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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Benzoeäther - Benzol

Java kommend, ist die gewöhnliche Handelsware (jetzt aber von der Pharmakopöe nicht mehr zugelassen); man erhält sie ebenfalls in großen Stücken, die auf dem Bruche ein porphyrartiges Aussehen zeigen, indem milchweiße, wachsglänzende Körner in einer rötlichgrauen Grundmasse eingebettet sind (Mandelbenzoe, Benzoë amygdaloides). Bei den bessern Torten sind diese Körner größer und die Grundmasse tritt zurück, die schlechtesten Sorten zeigen fast gar keine Mandeln. Der Geruch ist bei Sumatra-Benzoe mehr storaxartig; der Schmelzpunkt liegt erst bei 85° C. Dieser Sorte nahestehend, aber einen mehr glasigen Bruch zeigend, sind 3) die Penang-Benzoe und die Palembang-Benzoe, Wert 1,5-2 M. das Kilogramm. - Die B. enthält drei sich wenig voneinander unterscheidende Harze und 12-18 Proz. Benzoesäure (s. d.), welche letztere hauptsächlich in der Sumatrasorte mehr oder weniger durch Zimmetsäure ersetzt ist. Man pflegt hiernach die Benzoesorten auch in zimmetsäurefreie und in zimmetsäurehaltige B. einzuteilen, welche letztern nur zu Parfümeriezwecken verwendet werden. Ob eine B. zimmetsäurehaltig ist, erkennt man auf folgende Weise: Man pulvert die B. und erhitzt dieses Pulver mit etwas Soda und Wasser, filtriert und erhitzt das Filtrat mit etwas übermangansaurem Kalium; tritt hierbei der Geruch nach Bittermandelöl auf, so war Zimmetsäure vorhanden. Außer in der Medizin benutzt man die B. zu kosmetischen Zwecken und als Zusatz zu Räuchermitteln.

Benzoeäther, Benzoesäureäthylester, Benzoevinester, benzoesaures Äthyloxyd (Aether benzoicus), C7H5O2.C2H5 ^[C<sub>7</sub>H<sub>5</sub>O<sub>2</sub>.C<sub>2</sub>H<sub>5</sub>], stark aromatische, im verdünnten Zustande sehr angenehm riechende Flüssigkeit von 1,05 spec. Gewicht und 211° Siedepunkt, in Wasser nur wenig, in Alkohol leicht löslich, wird zur Bereitung künstlicher Fruchtäther, namentlich des Erdbeeräthers verwendet. Man erhält den B., wenn man eine Mischung von Benzoesäure, Alkohol und starker Salzsäure einige Tage lang an einem mäßig warmen Orte stehen läßt, dann Wasser zugießt und mehreremal mit einer verdünnten Salzlösung wäscht; durch nachfolgende Destillation erhält man dann den B. rein; er kostet etwa 13 M. pro Kilogramm.

Benzoëbaum, s. Styrax.

Benzoëblumen, s. Benzoesäure.

Benzoëharz, s. Benzoe.

Benzoësäure (Acidum benzoicum sublimatum), Benzoeblumen (Flores Benzoës), die Monocarbonsäure des Benzols: C6H5.COOH. Dieselbe kommt sehr verbreitet in der Natur vor, in einer großen Zahl von Harzen und ätherischen Ölen, in vielen Pflanzen, im Steinkohlenteer, als Bestandteil der Hippursäure im Harne der pflanzenfressenden Tiere, am reichlichsten jedoch im Benzoeharz, von dem sie ihren Namen hat. Zur Gewinnung im kleinen (für mediz. Zwecke) wird Benzoeharz aus einem eisernen Kessel sublimiert, der mit einer spitzen Papiertüte bedeckt ist. Das so erhaltene Produkt ist stets gelblich gefärbt und riecht infolge seines Gehalts an flüchtigem ätherischem Öle und an empyreumatischen Substanzen, die wesentlich an der Wirkung beteiligt sind, brenzlich-benzoeartig. Oder man kocht das zerstoßene Harz mit Kalkmilch, fügt zu der filtrierten Lösung des entstandenen Kalksalzes der M. etwas Chlorkalk (zur Zerstörung der verunreinigenden Farbstoffe) und fällt die B. mit Salzsäure. Vorteilhafter gewinnt man die B. aus der durch Eindampfen von Pferdeharn gewonnenen Hippursäure, indem man dieselbe durch Kochen mit 4 Teilen konzentrierter Salzsäure zerlegt. Hierbei spaltet sich die Hippursäure in Glykokoll und B., welche sich beim Erkalten der Lösung ausscheidet:

^[Liste]

COOH.CH2.NH.CO.C6H5 + H2O = COOH.CH2.NH2 + C6H5.COOH

Hippursäure Glykokoll Benzoesäure.

Aus Toluol entsteht die B. durch Oxydation mit einem Gemisch von chromsaurem Kalium und Schwefelsäure. Die für technische Zwecke bestimmte Säure wird meist durch Zersetzen von Benzotrichlorid aus Toluol mit Wasser unter Druck dargestellt.

Auf synthetischem Wege kann B. aus Benzol dargestellt werden. Die reine B. bildet weiße glänzende Blättchen oder Nadeln, schmilzt bei 120° und destilliert bei 250°. Unreine Säure färbt sich leicht gelblich und schmilzt bei einer viel niedrigern Temperatur. Sie sublimiert ohne Zersetzung, ihre Dämpfe reizen heftig zum Husten. Mit Wasserdämpfen ist sie sehr leicht flüchtig. In kaltem Wasser ist sie schwer löslich (1 Teil in 600 Teilen), leicht löslich in Alkohol und Äther. Die Wasserstoffatome des Benzolkerns, C6H5, sind durch viele einwertige Atome oder Gruppen vertretbar, wodurch eine große Zahl von Derivaten der B. entstehen. Die B. findet Anwendung in der chem. Farbenindustrie und in der Medizin ist sie offizinell. Der Preis der B. schwankt je nach der Art der Darstellung zwischen 3 M. und 35 M. für das Kilogramm.

Benzoësäuresulfinid, s. Saccharin.

Benzoëschmalz (Adeps benzoatus), eine Auflösung von 1 Teil sublimierter Benzoesäure in 99 Teilen Schweineschmalz, wird auch vielfach durch Digestion von Benzoeharz mit Schweineschmalz bereitet. B. wird auch bei längerer Aufbewahrung nicht ranzig; man benutzt es deshalb an Stelle von Schweineschmalz zu Salbe.

Benzoëtinktur (Tinctura Benzoës), eine braune Flüssigkeit von angenehm benzoeartigem Geruch. Sie ist offizinell, wird durch Ausziehen von 1 Teil gepulverter Benzoe mit 5 Teilen Weingeist erhalten und findet vielfach Anwendung als Zusatz zu kosmetischen Wässern u. dgl. Mit Wasser giebt sie milchähnliche Mischungen.

Benzoin, C14H12O2 ^[C<sub>14</sub>H<sub>12</sub>O<sub>2</sub>], ein aromatischer Ketonalkohol, C6H5.CO.CH(OH).C6H5, der durch Einwirkung von Cyankalium auf Benzaldehyd entsteht und in glänzenden, bei 134° schmelzenden Prismen krystallisiert. Durch Oxydation entsteht Benzil.

Benzol, C6H6 ^[C<sub>6</sub>H<sub>6</sub>], eine wasserhelle, leicht bewegliche, stark lichtbrechende Flüssigkeit von eigentümlich ätherischem Geruch, vom spec. Gewicht 0,88 bei 20°. Es erstarrt bei etwa 0° krystallinisch, schmilzt bei +8° und siedet bei 80,5°. In Wasser ist es nahezu unlöslich, mit Alkohol und Äther dagegen mischbar. Es löst Jod, Schwefel, Phosphor und viele organische Substanzen, als Harze, Fette u. a. auf. Seine Dämpfe sind sehr leicht entzündlich und brennen mit stark rußender Flamme. Das B. wurde 1825 von Faraday unter den Produkten der Destillation der fetten Öle entdeckt. Es ist im Steinkohlenteer bis zu 2 Proz. enthalten und entsteht durch trockne Destillation aller Benzolcarbonsäuren, die am Benzolkern nur COOH-Gruppen entbalten. Vom B. leitet sich die ungemein große Zahl der "Aromatischen Verbindungen" (s. d.) ab. Zur Gewinnung des B. trennt man aus dem gereinigten Stein-^[folgende Seite]