischer Beziehung giebt die nachstehende Tabelle, zu deren Erklärung folgendes vorausgeschickt sei. Eine B. ist um so vorteilhafter: 1) je billiger sie ist, 2) je weniger sie die Luft verschlechtert, 3) je weniger feuergefährlich sie ist, 4) je leichter und einfacher der Betrieb ist. Behufs Kostenvergleichung sind in der Tabelle für jede Beleuchtungsart die zur Erzeugung einer Lichtmenge von 100 Normalkerzen erforderlichen Beträge angegeben. In gesundheitlicher Beziehung haben alle Flammen der Kerzen-, Öl- und Gasbeleuchtung die Eigenschaft, der Luft Sauerstoff, der für unsere Atmung notwendig ist, zu entziehen und dafür schädliche Verbrennungsprodukte zu liefern. Außer event. Rußbildung, die aber durch richtige Behandlung der Brenner immer zu vermeiden ist, werden hauptsächlich Kohlensäure und Wasserdampf erzeugt, deren Mengen in Kubikmeter bei 0° und für 100 Kerzen pro Stunde angegeben sind. Die dabei verbrauchten Sauerstoffmengen lassen sich leicht berechnen, da 1 cbm Kohlensäure 1440 g und 1 kg Wasser 890 g Sauerstoff zu ihrer Bildung erfordern. Die Verschlechterung der Luft durch Sauerstoffentziehung ist gering gegen die durch Kohlensäureentwicklung. Ein einziger Gaszweilochbrenner produziert so viel Kohlensäure wie 7-8 erwachsene Menschen durch ihre Ausatmungen. Es ist daher höchst vorteilhaft, die Verbrennungsprodukte durch Rohre nach außen zu führen, wie dies beim Regenerativbrenner der Fall ist, der deshalb in hygieinischer Beziehung mit dem elektrischen Licht konkurriert, bei welchem, und zwar beim Glühlicht gar keine, beim Bogenlicht sehr unbedeutende Mengen Verbrennungsprodukte und zwar nur Kohlensäure entwickelt werden. Der neben Kohlensäure bei den genannten Beleuchtungsarten sich bildende heiße Wasserdampf macht die Luft schwül. Weitere schädliche Verbrennungsprodukte sind: das giftige Kohlenoxyd, das bei zu klein als auch bei zu groß brennenden (rauschenden) Gasflammen auftritt, durch Anwendung von Lampencylindern aber fast vermieden wird; schweflige Säure, die bei Verbrennung von schwefelhaltigen Ölen und Gasarten entsteht, für die Atmung giftig wirkt und Silberwaren schwarz anlaufen läßt; ein Teil der schwefligen Säure bildet sich, mit Wasserdampf zusammentretend, zu Schwefelsäure um, welche Gardinen, Möbel- und Kleiderstoffe zerfrißt, die von schwefliger Säure allein nur gebleicht werden; sehr schädlich für die Atmung sind auch Akroleïndämpfe, die sich bei schlecht brennenden Öllampen und glimmenden Dochten bilden. - Die von einer Lichtquelle entwickelte Wärme wird in der Regel ebenfalls als unangenehme Beigabe betrachtet. Kerzen-, Öl- und Gasflammen (außer den Regenerativbrennern) erhitzen die Luft direkt durch ihre heißen Verbrennungsprodukte und liefern außerdem noch strahlende Wärme, während bei elektrischem Licht nur letztere auftritt und zwar in weit geringerm Maße, obgleich die Temperatur des elektrischen Bogens 2000 bis 4000° beträgt. Pettenkofer fand im

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Münchener Hoftheater, daß bei leerem Hause und Gasbeleuchtung die Temperatur im dritten Rang im ganzen um 9,2°, bei elektrischem Licht nur um 0,9° stieg; bei vollem Hause stieg sie bei Gas um 7,4°, bei elektrischem Licht um 4,2°. Der Kohlensäuregehalt stieg bei besetztem Hause und Gas von 0,4 Promille bis 2,3 Promille, bei elektrischem Licht von 0,4 Promille auf 1,8 Promille; bei leerem Hanse und Gasbeleuchtung von 0,4 Promille auf 2,0 Promille, bei elektrischem Licht ergab sich keine Zunahme. In der Tabelle ist für jede Beleuchtungsart die gesamte pro 100 Kerzen und Stunde entwickelte Wärmemenge in Kalorien angegeben. Bei Arbeitslampen ist die strahlende Wärme besonders lästig; die Konstruktionen von Schuster und Baer ("hygieinische Normallampe") sowie das Gasglühlicht von von Auer, Fahnehjelm u. s. w. bezeichnen einen erheblichen Fortschritt in dieser Beziehung.

Betreffs Feuergefährlichkeit ist am ungünstigsten die Gasbeleuchtung wegen der Explodierbarkeit des aus defekten Leitungen entweichenden Gases, ferner die Mineralöllampen, die ebenfalls explodieren können, gegenwärtig jedoch weniger leicht, da alle zur Beleuchtung benutzten Erdöle amtlich auf ihren Entflammungspunkt geprüft werden (s. Abelscher Apparat); in zweiter Linie sind alle frei brennenden Flammen feuergefährlich, insofern sich brennbare Körper an ihnen entzünden können, was bei elektrischem Licht gänzlich ausgeschlossen ist.

Bezüglich der Bedienung sind am unbequemsten die Öllampen wegen der notwendigen öftern Reinigung, des Aufgießens von Öl, des Einziehens neuer Dochte und des unbequemen Ansteckens und Auslöschens. Dem gegenüber ist die Leichtigkeit der Bedienung von Gasbrennern bekannt; nur Regenerativbrenner und Gasglühlicht erfordern einige Aufmerksamkeit. Bei elektrischem Licht geschieht das Anzünden und Auslöschen einfach dadurch, daß der Strom in die betreffende Leitung ein- und ausgeschaltet wird, was für viele Lampen zugleich von einer Centralstelle aus geschehen kann. Außerdem läßt sich gewöhnlich jede Lampe für sich ein- und ausschalten und zwar durch einen unweit der Lampe selbst angebrachten Schaltwirbel, dem man sinnreicherweise die äußerliche Gestalt und Bewegungsart der Gashähne gegeben hat, um die im Publikum bekannte Bedienungsweise des Gaslichts auf das elektrische Glühlicht zu übertragen.

Die den verschiedenen Beleuchtungsarten angehörenden Lichtquellen haben verschiedene Lichtstärke, die sich bei jedem Leuchtstoff durch geeignete Konstruktion der Brenner und Lampen regulieren und zu einem Maximum steigern läßt. Im Erdölrundbrenner wird mit derselben Ölmenge dreimal soviel Licht erzeugt als im Erdölflachbrenner. Noch größer sind die Unterschiede beim Gaslicht, indem das im Regenerativbrenner verbrannte Gas fast sechsmal soviel Licht spendet als das im Zweilochbrenner verbrannte, wobei allerdings dazukommt, daß größere Brenner derselben Konstruktion eine mehr als verhältnismäßig größere Lichtstärke erzeugen. Die Messung der Lichtstärke geschieht mittels des Photometers (s. d.) durch Vergleichung mit einer Normalkerze (s. d.). Es haben: gewöhnliche Gasschnitt- und Zweilochbrenner 12-14 Kerzen, Argandbrenner 15-18, kleine Siemensbrenner für Innenbeleuchtung 260-750, große für Außenbeleuchtung 2000-4000; elektrische Glühlampen 16, Bogenlampen 300-500 Normalkerzen.