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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Berlin (Weltliche Bauten)

Gräbern von K. Ritter und Hinckeldey; der Petri- und Georgenkirchhof. Im Süden liegen der an schönen Denkmälern reiche Matthäikirchhof mit den Gräbern von Kugler, F. Drake, G. Richter, Pfannschmidt, Jakob und Wilh. Grimm, K. Müllenhoff, W. Scherer, Diesterweg, G. Büchmann und G. Waitz; südlich davon der Zwölfapostelkirchhof mit den Gräbern der Historiker Nitzsch, Droysen, Duncker; beieinander der alte Jerusalemerkirchhof mit den Gräbern von Neander, Iffland, Wilms, Gräfe, Henriette Herz, und der alte Dreifaltigkeitskirchhof mit den Gräbern von F. Mendelssohn-Bartholdy, Raupach, Varnhagen von Ense; nebeneinander der neue Dreifaltigkeitskirchhof mit den Gräbern von Kopisch, Charlotte von Kalb, Heinr. Steffens, Pertz, Schleiermacher und L. Tieck; der Friedrich-Werdersche Kirchhof und der neue Jerusalemerkirchhof mit dem Grabe der Charlotte Birch-Pfeiffer. Die israel. Begräbnisplätze liegen an der Schönhauser Allee und in Neu-Weißensee.

Weltliche Bauten. An erster Stelle steht das königl. Schloß (s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅲ, Fig. 5); nördlich nach dem Lustgarten, westlich nach der frühern Schloßfreiheit, südlich nach dem Schloßplatz zu gelegen, im Osten von der Spree begrenzt, bildet es ein Rechteck von fast 200 m Länge und 117 m Breite. Die Façade erhebt sich in vier Stockwerken 30 m hoch, die Kuppel bis zu 70,6 m. Die Baugeschichte des Schlosses beginnt mit der 1451 vollendeten Burg Kurfürst Friedrichs Ⅱ. längs der Spree; unter den folgenden Kurfürsten wurden neue Teile hinzugefügt, bis unter König Friedrich Ⅰ. 1699 unter Schlüters und Eosanders Leitung die ungleichartigen Bauten zu einem einheitlichen Gebäude umgestaltet wurden. Von Eosander stammt der südwestl. Teil und das an der Schloßfreiheit gelegene, einen Triumphbogen nachahmende Portal her; erst unter Friedrich Wilhelm Ⅳ. wurde durch Stüler und Schadow die kuppelgeschmückte Kapelle über dem Portal (1845–52) gebaut und die Terrasse am Lustgarten hinzugefügt. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. diente das Schloß noch als Wohnung der königl. Familie; jetzt ist es seiner frühern Bestimmung durch Kaiser Wilhelm Ⅱ. wiedergegeben worden, indem es, außer den Repräsentationsräumen (Ritter- oder Thronsaal, Bildergalerie, Weißer Saal, Kapelle, die einem umfassenden Umbau unterzogen werden) und den Räumen für fürstl. Gäste, im ersten Stockwerk auch die neueingerichteten Wohnräume der kaiserl. Familie enthält. Das Schloß enthält eine große Anzahl Porträtbilder und sonstiger Gemälde (Königskrönung Wilhelms Ⅰ. von Menzel, Kaiserproklamation in Versailles 1871 von Werner, Fürsten- und Schlachtenbilder von Camphausen, Bleibtreu u. a.). Im äußern Schloßhof ist seit 1865 der heil. Georg mit dem Drachen, kolossale Bronzegruppe von Kiß, aufgestellt; auf der Schloßterrasse vor dem westl. Portal zwei Rossebändiger in Bronze von Clodt, Geschenke des Kaisers Nikolaus von Rußland an Friedrich Wilhelm Ⅳ.

Am Opernplatz liegen: das ehemalige Palais des Kaisers Wilhelm Ⅰ., 1834–36 von Langhans erbaut und seit 1883 mit dem anstoßenden (ehemaligen Niederländischen) Palais durch einen überdeckten Brückengang verbunden, jetzt Eigentum des Prinzen Heinrich, Bruders des Kaisers; das Palais der Kaiserin Friedrich, 1687 als von Schombergsches Palais von Nering erbaut, durch Strack 1857 umgebaut, wurde 1780–1840 von Friedrich Wilhelm Ⅲ. und 1858–88 vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm bewohnt. An der nördl. Seite des Wilhelmsplatzes das 1737 erbaute, 1827-28 von Schinkel umgeschaffene Palais des Prinzen Friedrich Leopold. Ferner sind zu erwähnen: Schloß Monbijou, der Kern 1708 von Eosander, die beiden äußern Gebäude für die Königin Friederike 1788 von Unger erbaut; im Gartenschloß ist seit 1877 das Hohenzollern-Museum untergebracht, eine Sammlung von persönlichen Erinnerungen an die preuß. Monarchen seit der Zeit des Großen Kurfürsten.

In der Nähe des königl. Schlosses liegen eine ganze Anzahl hervorragender Bauten. So das Zeughaus, 1695 von Nering begonnen, 1698–99 von Schlüter fortgeführt und 1706 von de Bodt im palladianischen Stil vollendet; 1877 wurde es zu einer Ruhmeshalle für die Großthaten der brandenb.-preuß. Armee bestimmt und dementsprechend 1880–83 nach Hitzigs Plänen im Innern umgebaut. Der Bau bildet ein Quadrat (90 m Seitenlänge) und umschließt einen glasüberdeckten Hof (38 m); im Untergeschoß die Geschützsammlung (Entwicklung des Geschützwesens seit dem 14. Jahrh.), eine Sammlung von Festungsmodellen und auf das Ingenieurwesen Bezügliches. Das Obergeschoß enthält vorn eine Waffensammlung; hinten in der Mitte die Herrscherhalle mit 8 Bronzestatuen der preuß. Herrscher seit dem Großen Kurfürsten, mit vier Wandgemälden (Camphausen: Huldigung der schles. Stände 1741; Bleibtreu: Musterung der Freiwilligen in Breslau 1813; Krönung Friedrichs Ⅰ. in Königsberg 1701; Kaiserproklamation in Versailles 1871, beide von A. von Werner), mit allegorischen Kuppelmalereien von Friedr. Geselschap (1890 vollendet) und einer marmornen Victoria von Schaper; ferner seitlich die Feldherrenhallen mit 32 Kolossalbüsten der brandenb.-preuß. Heerführer, 12 Schlachtenbildern, darstellend die Waffenthaten des Großen Kurfürsten bis zu den Kämpfen 1870–71, und zwei allegorischen Figuren aus Marmor (von Schaper und R. Begas). Die Mitte des Glashofes ziert eine von R. Begas in Marmor ausgeführte kolossale Borussia, die Wände eroberte franz. Kanonen (1870–71), über denen franz. Fahnen gruppiert sind. An den Schlußsteinen des Hofes sind die berühmten Masken sterbender Krieger von Schlüter, an der Außenseite dessen Medusen und Helme.

Dem königl. Schlosse gegenüber am Lustgarten erhebt sich das Alte (s. Tafel: Berliner Bauten Ⅱ, Fig. 1) und hinter diesem das Neue Museum (Generaldirektor: Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Dr. R. Schöne). Ersteres, 1824–28 von Schinkel erbaut, bildet ein Viereck, 86,7 m lang, 53,5 m tief, 19 m hoch (mit der Kuppel 26 m); eine breite Freitreppe, deren beide Treppenwangen zwei Bronzegruppen (östlich: Amazone, von Kiß; westlich: Löwentöter, von A. Wolff) zieren, führt zu einer von 18 ion. Säulen getragenen Vorhalle, deren Wände Freskogemälde nach Schinkels Entwürfen (westlich: Entwicklung der Weltkräfte von Chaos zum Licht; östlich: Bildung menschlicher Kultur) schmücken; hier sind auch die Marmorstandbilder von Rauch, Cornelius, Knobelsdorff, Winckelmann, Schinkel, O. Müller, D. Chodowiecki, Carstens aufgestellt. Dieses Museum enthält die Antikengalerie (griech.-röm. Skulpturen), die Pergamenischen Skulpturen, die ital. Bildwerke des Mittelalters und der Renaissance, das Münzkabinett (200000 Münzen, darunter 55000 griechische,