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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bengali; Bengalin; Bengalischer Golf; Bengalisches Feuer

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Bengali - Bengalisches Feuer

durch welche noch 1866 und 1873-74 viele Hnnderttausende um das Leben kamen. Etwa ein Dritteil der Bevölkerung (31,2 Proz.) besteht aus Mohammedanern, 65,3 Proz. sind Hindu, der Rest hauptsächlich Buddhisten, Christen und wilde Ureinwohner (s. oben). Die Mohammedaner sind aber nur zum kleinsten Teile Nachkommen der alten mohammed. Eroberer von Hindustan, sondern hauptsächlich im Laufe der Zeit zum Islam übergetretene Hindu der niedrigsten Kasten. Dieselben, ungleich verteilt, leben auch keineswegs vorzugsweise an den frühern Hauptsitzen der mohammcd. Machthaber. Ihre Zahl ist auch im Zunehmen. Hauptsprachen sind das Bengali, das Urija und das Hindustaui oder Urdu; s. Indische Sprachen). 98 Proz. der Bevölkerung sind Landbauer; im ganzen sind nur 39 Städte mit mehr als 20 000 E. vorhanden.

Die inländische Industrie hat durch die massenhafte, stets zunehmende Einfuhr aller nur denkbaren engl. Manufakte außerordentlich gelitten. Die früher berühmten, ausgebreiteten Musselinwebereien in Dhaka sind gleich den Baumwollwebereien zu Balasor fast gänzlich zu Grunde gegangen. In und um Kalkutta bestehen jedoch noch ziemlich bedeutende Fabriken von groben Baumwollstoffen, Segeltuchwebereien, Seilereien, Zuckerraffinerien, Rumbrennereien und Gerbereien. Zu Kaßipur, auf dem linken Hugliufer, befindet sich eine Stückgießerei, wo jährlich gegen 200 Kanonenrohre verfertigt werden können.

Handel und Verkehrswesen. Die Ausfuhr besteht hauptsächlich in Baumwolle, Rum, Reis, Indigo, Zucker, Salpeter, Lack, Seide, Opium, Kaffee und Tabak, die Einfuhr vorzüglich in engl. Baumwollmanufakten, Salz, Eisen, Kupfer, Stahl und Eisenwaren. Die Ausfuhr und Einfuhr finden fast ausschließlich über Kalkutta statt. 1889-90 belief sich die Gesamtausfuhr auf 764 284 339 M., die Einfuhr auf 505 244 218 M. Landwege vermitteln den Verkehr mit Nepal, Sikkim, Bhotan und Tibet. Durch Eisenbahnen steht B. mit allen Teilen der Vorderindischen Halbinsel in Verbindung. Innerhalb der Lieutenant-Gonverneurschaft sind die East-Indian- und die Eastern-Bengal-Bahn sowie zahlreiche Provinzialbahnen in Betrieb. 1888 betrug die Gesamtlänge des Eisenbahnnetzes von B. 3120 km, die der Telegraphenlinien 8176 km. Die Dardschiling-Himalaja-Bahn gehört zu den großartigsten Gebirgsbahnen der Welt. (S. Himalajabahn.)

Geschichte. Von der ältesten Geschichte von B. (mit Ausnahme etwa von Orissa) ist nur wenig bekannt, und dieses Wenige besteht zum großen Teil in halb mythischen Legenden. Erst mit den Einfällen der Mohammedaner in Indien werden die Überlieferungen zuverlässiger. 1203 wurde von letztern Bihar erobert, und 1225 ganz B. mit dem Reiche Dehli vereinigt, später, 1279, versuchte es der Gouverneur von B., Tograb, sich unabhängig zu machen. Er nahm den Königstitel an, unterlag aber in dem zwischen ihm und seinem Gebieter entstandenen Kriege. Auch die spätern Statthalter wiederholten mit größerm oder geringerm Erfolge den Versuch, sich von der Herrschaft von Dehli zu befreien, so daß die Geschichte von B. während des Mittelalters nur in einer Reihenfolge von Revolutionen und Usurpationen für kürzere oder längere Zeit bestand. Von 1539 bis 1576 stand B. unter der afghan. Dynastie, die von ihrem Stifter, dem hervorragenden Herrscher und Erbauer großartiger Verkehrswege, Scher Schah den Namen trägt. Erst dem Großmogul Akbar gelang es, B. wieder mit dem Reiche von Dehli zu vereinigen. Seit 1585 wurde es von "Subadar", d. h. Provinzinhabern verwaltet. Als die Engländer 1634 die Erlaubnis erhalten hatten, in B. Handel zu treiben, errichteten sie daselbst Faktoreien und breiteten sich mehr und mehr aus. Unter ihren Faktoreien waren die zu Hugli und Quaßimbasar die bedeutendsten. 1698 erhielten sie das Recht, dieselben zu befestigen. Vier Jahre später verlegten sie die Faktorei von Hugli nach dem gegenwärtigen Kalkutta, nachdem sie diesen Ort sowie Sutanati und Gobindpur angekauft hatten. 1756 vertrieb der Statthalter von B., Siradschud-daula, ein erbitterter Feind der Engländer, dieselben aus Quaßimbasar und rückte vor Kalkutta, welches sich nach kurzer Verteidigung ergeben mußte. 146 gefangene Engländer wurden in ein unter dem Namen "black hole" (schwarze Höhle) berüchtigt gewordenes Gefängnis geworfen, wo der größte Teil von ihnen umkam. Der Generalgouverneur Clive aber nahm 1757 Kalkutta wieder ein. Der Friede wurde geschlossen; aber sehr bald kam es zu neuen Feindseligkeiten, welche zu der die Macht der Engländer in Indien begründenden Schlacht von Palaschi (englisch Plassy) führten. Wenige Jahre später, 1765, wurden von dem Großmogul Schah Alam die Provinzen (Suba) B., Bihar und Orissa an die Englisch-Ostindische Compagnie übertragen. Die weitere geschichtliche Entwicklung B.s fällt mit der Ostindiens zusammen.

Litteratur. Vgl. Dalton, Descriptive ethnology of Bengal (Kalk. 1872); Barton, Bengal. An account of the country from the earliest times (Lond. 1874); Hunter, Statistical account of Bengal (5 Bde., ebd. 1875); Murray, Handbook of the Bengal presidency (ebd. 1882); Agricultural and administrative reform in Bengal. By a Bengal Civilian (ebd. 1883); Hunter, The Imperial Gazetteer of India (2. Aufl., 14 Bde., ebd. 1885-87).

Bengali, Unterabteilung der Prachtfinken (s. d.).

Bengali, s. Bengalische Sprache und Litteratur.

Bengalin, Farbstoff, s. Induline.

Bengalischer Golf, der Vorder- und Hinterindien voneinander trennende Teil des nördl. Indischen Oceans. Er enthält besonders an den Küsten mehrere Inselgruppen, bildet außer den Flußmündungen wenige Buchten, hat daher auch wenige gute Häfen, wird aber von zahlreichen Schiffen belebt, da an seiner Nordküste der Weltmarkt Kalkutta liegt. Er liegt im Gebiet der Monsune (s. d.).

Bengalisches Feuer, ein in der Lustfeuerwerkerei sehr gebräuchlicher Feuerwerkssatz, der wegen seines intensiven Lichts zur Beleuchtung von größern Räumen, Gebäudefacaden, Baumpartien u.s.w. benutzt wird. Durch Zusatz gewisser Stoffe kann man dem B. F. beliebige Färbungen geben. Ein dem weißen B. F. ähnlicher Satz wird für den Kriegsgebrauch in den Leuchtfackeln und in der Versetzung der Raketen verwendet. Auch die bunten Feuer finden in Signalfeuern mehrseitige Verwendung. Der Rezepte zum Herstellen des B. F. giebt es eine Unzahl; nachstehend einige der gebräuchlichsten: Weiße Flamme: 7 Gewichtsteile Salpeter, 2 Schwefel, 1 Schwefelantimon: oder 16 Salpeter, 6 Schwefel, 4 Schwefelantimon; oder 12 Salpeter, 4 Schwefel, 1 Schwefelantimon und 3 Mehlpulver. Grüne Flamme: 3 Kaliumchlorat, 18 Baryumnitrat, 6 Schellack. Blaue Flamme: 6 Kalium-^[folgende Seite]