Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bethmann; Bethmann-Hollweg

899

Bethmann - Bethmann-Hollweg

40. Lebensjahre, schrieb in 16 Büchern die Geschichte Siebenbürgens von der Mohácser Schlacht bis 1609, die, von Benko u. d. T. "Wolfgangi de Bethlen historia de rebus transsylvanicis" (6 Bde., Hermannst. 1782 fg.) herausgegeben, eine Hauptquelle für die ungar.-siebenbürg. Geschichte ist.

Bethmann, eine angesehene Familie zu Frankfurt a. M., die aus Niedersachsen stammt und deren Vorfahren seit 1416 in Goslar nachweisbar sind. Dort gehörte die Familie seit dem Beginn des 16. Jahrh. zu den ratsfähigen Geschlechtern und zu den Mitgliedern der ersten Gilde. Ein Angehöriger dieser Familie, Konrad V. (geb. 28. Jan. 1652 zu Goslar, gest. 19. Okt. 1701 zu Mainz), war Münzmeister in Diensten der Fürstin von Nassau-Holzappel, des Deutschen Ordens in Friedberg in der Wetterau und des Kurfürsten von Mainz. Sein Sohn, Simon Moritz B., fürstl. nassauischer Amtmann, geb. 26. März 1687 und gest. 6. Juni 1725, hinterließ vier Kinder: Johann Philipp, Johann Jakob, Katharina Elisabeth und Simon Moritz, die alle beim Ableben des Vaters noch sehr jung waren. Ihr Oheim von mütterlicher Seite, der in Frankfurt lebende, sehr vermögende Handelsherr Jakob Adami (geb. 14. Dez. 1670), nahm sich der Knaben an und ließ ihnen eine sorgfältige Erziehung geben. Der älteste, Johann Philipp B., geb. 30. Nov. 1715, wurde von Adami frühzeitig in dessen damals schon blühendes Handelsgeschäft aufgenommen und endlich durch testamentarische Verfügung mit seinen Geschwistern zum Erben des Oheims eingesetzt. Nach dem Tode desselben (20. Dez. 1745) führte Johann Philipp die Handlung noch einige Zeit unter dem Namen Jakob Adami fort. Als er aber sodann seinen jüngsten Bruder Simon Moritz, geb. 6. Okt. 1721, gest. 1782, als Teilhaber aufnahm, gaben beide mit dem 2. Jan. 1748 ihrer Handlung die Firma Gebrüder Bethmann. Der andere Bruder, Johann Jakob, geb. 20. Juni 1717, etablierte sich in Bordeaux. Den Brüdern Johann Philipp und Simon Moritz gelang es, ihren Geschäften einen außerordentlichen Aufschwung zu geben und den großen Wohlstand ihrer Familie zu begründen. Johann Philipp B., kaiserl. Rat und Bankier, starb 28. Nov. 1793. Sein einziger Sohn, Simon Moritz B., geb. 31. Okt. 1768, wurde nun Chef der Handlung, die durch die stets wachsende Ausdehnung ihrer Bankgeschäfte sowie durch die Negotiierung großer Anleihen für Österreich, Dänemark u. s. w. ihren höchsten Flor erreichte und ihren Ruf nach allen Weltgegenden verbreitete. Simon Moritz wurde vom Kaiser Franz von Osterreich 1808 in den Adelstand erhoben und vom Kaiser Alexander von Rußland zum Generalkonsul und Staatsrat ernannt. Er war ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften, vor allem aber seiner Vaterstadt Frankfurt ein weiser Berater und werkthätiger Beschützer. Er starb 28. Dez. 1826. Seine Witwe, Luise Friederike Boode, aus einer angesehenen holländ. Familie (geb. 12. April 1792), verband sich in zweiter Ehe 1828 mit Matthias Franz Borgnis, nachherigem Associé der Gebrüder B. Von seinen drei Schwestern, die ihn sämtlich überlebten, ist zu erwähnen Susanna Elisabeth (geb. 3. Sept. 1763, gest. 1. Juni 1831), vermählt 1780 mit Joh. Jak. Hollweg (geb. 7. Jan. 1748, gest. 22. Jan. 1808), Associé von Gebrüder B., der Namen und Wappen der Familie annahm und Stifter der Linie Bethmann-Hollweg wurde. Der älteste Sohn Simon Moritz B.s, Philipp Heinrich Moritz Alexander Freiherr von B., geb. 8. Okt. 1811, gest. 2. Dez. 1877, war früher königlich preuß. Generalkonsul und wurde 31. Jan. 1854 in den erblichen bad. Freiherrenstand erhoben. Dessen ältester Sohn Simon Moritz, geb. 13. Okt. 1844, ist jetzt Chef der Familie und des Bankhauses. Zu der Bethmannschen Villa vor dem Friedberger Thore zu Frankfurt, welche im Innern geschmackvoll eingerichtet und mit Kunstschätzen aller Art ausgeschmückt ist, gehört das sog. Museum, und in diesem steht die berühmte Ariadne, auf dem Panther reitend, von Dannecker in Marmor ausgeführt.

Bethmann, Friederike Auguste Konradine, Schauspielerin, geb. 24. Jan. 1760 zu Gotha, wo ihr Vater, Namens Flittner, herzogl. Beamter war, nach dessen Tode ihre Mutter den Schauspieler Großmann heiratete. Nachdem dieser die Leitung des kurfürstl. Theaters in Bonn übernommen hatte, betrat sie 1779 in Bonn die Bühne, zuerst in der Oper, und erwarb in muntern und naiven wie in tragischen Rollen großen Beifall. Sie heiratete 1785 den Komiker Unzelmann (s. d.), mit dem sie 1788 nach Berlin ging, wo sie allgemein bewundert wurde. 1803 ließ sie sich scheiden und heiratete 1805 den Schauspieler Heinr. Ed. B. (1774-1857); sie starb 16. Okt 1815 in Berlin. Sie war gleich ausgezeichnet in Schauspiel und Oper, schalkhaft und anmutig in den leichtern Gattungen, voll poet. Schwungs in der Tragödie, Meisterin des Vortrags und, wie wenige, der geschmackvoll glänzenden Kostümierung.

Bethmann-Hollweg, Mor. Aug. von, Jurist und preuß. Staatsminister, geb. 8. April 1795 zu Frankfurt a. M., Sohn J. J.. Bethmann-Hollwegs, des zweiten Chefs des Bankierhauses Gebrüder Bethmann daselbst, studierte in Göttingen und Berlin die Rechte und habilitierte sich 1819 an der letztern Universität als Privatdocent. Ein Jahr darauf wurde ihm eine außerord. Professur, drei Jahre später die ord. Professur für Civilrecht und Civilprozeß übertragen. Er wurde 1829 nach Bonn versetzt, legte 1842 die Professur nieder und übernahm das Kuratorium der Universität, das er bis 1848 führte. Nachdem er 1845 zum Mitglied des Staatsrates ernannt worden war, nahm er 1846 als Deputierter der Rheinischen Provinzialsynode an der Generalsynode zu Berlin teil. Parlamentarisch thätig war B. als Mitglied der preuß. Ersten Kammer von 1849 bis 1852 sowie der Zweiten Kammer von 1852 bis 1855; er war hier der Führer der in der Presse durch das "Preuß. Wochenblatt" vertretenen gemäßigt-liberalen Partei. Im Herbst 1858 ward ihm vom Prinz-Regenten von Preußen in dem neuen liberalen Ministerium (Schwerin-Auerswald) das Portefeuille der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten übertragen, von welchem Ministerposten er im Frühjahr 1862, gleich seinen Kollegen infolge des beginnenden Verfassungskonflikts, zurücktrat. Er starb auf seinem Schlosse Rheineck 13. Juli 1877. Von B.s wissenschaftlichen Arbeiten sind hervorzuheben: "Grundriß zu Vorlesungen über den gemeinen und preuß. Civilprozeß" (3. Aufl., Bonn 1832), "Versuche über einzelne Teile der Theorie des Civilprozesses" (Berl. u. Stettin 1827), "Gerichtsverfassung und Prozeß des sinkenden Römischen Reichs" (Bonn 1834), "Ursprung der lombard. Städtefreiheit" (ebd. 1846), "Über die Germanen vor der Völkerwanderung" (ebd. 1850), "Der Civilprozeß des gemeinen Rechts in geschicht-^[folgende Seite]