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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beltis; Beltrame; Beltrami; Beltramo; Beludschistan; Beluga; Belugensteine; Belus; Belutschistan

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Beltis - Belutschistan

breit. Der Große B. hat starke nördl. und südl. Strömungen (wie auch Sund und Kleiner B.), durch welche Kattegat und Ostsee ihre Gewässer auswechseln; von den Inseln sind zu nennen Romsö, Sprogö, Agersö und Omö. Der Kleine B. (dän. Lille B., zwischen Fünen einerseits, Schleswig und der Südostecke Jütlands andererseits, ist von Fredericia südwärts bis zur Insel Alsen 52 km lang, 630 m bis 15 km und im N. von Alsen 30 km breit, 9-26 m tief und wird wegen der heftigen Strömungen und vielen Krümmungen nur wenig benutzt. Der nördlichste Teil, auch Middelfart-Sund genannt, ist sehr tief, aber schmal wie ein Fluß. Im südl. Teile hat er ebenfalls sehr tiefes und breiteres Fahrwasser. Die bemerkenswertesten Inseln sind Fänö, Brandsö und Bogö. Kriegsgeschichtlich berühmt ist der Übergang des Schwedenkönigs Karl X. über das Eis der B. Dieser ging 30. Jan. 1658 von Heils, einem Dorfe im SO. von Kolding, nach der Insel Brandsö, von da zur Landspitze Vedelsborghoved auf Fünen, wo es zu Gefechten mit den Dänen kam. Von Nyborg auf Fünen wandte er sich 5. bis 6. Febr. über das Eis des Großen B. nach Langeland, von dort über Laaland und Falster nach Vordingborg auf Seeland.

Beltis, s. Baal.

Beltrame, Giovanni, ital. Sprachforscher und Afrikareisender, geb. 11. Nov. 1824 zu Valeggio in Oberitalien. Er ging im Auftrag einer österr. Missionsgesellschaft als Missionar 1854 nach Chartum und Fasokl, 1858 mit Knoblecher nach der in der Nähe von Gondokoro neugegründeten Station Heiligenkreuz am Weißen Nil, bereiste 1859 den Sobat und kehrte 1862 in die Heimat zurück. Er gab eine "Grammatica della lingua Denka" (Rom 1870; neue Aufl. 1880) und ein "Vocabulario Ital.-Denka e Denka-Ital." (ebd. 1880) heraus. Ferner veröffentlichte er: "Il Sennaar e lo Sciangallah" (2 Bde., Verona und Padua 1879), "Il Fiume bianco e i Denka" (Verona 1882).

Beltrami, Eugen, ital. Mathematiker, geb. 16. Nov. 1835 zu Cremona, Schüler von Betti, Brioschi und Cremona, wurde 1856 Eisenbahningenieur, seit 1862 Professor an den Universitäten Bologna, Pisa, Rom, gegenwärtig in Pavia. B. hat sich in der ersten Hälfte seines wissenschaftlichen Lebens ausschließlich mit Differentialgeometrie beschäftigt. In seinen "Richerche di analisi applicata alla Geometria" (in Battaglinis "Giornale di Matematiche", Bd. 2, 3) finden sich zuerst die bei der Biegung einer Fläche unverändert bleibenden "absoluten Funktionen", von denen Gauß ein erstes Beispiel, das Krümmungsmaß, gegeben hatte, und die später Weingarten als "Biegungsinvarianten" bezeichnete. Die neuern Arbeiten von B. beziehen sich auf mathem. Physik, speciell auf das Potential, auf Elektricität, Magnetismus, Elasticität.

Beltrami, Giovanni, ital. Steinschneider, geb. 1779 zu Cremona, gest. daselbst 1854, fand an Eugen Beauharnais einen Gönner, für den er u. a. eine Kette von 16 Kameen, die Mythe der Psyche darstellend, arbeitete. In den J. 1820-26 war er meist für den Grafen Sommariva beschäftigt. Seine bedeutendsten Kunstwerke sind: ein 18 mm großer Stein mit etwa 20 Figuren nach dem Bilde Charles Lebruns, das Zelt des Darius darstellend, und ein 27 mm großer Topas mit dem Abendmahl nach Leonardo da Vinci. - Vgl. Meneghelli, L'insigne glittografo Giov. B. (Padua 1839).

Beltramo, eine komische Maskenfigur der commedia dell'arte (s. d.), ein einfältiger Bedienter.

Beludschistan, s. Belutschistan.

Beluga, s. Delphine. B. oder Bjeluga ist auch der russ. Name des Hausens (s. d.).

Belugensteine, ovale, weiße Konkretionen, die sich in den Harnwerkzeugen des Hausens (Acipenser huso L.) finden, bei den Russen als Hausmittel dienen und meist aus phosphorsaurem Kalk bestehen.

Belus, jetzt Nahr Na'amēn, ein Küstenfluß Palästinas, der die Gewässer des nordwestl. Galiläas südlich von Akka ins Meer führt. An seinem sandigen Ufer sollen die Phönizier das Glas erfunden haben. Der Name B. (Belos, s. d.) ist die griech. Aussprache des semit. Gottes Baal.

Belus, Edler von, s. Baroß, Gabriel.

Belutschistan (Balutschistan, auch Beludschistan, engl. Beloochistan), das Gedrosia der Alten, ist das südöstlichste Fürstentum des Hochlandes von Iran, begrenzt im N. von Afghanistan und Britisch-Belutschistan, im O. von der brit.-ind. Landschaft Sindh, im S. vom Arabischen Meer, im W. von Persien. Die Nordgrenze folgt im allgemeinen dem 30. Breitengrade, die Ostgrenze den Halabergen; die Westgrenze gegen Persien, 1870 durch eine engl. Kommission festgesetzt, läuft an der Bucht von Gwadar nach NO., dann nach NW. bis zum Koh-i-Malik-i-sijah (Berg des Schwarzen Königs), wo afghanisches, belutschisches und pers. Gebiet zusammenstoßen. (S. Karte: Westasien II.)

Bodengestaltung. Das Streichen der Höhenzüge des meist gebirgigen Landes ist zumeist ein südsüdwestliches, die Fortsetzung des südafghan. Gebirgssystems. Das Suleimangebirge sendet seine Fortsetzung, das Halagebirge, nach Süden weiter und endet im Kap Muwarik (Monz), westlich von der Indusmündung. Daneben finden wir noch ein zweites Gebirgssystem mit ostwestl. Streichung, welches besonders im Süden (in der Provinz Mekran) zur Entwicklung gekommen ist. Auch die hammerförmig in das Meer ragenden Vorgebirge der Mekranküste sind als halbversunkene Parallelkette anzusehen. Die Höhenzüge, welche im NO. das Gebiet der Marri und Bugti durchziehen, haben ebenfalls ostwestl. Streichung. Eben ist nur der nordwestl. Teil des Landes, östlich vom Koh-i-Malik-i-sijah, welcher der großen pers.-afghan. Sumpfniederung angehört. Die höchste Erhebung ist der Tschihiltänberg nördlich von Kelat (etwa 4000 m). Nahe der Südküste finden sich einige Schlammvulkane. Eine bedeutende Flußentwicklung hat in B. einesteils wegen der zahlreichen Gebirgszüge, dann aber wegen der außerordentlichen Dürre des Landes nicht stattfinden können. Viele Wasserläufe versiegen oder werden durch Bewässerungseinrichtungen völlig aufgezehrt, bevor sie das Meer oder den Indus erreichen. Die hauptsächlichen Flüsse sind: im N. der Bolan und Mula, im O. der Habd und Purali, im S. der Hingol, im W. der Descht mit dem Nihing. Die Durchbruchstäler des Bolan und Mula durch die östl. Gebirge sind die Pforten von Indien nach B.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ist in verschiedenen Teilen des Landes ein sehr verschiedenes und zeigt auch in einzelnen die schroffsten Gegensätze. Im Winter liegt der Schnee monatelang selbst in den Thälern, im Sommer ist die Hitze unerträglich. Die Mekranküste wetteifert mit dem in Arabien gegenüberliegenden Oman um den Ruf der heißesten Gegend Asiens. Die Wüste Charan,