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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bernstadt; Bernstein

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Bernstadt - Bernstein

samkeit, während Jakob B., geb. 17. Okt. 1759 zu Basel, nach Petersburg ging, wo er sich mit einer Enkelin Eulers vermählte und 15. Juli 1789 als Professor der Mathematik und Akademiker starb.

8) Christoph B., Sohn des letztgenannten Daniel B., geb. 15. Mai 1782 zu Basel, besuchte das Collège zu Neuchatel, worauf er 1799 im Bureau des Ministeriums Stapfer zu Luzern, dann in seiner Vaterstadt eine Anstellung erhielt. Seit Okt. 1801 studierte er in Göttingen Naturwissenschaften, und 1802-4 war er in Halle ordentlicher Lehrer am Pädagogium. Sodann ging er nach Berlin und Paris, kehrte nach kurzem Verweilen an der Schule zu Aarau nach seiner Vaterstadt zurück, wo er 1806 eine Privatlehranstalt eröffnete, die er aber 1817 eingehen ließ, worauf ihm die Professur der Naturgeschichte an der dortigen Universität übertragen wurde. Nachdem er sich 1861 vom Lehramte zurückgezogen hatte, starb er 6. Febr. 1863. B. gehört zu den fleißigsten Schriftstellern in Bearbeitung der rationellen Technologie, und seine Schriften bilden den Übergang von der ältern Behandlungsweise der Technologie zu der neuern rationellen Methode. Von diesen sind zu erwähnen: «Über den nachteiligen Einfluß der Zunftverfassung auf die Industrie» (Bas. 1822), «Anfangsgründe der Dampfmaschinenlehre» (ebd. 1824), «Rationelle Darstellung der gesamten mechan. Baumwollspinnerei» (ebd. 1829), «Vademekum des Mechanikers» (Stuttg. 1829; 20. Aufl., bearbeitet von Autenheimer, 1894), «Handbuch der Technologie» (2 Bde., Bas. 1833-34; 2. Aufl. 1840), «Dampfmaschinenlehre» (Stuttg. 1833; 7. Aufl. 1890), «Elementarisches Handbuch der industriellen Physik, Mechanik und Hydraulik» (2 Bde., ebd. 1834 -35), «Handbuch der Populationistik» (Ulm 1840), «Technolog. Handencyklopädie» (Stuttg. 1850).

9) Johann Jakob B., geb. 18. Jan. 1831 zu Basel, war erst Lehrer der Geschichte am obern Gymnasium und an der obern Realschule zu Basel, dann außerord. Professor an der dortigen Universität. Seine Schriften behandeln meist Gegenstände der antiken Plastik, wie «Über die Laokoongruppe» (Bas. 1863), «Über die Minervenstatuen» (ebd. 1871), «Die Bildnisse des ältern Scipio» (ebd. 1875), «Die Bildnisse berühmter Griechen» (ebd. 1877), «Römische Ikonographie» (2 Tle., Stuttg. 1882-94) und namentlich «Aphrodite» (Lpz. 1874).

10) August B., geb. 1839 zu Basel, zuerst Kaufmann, studierte Geschichte und lebt als Privatgelehrter in Basel. Er schrieb: «Die Schlacht bei St. Jakob a. d. Birs» (Bas. 1877), «Winkelrieds That in der Schlacht bei Sempach» (ebd. 1886), «Die älteste deutsche Chronik von Colmar» (ebd. 1888). B. ist auch Herausgeber der «Baseler Chroniken», Bd. 4 (Lpz. 1890).

Bernstadt. 1) B. in Schlesien, Stadt im Kreis Öls des preuß. Reg.-Bez. Breslau, an der Weide und der Linie Breslau-Ös-Kattowitz der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Öls), Zoll- und Steueramtes erster Klasse, hat (1890) 4426 E., darunter 607 Katholiken und 209 Israeliten, in Garnison die 3. Eskadron des Dragonerregiments König Friedrich III., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, eine evang. und eine kath. Kirche, Synagoge, höhere Knaben- und Mädchen-Privatunterrichtsanstalt und kath. Elementarschule; Tuchweberei, Schuhmacherei, Tischlerei, zwei Dampf- und zwei Sägemühlen, Dampfbrauerei und Zuckerfabrik. Im Schlosse befindet sich das Forstamt der kronprinzlichen Thronlehnsverwaltung. - 2) B. in Sachsen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, an der Pliesnitz und der Nebenlinie Herrnhut-B. der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bautzen) und Zollamtes, hat (1890) 1228 E., Post, Telegraph und Landwirtschaft. Der Amtsbezirk B. umfaßt mit seiner evang. Bevölkerung den Eigenschen Kreis und gehört zu den Besitzungen des Klosters Marienstern. Im nahen Kunnersdorf eine große Baumwollspinnerei und Weberei.

Bernstein (d. i. Brennstein; bern- ist niederdeutsche Form für brenn-), Succinit oder Agtstein (d. i. Achatstein; grch. élektron; lat. electrum, succinum; ein altdeutsches Wort für B. ist in der lat. Form glaesum oder glessum überliefert), das Harz von Nadelhölzern aus der Tertiärzeit. Im Altertum, wo man am geriebenen B. zuerst elektrische Erscheinungen wahrgenommen hatte (daher der Ausdruck Elektricität), war seine pflanzliche Herkunft bekannt; schon Aristoteles hielt ihn (340 v. Chr.) für einen Stoff, der Bäumen entflossen sei. Später änderten sich die Ansichten über die Herkunft des B. Demosthenes erklärte ihn für tierische Ausscheidungen, Niceas für verdichteten Sonnenäther. Auch in neuerer Zeit waren Agricola, Theophrastus Paracelsus, selbst Linne sich über seine Abstammung nicht klar. Girtanner (1789) hielt ihn für Wachs der großen Waldameise (Formica. Rufa L.); Bussor ließ ihn aus wildem Honig entstehen, der durch Vitriol in der Erde verhärtet ist. Für Pflanzenharz wird der B. erst um 1796, namentlich von Professor Bock wiedererkannt. Als Harz von Koniferen erklärte ihn zuerst Struve in Danzig 1811, und seine fossile Natur bewies Schweiger (Königsberg) 1811. Die mikroskopische Untersuchung der Hölzer, denen der B. einst entquoll, hat ergeben, daß es Koniferenstämme waren; doch bleibt zweifelhaft, ob diese Konifere eine Pinus (was das wahrscheinlichste ist) oder eine Picea, war; daher bleibt der Name, den Göppert der Bernsteinpflanze gab, Pinites succinifer, vorläufig noch in seinem Rechte bestehen.

Geologisches. Die einstige Heimat dieser Bernsteinkonifere war ein ausgedehntes Bergland, dessen Südgrenzen etwa den Umrissen des mittlern Teiles der heutigen Ostsee entsprochen haben mögen. Auf diesem Boden, der aus dem Meeresschlamm der Kreidezeit gebildet war und der sich durch großen Reichtum an Kalk auszeichnete, wucherte ein üppiger Wald der verschiedensten Koniferen, als: Pinus, Abies, Thuja, Chamaecyparis, untermischt mit Eichenarten, Lorbeerbäumen und Palmen. In dem Waldboden häufte sich das Harz im Laufe der Jahrtausende immer mehr an, während die Bäume vermoderten und neuen Platz machten. Als dann dieser Waldboden bei einer Senkung des Landes in den Bereich des Meers kam, wurde er zerwaschen, die noch vorhandenen Stämme fortgeschwemmt, der B. jedoch in dessen Umgebung abgesetzt. Diese in dem damaligen Meere gebildete Schicht, die sog. «Blaue Erde», ist die Heimat des B.; ihr entstammt er in allen Absätzen jüngerer Weltperioden. Schon in jener, dem B. folgenden Braunkohlenzeit, wurden beträchtliche Massen blauer Erde umgelagert und mit ihr kam der B. in die Ablagerungen jener Zeit, namentlich in die sog. Gestreiften Sande. Als später der nordische Gletscher seinen Weg über unser jetziges Vaterland nahm und unter sich den Boden mit fortriß, gelangte auch der B. in die diluvialen