Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

738

Benzolkern - Beowulf

kohlenteeröl die bei 80-85° siedende Fraktion ab, läßt sie in der Kälte gefrieren und preßt das feste B. in der Kälte ab. Um ganz reines B. zu erhalten, destilliert man ein Gemenge von Benzoesäure mit Kalk. Das aus dem Steinkohlenteer stammende B. enthält stets Thiophen und giebt die Reaktion desselben. Es kann von ihm durch Schütteln mit konzentrierter Schwefelsäure befreit werden, die das Thiophen als Sulfosäure löst. Das B. des Handels, wie es in den Farbfabriken verwendet wird, ist ein Gemenge von B. mit Toluol und andern homologen Kohlenwasserstoffen. Ein B., das 30-40 Proz. B. enthält, eignet sich für die Herstellung von Anilinrot, reinere 90prozentige Präparate für Blau und Schwarz. Aus dem B. wird durch ein Gemisch von Salpetersäure und Schwefelsäure Nitrobenzol, und aus diesem Anilin bereitet, das als Ausgangsmaterial für die Anilinfarben dient. - Früher hieß das B. auch Benzin (s. d.).

Benzolkern, s. Aromatische Verbindungen.

Benzonitril, Cyanbenzol, ist das Nitril der Benzoesäure: C6H5.CN ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>.CN]; ein bei 191° siedendes, nach Bittermandelöl riechendes Öl, das durch Destillation von benzolsulfosaurem Kalium mit Cyankalium erhalten wird.

Benzopurpurin, Name für einige zur Gruppe der Benzidinazofarbstoffe (s. Benzidin) gehörigen Teerfarbstoffe; sie kommen als in Wasser lösliche braune oder rote Pulver in den Handel, die Baumwolle im Seifenbade schön rot färben.

Benzotrichlorid, C6H5.CCl3 ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>.CCl<sub>3</sub>, eine organische Verbindung, die sich bei anhaltendem Chlorieren von Toluol in der Siedehitze bildet. Es ist eine bei 213° siedende Flüssigkeit, die beim Erhitzen mit Wasser in Benzoesäure übergeht.

Benzoyl, Bezeichnung für das einwertige Radikal C6H5.CO-, das in vielen Verbindungen vorkommt, wie im Benzoylchlorid, C6H5.CO.Cl, der Benzoesäure, C6H5.COOH, dem Benzoylglykokoll u. s. w.

Benzoylamidoessigsäure, s. Hippursäure.

Benzoylchlorid, s. Benzoyl.

Benzoylglykokoll, s. Hippursäure.

Benzoylgrün, soviel wie Malachitgrün (s. d.).

Benzyl, Bezeichnung für die einwertige Atomgruppe C6H5.CH2-, welche sich vom Toluol, C6H5.CH3, durch den Mindergehalt von einem Wasserstoffatom unterscheidet. Obwohl das B. einen Benzolkern enthält, gleicht es in seiner Reaktionsfähigkeit den Alkoholradikalen der Fettreihe. Benzylchlorid, C6H5.CH2Cl, ist eine Flüssigkeit, die durch Einwirkung von Chlor auf siedendes Toluol erhalten wird, bei 176° siedet und durch Kochen mit Wasser und Bleinitrat in Benzaldehyd oder Bittermandelöl (s. d.) umgewandelt wird.

Benzylchlorid, s. Benzyl.

Benzyliden, s. Benzalchlorid.

Benzylviolett, ein dem Methylviolett (s. d.) sehr ähnlicher Triphenylmethanfarbstoff.

Beobachtung, die erste Leistung wissenschaftlicher Erkenntnis, welche zunächst nur darauf ausgeht, die einzelne Thatsache in ihrer vollen Bestimmtheit aufzufassen und festzuhalten, noch nicht aber, sie zu erklären, d. h. auf ihr Gesetz zurückzuführen (s. Theorie). Sie wird unterschieden vom Versuch oder Experiment, welches nicht darauf wartet, daß die Thatsache, die wir kennen möchten, sich von selbst darbiete, sondern durch künstliche Veranstaltung den Entscheid auf eine bestimmte Frage herbeizuführen sucht; es setzt im allgemeinen schon eine theoretische Absicht voraus, indem durch den Versuch eben sich entscheiden soll, ob die Thatsachen einer angenommenen Theorie entsprechen oder nicht. Die Darlegung des Beobachteten heißt Beschreibung (s. d.). Über Beobachtungsfehler und deren Behandlung s. Approximation und Ausgleichungsrechnung. - Vgl. Czuber, Theorie der Beobachtungsfehler (Lpz. 1891); Koll, Die Theorie der Beobachtungsfehler (Berl. 1893).

Beobachtungskorps, s. Observationsarmee.

Beobachtungsminen, Seeminen, die mit einer elektrischen Batterie in Verbindung stehen, durch welche die Explosion im geeigneten Augenblick vom Lande aus durch Schließen des Stroms herbeigeführt wird; die Zündung beruht hierbei entweder auf der Erzeugung elektrischer Funken oder auf dem Glühen eines Platindrahtes und wird durch eine Patrone aufgenommen. Die elektrische Zündung bedingt eine Leitung durch unterseeische oder unterirdische Kabel, deren innern Kern ein Kupferdraht bildet. Die B. bedürfen besonderer Apparate, um den Eintritt des Schiffs in den Wirkungsbereich der Mine zu bestimmen. Soll die Beobachtung nur von einer Station ausgehen, so bedient man sich der Camera obscura; bei zwei Stationen teleskopischcr Apparate. B. liegen tiefer unter dem Wasserspiegel und sind stärker geladen als Stoßminen; sie lassen den Augenblick der Zündung in der Hand des Verteidigers, gewähren den eigenen und soweit es zweckmäßig erscheint, auch den feindlichen Schiffen freien und gefahrlosen Durchlaß, gestatten jederzeit eine Prüfung des Zustandes der Zündung und erleichtern die Bewachung gegen Auffischen oder andere Beschädigungen; dagegen sind diese Minen sehr teuer und schwer mit Leitungen zu versehen, namentlich in Einfahrten mit Ebbe und Flut. Der Eintritt der feindlichen Schiffe in den Wirkungsbereich muß genau erkannt und rasch benutzt werden, da bei voller Fahrgeschwindigkeit das Schiff nur kurze Zeit im Bereich der Mine verweilt; es ist daher eine stete Beobachtung des Fahrwassers nötig, und die Wirksamkeit bleibt vorzugsweise auf die Dauer der Tageshelle beschränkt.

Beobachtungsstationen, meteorologische, s. Meteorologische Stationen; über ornithologische B. s. d.

Beos, s. Stare.

Beöthy (spr. böhti), Zoltán, ungar. Dichter und Ästhetiker, geb. 4. Sept. 1848 in Komorn, seit 1882 Professor der Ästhetik an der Universität in Budapest, Mitglied der Akademie und der Kisfaludy-Gesellschaft, zugleich Sekretär der letztern. Als Novellist und Romanschriftsteller zeichnet er sich durch psychol. Vertiefung sowie durch realistische Darstellung aus. Er veröffentlichte "Beszélyek", Novellen (1871), "A névtelenek" ("Die Namenlosen", 1875), "Kálózdi Béla", Roman (1875), "Rajzok", Skizzen (1879), "Ráskai Lea", poet. Erzählung (1881). Seine dramaturgischen Studien und Kritiken sammelte er als "Szinmüriok és szinészek" (Budapest 1882). B. ist auch Verfasser eines großen Werkes "A tragikum" ("Über das Tragische", 1885), einer trefflichen ungar. Litteraturgeschichte und einer (von der Kisfaludy-Gesellschaft preisgekrönten) Geschichte der ungar. Prosaerzählung, "A szép prózai elbeszélés" (2 Bde., Pest 1886).

Beowulf (gewöhnlich durch Bienenwolf, d. i. Specht, erklärt), der Name einer nach ihrem mythischen Haupthelden benannten angelsächs. volks-^[folgende Seite]