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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bergbau

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bergbau'

gleichen die Einrichtung eines Saug- und Druckventilgehäuses eines einfach wirkenden Drucksatzes ist auf Taf. IV, Fig. 6, 8, 9, zu ersehen. Während der Saugsatz aus dem Satzoberstück und dem Satzunterstück mit Saugröhre besteht, zwischen welchen die Kolbenröhre, in der der Kolben spielt, luftdicht eingesetzt ist, setzt sich der Drucksatz aus der Nonne mit Stopfbüchse, dem Pumpenkolben oder Mönch, den beiden Ventilgehäusen nebst Ventilen, dem Saugrohre und den Steigröhren, deren Länge man oft sehr bedeutend macht, zusammen. Taf. IV, Fig. 2, zeigt einen Saugsatzkolben in Ansicht und Schnitt. Die Übertragung der Bewegung der Pumpen, welche eine geradlinig auf und nieder gebende ist, erfolgt vom Motor aus durch die Schacht- oder Kunstgestänge. Man bezeichnet die Umtriebsmaschine in Verbindung mit den Pumpen und dem Schachtgestänge als Kunst oder Kunstgezeug. Je nach der Anwendung der Betriebskraft hat man Roßkünste, Radkünste, Wassersäulenkünste und Dampfkünste. Letztere werden jetzt am meisten gebraucht, während Roßkünste oder die Anwendung der Windmühlen zum Heben von Grubenwasser nur ganz untergeordnet noch vorkommen.

Radkunstgezeuge sind auf Taf. III, Fig. 2 u. 3, abgebildet. – Wassersäulenkünste drücken das Wasser nach Art der unterirdischen Wasserhaltungsmaschinen ohne Anwendung von langen Schachtgestängen bis zum Abflußstollen empor oder arbeiten, wenn sie oberirdisch sind, an langen Pumpengestängen. Bei den ältern Wasserhaltungsmaschinen wurde die Bewegung der Kraftmaschine durch Schachtgestänge direkt auf tiefer stehende Pumpen übertragen. Angewendet werden Wassersäulenkünste mit Vorteil, wenn man bedeutende Druckgefälle zur Verfügung hat in Verbindung mit ausreichenden und konstanten Aufschlagwassermassen, wie z.B. am Harz, im Salzburgischen, im Mansfeldischen, in Freiberg und zu Schneeberg in Sachsen, wo man die von der Maschine verbrauchten Aufschlagwasser, welche einer ausgedehnten Teichwirtschaft entnommen sind, auf tief gelegenen Stollen zugleich mit den von den Pumpen ausgehobenen Wassern zum Abfluß bringt. Die Wassersäulenmaschinen, in der Mitte des 18. Jahrh. von dem braunschw. Artilleriemajor Winterschmidt und dem Oberkunstmeister Höll zu Schemnitz gleichzeitig erfunden, sind seitdem wesentlich verbessert und vervollkommnet worden. Ihre wesentliche Einrichtung besteht darin, daß auf einem in einem Cylinder befindlichen Kolben der Druck einer Wassersäule, welche in den Wassereinfallrohren aufgesammelt ist, wirksam gemacht ist und den Kolben samt der daran hängenden Gestäng- und Pumpenlast emporhebt. Zwischen dem Treibecylinder und dem Einfallrohre befindet sich, um dem Kolben bei einem bestimmten Hube die rückläufige Bewegung zu erteilen, der Hauptsteuercylinder mit den Umsteuerkolben sowie dem zugehörigen Hilfssteuerapparate, welcher durch das in Bewegung gesetzte Kunstgestänge bei Vollendung des Hubes in Bewegung gesetzt wird. Zur Regulierung beziehentlich Arretierung der Bewegung sind ferner sowohl im Zufluß- als auch im Abflußrohre Hähne oder Drosselklappen angebracht, ebenso wie aus gleichem Grunde zwischen dem Haupt- und dem Hilfssteuercylinder Hähne eingeschalten sind. Auf Taf. IV, Fig. 4 u. 5, ist eine stehende Wassersäulenkunst in Seiten- und Vorderansicht abgebildet, während durch Fig. 4, Taf. III, die liegende Wassersäulenmaschine im ↔ Königin-Marien-Schachte bei Clausthal (im Modell von oben gesehen) dargestellt wird. Von größerer Wichtigkeit für die unterirdische Wasserhaltung, zumal beim Kohlenbergbau, sind die Dampfmaschinen, die man, da sie nicht wie die Wassermotoren an bestimmte Verhältnisse gebunden sind, in jeder beliebigen Stärke aufführen kann. Diese Dampfkünste können ebenso direkt als indirekt wirkend sein. Bei den indirekt wirkenden Dampfmaschinen wird die Kraft auf die Pumpe entweder durch einen auf und nieder gehenden Balancier, oder durch einen rotierenden Krummzapfen, oder durch einen Zahnradmechanismus übertragen. Bei den direkt wirkenden Maschinen, welche in der Regel einfach wirkend sind, geht dagegen der Hub des Dampfkolbens unmittelbar auf die Pumpe über, wobei der unter den Kolben tretende Dampf das Pumpengestänge hebt, während das Gestänggewicht den Niedergang des Kolbens nebst Pumpengestänge hervorruft, zu dessen teilweiser Ausgleichung sowie zur Erzielung eines regelmäßigen, gleichförmigen Ganges ein Gegengewicht erforderlich ist. Sehr verbreitet sind gegenwärtig die Maschinen mit Expansion, besonders die Woolfschen und die Verbund-(Compound-) Maschinen, welche teils direkt, teils indirekt wirkend ausgeführt werden. In neuerer Zeit hat man auch unterirdische Dampfmaschinen, denen der Dampf von Tage zugeführt wird. Ebenso hat man mit Erfolg für Wasserhaltungszwecke Pulsometerpumpen eingebaut. Fig. 1 auf Taf. II zeigt eine oberirdische Wasserhaltungsmaschine mit Balancier, eine sog. Cornische Maschine (s. d.).

Geschichte des Bergbaues. Obschon die Anfänge des B. bis in das graue Altertum zurückreichen und sich von ihm bei den meisten asiat. Völkern Spuren finden, so sind doch die geschichtlichen Überlieferungen über ihn sehr kärglicher Natur. Die Assyrer besaßen schon 2000 v. Chr. Kupferbergwerke in Armenien, am obern Lauf des Tigris, die Inder waren von jeher berühmt wegen ihres Reichtums an Gold, Silber und kostbaren Edelsteinen, die Ägypter betrieben schon 3000 v. Chr. bedeutenden B. in Thebais, Oberägypten. Eine hohe Blüte erreichte der ägyptische B. besonders unter den Ptolemäern. Die Kunst, das Kupfer zu schmieden, soll, nach Diodorus, von Osiris in Thebais erfunden sein. Auch die Israeliten waren sehr früh mit Metallen vertraut. Schon Abraham besaß Gold und Silber, und Blei wird in den Büchern Moses und Hiob wiederholt erwähnt. Die Phönizier besaßen sehr früh schon die Kunst, Metalle zu schmelzen. Durch sie kam der B. zuerst nach Griechenland, indem der Phönizier Kadmus, nach Strabo und Plinius, die ersten Gold- und Kupferbergwerke am Berge Pangäus in Thrazien eröffnete. Durch die Phönizier wurde ferner der Reichtum des südl. Spaniens an edeln Metallen, wenn nicht früher, so doch bereits um 1100 v. Chr. durch Kolonisierung der Landschaft Tartessis erkannt und ausgebeutet. Zu dem bedeutendsten und vielleicht auch dem ältesten B. der Griechen gehört derjenige von Attika, besonders in dem an der Südküste sich hinstreckenden Lauriongebirge mit dem Vorgebirge Sunium an der Südspitze; hier wurde Silber, Blei, Galmei und auch Kupfer gewonnen, und dessen Ertrag war unter Themistokles ein so ergiebiger, daß von dem Silber eine Kriegsflotte von 200 Schiffen ausgerüstet werden konnte; auch beruhte auf den Silberbergwerken des Lauriongebirges der Glanz und die Machtentfaltung Athens. Durch den Pe-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 764.