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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beruhigende Mittel; Beruhigungssaft; Berührungselektricität; Berührungslinie; Berula; Berulle; Berum; Berumbur; Berun; Bêrûnî; Bervic; Berwald; Berwick

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Beruhigende Mittel - Berwick (Grafschaft)

nahme am Gottesreiche verbürgt. Paulus braucht das Wort aber nur von der geschichtlichen Verwirklichung des ewigen Heilsratsschlusses über die Erwählten (Röm. 8,30). (S. auch Prädestination.)

Beruhigende Mittel (Sedativa), diejenigen Heilmittel, welche krankhafte Erregungszustände des Nervensystems herabstimmen oder ganz beseitigen. Man nennt diese Mittel auch besänftigende, kalmierende, lindernde. Die Mittel wirken bald vorzugsweise auf die Gefühlsnerven als schmerzstillende (Anodyna) oder empfindungslähmende (anästhetische Mittel), bald auf die Bewegungsnerven als krampfstillende (Antispasmodika), bald auf das Gehirn als schlafmachende (Hypnotika) und betäubende (Narkotika) oder berauschende (Inebriantia). Es gehören hierher teils chemisch und physikalisch, teils psychisch wirkende Mittel. Zu den chemisch-wirkenden zählt man eine große Anzahl narkotischer Arzneien (besonders Belladonna, Bilsenkraut, Cocaïn, Opium und Morphium), dann die ätherartigen oder anästhetischen Mittel (Schwefeläther und Chloroform, Chloralhydrat und Crotonchloral), die spirituösen, berauschenden Mittel, einzelne alkalische Mittel (Bromkali), gewisse ätherisch-ölige Substanzen (Kamille, Baldrian, Asa foetida, Moschus). Als physikalisch wirkende dienen teils die Kälte, insofern durch sie die entzündliche Spannung der Gewebe und die hierdurch bedingten Schmerzen vermindert werden, teils die Wärme in der Form feuchtwarmer Umschläge, welche einen regern Blutumlauf und eine wirksame reflektorische Ableitung zur Folge haben. Von den mannigfachen psychischen Beruhigungsmitteln sind zu nennen die methodische Entziehung des Lichts, die Anwendung geistiger und geselliger Unterhaltung, die zerstreuende Beschäftigung mit Arbeit zur Beruhigung eines krankhaft aufgeregten Gemüts (vgl. Kant, Von der Macht des Gemüts, durch den bloßen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu werden. Mit Anmerkungen von Hufeland, 21. Aufl., Lpz. 1881), endlich der sog. Hypnotismus (s. d.).

Beruhigungssaft, soviel wie Mohnsirup (s.d.).

Berührungselektricität, s. Galvanismus.

Berührungslinie, soviel wie Tangente (s. d.).

Berula K., Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.). Sie besteht aus perennierenden Kräutern mit einfach, gefiederten Blättern, vielstrahligen Dolden und vielblütigen Döldchen, mit weißen Blüten und kahlen, eiförmigen Früchtchen. Die einzige in Deutschland und überhaupt in Europa vorkommende Art, B. augustifolia Koch, Berle, ist ein Sumpfgewächs, dessen junge Blätter als Salat gegessen werden.

Berulle (spr. -rüll), Peter de, s. Oratorianer.

Berum, Dorf im Kreis Norden des preuß. Reg.-Bez. Aurich, hat (1890) 76 E., Amtsgericht (Landgericht Aurich) in der noch erhaltenen Vorburg des im 18. Jahrh. abgebrochenen Schlosses der Fürsten von Ostfriesland. Nahebei die Orte Berumbur (791 E.) und Berumerfehn (861 E.); südöstlich ein großes Moor (mit dem seit längerer Zeit trocken gelegten Düvelsmeer), aus dem der Berumer- oder Norderfehnkanal (10,6 km lang) bei Ostermoordorf abgeht und zur Leybucht bei Norden führt.

Berumbur, Berumerfehn, s. Berum.

Berun. 1) Alt-Berun, Stadt im Kreis Pleß des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, an der Straße Breslau-Krakau, hat (1890) 1977 poln. E., darunter 36 Evangelische und 72 Israeliten, Post, Telegraph; Fabrikation von Sprengstoffen, Zündwaren, Zündhütchen und Sprengkapseln. - 2) Neu-Berun, 7 km südöstlich von Alt-Berun, 2 km von der österr. Grenze, an der Linie Cosel-Myslowitz-Oswiecim der Preuß. Staatsbahnen, ein zu drei Gemeinden gehöriger Häuserkomplex mit Rittergut Sciern und Kopcziowitz, hat (1885) 210 kath. poln. E., Post, Telegraph, Handel und Ackerbau.

Bêrûnî, Abu Naihân Muhammed ibn Ahmed al-, Mathematiker, Astronom, Chronolog, Historiker und Philosoph des Islam, geb. 973 in der Vorstadt von Chwarism, wo er in seiner frühen Jugend die Unterstützung der Ma'mun'schen Fürstenfamilie genoß. Mehrere Jahre verlebte er am Hofe des Fürsten Kabus in Dschordschan (Hyrkanien), wo seine wissenschaftlichen Arbeiten bedeutend gefördert wurden. Als seine Heimat vom Ghasneviden Mahmud erobert wurde, nahm der Eroberer mit vielen andern Gelehrten auch B. nach Ghasna mit (1017); hier bot sich ihm reiche Gelegenheit zur Vertiefung und Ausbreitung seiner Studien, namentlich zur Abfassung seines berühmten Werkes über die Geschichte, Altertümer, Sitten und Religionen Indiens, dessen Sprache er auch erlernte. B. schrieb seine Werke in arab. Sprache; er starb 1048. Seine beiden bedeutendsten Werke sind durch Ed. Sachau herausgegeben und mit erklärenden Noten ins Englische übersetzt worden: "Chronologie orient. Völker" (Lpz. 1878; englisch Lond. 1879); "India" (Lond. 1887; englisch, 2 Bde., ebd. 1888).

Bervic (spr. -wik), Charles Clément, franz. Kupferstecher, geb. 23. Mai 1756 in Paris, war ein Schüler von J. G. Wille, wurde 1784 Mitglied der Akademie und starb 23. März 1822. Seine Werke sind gewissenhaft gezeichnet und meisterhaft in der technischen Durchführung, doch ohne malerische Wirkung. Hauptblätter sind: das Bildnis Ludwigs XVI. in ganzer Figur nach Callet, Die Erziehung Achills nach Regnault (1792) und Die Entführung der Dejanira nach Guido Reni (1789).

Berwald, schwed. Musikerfamilie, aus der hervorzuheben sind: Johann Fredrik B., geb. 4. Dez. 1787 zu Stockholm, bildete sich unter Abt Vogler als Komponist, Violin-, Klavier- und Orgelspieler aus, unternahm 1817-19 große Konzertreisen, wirkte 1823-49 als Kapellmeister in Stockholm und starb daselbst 26. Aug. 1861. Er komponierte Sinfonien, Konzerte, Streichquartette u. s. w. - Sein Vetter Franz Adolf B., geb. 23. Juli 1790 zu Stockholm, war 1835-40 Vorstand eines orthopäd. Instituts in Berlin, betrieb in Norrland eine Glashütte und wurde später Lehrer der Komposition am Konservatorium in Stockholm, wo er 3. April 1868 starb. B.s Oper "Estrella di Soria" kam in Stockholm und Wien zur Aufführung, die Operette "Der Verräter" in Berlin; auch komponierte er mehrere von Frische und Originalität zeugende Sinfonien, Kantaten, Ouvertüren und Quartette.

Berwick, Berwickshire (spr. bérrickschir), Grafschaft im südöstl. Schottland, durch den Tweed von England (Northumberlaud) geschieden, umfaßt 1202,52 qkm mit (1891) 32 406 E. Die Küste (31 km) ist felsig und steil, St. Abbs Head das bedeutendste Vorgebirge. Der nördl. Teil ist durch die im Seenes Law 534 m hohen Lammermuir-Berge (s. d.) erfüllt; im S. erstreckt sich die fruchtbare Thalgegend Merse, und im W. Lauderdale oder das Thal des Lauder. Die Hauptflüsse sind Lauder, Blackadder