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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Beröa – Berry

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bernwardskreuz'

Enden, einer Nadelspitze zur Befestigung und mit Verzierungen von Edelsteinen, Perlen und Krystallen, früher in St. Michael, jetzt in der Magdalenenkirche zu Hildesheim. Seit dem 14. Jahrh. erscheint es im Abtssiegel des St. Michaelsklosters. Danach werden gleiche oder ähnliche Kreuze B. genannt.

Beröa, alte Stadt in Macedonien, das jetzige Veria (s. d.).

Beroë, s. Rippenquallen

Berohren, das Beschlagen von Wänden und Decken mit Schilfrohr mittels Rohrnägeln und Draht, um dadurch dem Abputz (s. d.) einen sichern Halt zu schaffen. (S. auch Putz- und Stuckarbeiten.)

Berolīnum, lat. Name für Berlin.

Berōsus, Zeitgenosse Alexanders d. Gr., Priester des Bel zu Babylon, schrieb in griech. Sprache drei Bücher babylonisch-chaldäischer Geschichten («Chaldaica»), für die er das uralte Tempelarchiv von Babylon als Quelle benutzt haben soll. Die Arbeit stand bei den griech. und röm. Historikern in großem Ansehen. Erhalten sind nur Bruchstücke bei Josephus, Eusebius, Syncellus u.a., die von großer Bedeutung sind, weil sie über die dunkelsten Teile der ältesten Geschichte Vorderasiens wichtige Aufschlüsse geben. Eine Sammlung der Fragmente findet sich in den «Fragmenta historicorum graecorum», hg. von C. Müller, Bd. 2 (Par. 1848). Die zu Rom zuerst 1498 von Eucharius Silber in lat. Sprache bekannt gemachten und häufig wieder gedruckten «Antiquitatum libri quinque cum commentariis Joannis Annii» des B. sind ein Machwerk des Dominikaners Giovanni Nanni zu Viterbo.

Berquin (spr. bärrkäng), Arnaud, franz. Schriftsteller, mit dem Beinamen «Der Kinderfreund», geb. 1749 oder 1750 zu Langoiran bei Bordeaux, machte sich durch Idyllen in Geßners Manier (1774 und 1775) und durch Romanzen (1776) bekannt. Dauernden Ruf verdankt er seinen trefflichen Kindererzählungen «L’ami des enfants» (6 Bde., Paris), mit denen er 1784 den Preis der Akademie davontrug. Der größte Teil der Erzählungen ist zwar nach Christian Fel. Weiße und nach Miß Trimmer bearbeitet, doch traf B. den leichten, anheimelnden Ton, den diese Gattung erfordert, so glücklich, daß sein Werk als Original gelten kann und als solches selbst wieder verdeutscht wurde. Durch die mit Grouvelin herausgegebene «Feuille villageoise» suchte er für die Aufklärung des Volks zu wirken. B. starb 21. Dez. 1791 zu Paris. Seine sämtlichen Werke erschienen 1803 in 20 Bänden und in Auswahl in 4 Bänden (Par. 1836).

Berre (spr. bärr), Hauptstadt des Kantons B. (176,16 qkm, 6 Gemeinden, 6138 E.) im Arrondissement Aix des franz. Depart. Bouches-du-Rhône, 26 km westlich von Aix, am Nordufer des Etang de Vaine, einer Bucht an der Ostseite des Etang de B., an der Linie Paris-Lyon-Marseille-Nizza der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 1222, als Gemeinde 1695 E., Post und Telegraph, wichtige Salinen, chem. Fabriken und bedeutende Fischerei, erzeugt Feigen und feine Öle («von Aix»). Die nahe gelegenen Sümpfe veranlassen periodische Fieber. – Der 22 km lange, 6‒14 km breite Etang de B. bedeckt eine Fläche von 150 qkm, hat 3‒10 m Tiefe und nimmt die Touloubre und den Arc auf. An seinen Ufern, wo das Wasser fortwährend Seesalz absetzt, liegen kleine Ortschaften, wie Les Martigues, mit lebhafter Fischerei. Er steht mit dem Mittelmeere mittels des 6 km langen Etang de Caronto oder Passe des Martigues et de Bouc ↔ in Verbindung, die aber nur Schiffen von 1 m Tiefgang die Einfahrt erlaubt.

Berrettīni, Pietro, ital. Maler, s. Cortona.

Berri, türk. Entfernungsmaß, s. Agatsch.

Berri, Landschaft, s. Berry.

Berri, Herzog von, s. Berry, Charles Ferd.

Berruguete (spr. -gehte), Alfonso, span. Maler, Bildhauer und Architekt, geb. 1480 zu Paredes de Nava, Sohn des Hofmalers Pedro B., kam früh nach Florenz und Rom, wo er 1508 in Verbindung mit Michelangelo trat; 1520 kehrte er zurück und ließ sich in Valladolid nieder. Karl Ⅴ. machte ihn zu seinem ersten Maler und Bildhauer sowie zum Leiter der königl. Bauten. Er starb 1561 zu Alcala. Seine Gemälde (zu Salamanca, Valladolid) zeigen das Studium des A. del Sarto und Raffael; seine Bildhauerarbeiten in Marmor, Alabaster und Holz sind nach dem Formideal Michelangelos modelliert. Als Baumeister schuf B. insbesondere den königl. Palast zu Granada und das Rathaus zu Sevilla in einfach schönem Stile; zu seinen besten Bildhauerarbeiten gehört die Verklärung Christi am Chor der Kathedrale zu Toledo; ferner das Grabmal des Kardinals Tavera in dessen Hospital daselbst; manieriert sind die nach seinen Modellen gearbeiteten Statuetten für San Benito in Valladolid (Museum). Bis auf unsere Zeit nannte man alles im grotesken Ornamentstil Gearbeitete in Spanien Berruguete-Arbeit.

Berry, eine Gattung weißer und roter franz. Weine aus der Gegend von St. Amands, Mouron und Sancerre.

Berry (Berri), lat. Biturica, ehemaliges Lehnsherzogtum und später Gouvernement im Innern Frankreichs, von 14340 qkm Fläche, vom Cher in Oberberri (reich an Eisen) und Unterberri (reich an Getreide) geteilt, bildet jetzt die Depart. Indre und Cher und ist berühmt durch die feine Wolle seiner Schafe. Hauptstadt ist Bourges (s. d.). Die Einwohner hießen Berrichons oder Berruyers. Das Land erhielt seinen Namen von den gallischen Bituriges, an welche viele in der Gegend aufgefundene Dolmen erinnern. Die fränk. Grafen machten es zu einem Erblehn; ihnen folgten 917‒1100 Vicegrafen, deren letzter es an König Philipp Ⅰ. verkaufte. Seitdem häufig Apanage königl. Prinzen, wurde es 1360 zum Herzogtum erhoben und mehrmals, z.B. 1465, mit der Krone vereinigt. Der 253 km lange Canal du B. (Berrykanal) beginnt bei der Mündung des Allier in die Loire, sendet einen 70 km langen Zweig nach Montluçon und endet bei Tours. Er hat 115 Schleusen, 0,95 bis 1,10 m Wasserstand, kann Kähne von 40 bis 55 t tragen und wird aus zwei Reservoirs gespeist. – Vgl. Raynal Histoire du B. (4 Bde., Bourges 1845‒47).

Berry, Charles Ferd., Herzog von, zweiter Sohn des Grafen von Artois, spätern Königs Karl Ⅹ. (s. d.) von Frankreich, geb. 24. Jan. 1778 zu Versailles, wurde mit seinem ältern Bruder, dem Herzog von Angoulême (s. d.), erzogen. Mit seinem Vater floh er infolge der Revolution 1792 nach Turin und focht dann mit diesem und unter Condé gegen das republikanische Frankreich. Von 1801 an lebte er in England, wo er sich mit einer jungen Engländerin morganatisch vermählte. Aus dieser, von Ludwig ⅩⅧ. nicht anerkannten Ehe hatte er zwei Töchter, die später an den Marquis von Charette und den Prinzen von Faucigny vermählt wurden. Nach dem Sturze Napoleons landete er 13. April 1814 zu Cherbourg. Am 15. Mai ward er zum Ge-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 847.