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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Biblicität; Bibliognosie; Bibliographie

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Biblicität - Bibliographie

sogenannten christl. Heilswahrheiten, fälschlich so genannt nach dem in späterer Zeit hinzugefügten Titel der Wolfenbütteler Handschrift. Sie besteht aus 34-50 typischen Bildern, deren jedes eine Darstellung aus dem Leben Jesu enthält, umgeben von zweien aus dem Alten Testament, die nach Art der mystischen Bibelauslegung in vorbildliche Beziehung zu jener gesetzt sind, dazu lat. oder deutsche oder lat.-deutsche Erklärungen und Sprüche. Als Laienbibel, was ihr Name besagt, kann sie kaum gedient haben. Seit dem 13. Jahrh. in Bilderhandschriften verbreitet, von denen wir noch 5 besitzen, war sie im 15. Jahrh. eins der ersten sog. Blockbücher (s. d.), deren Text und Bilder in Holztafeln geschnitten und abgedruckt wurden, ist aber auf der Presse und mit beweglichen Lettern, wie es scheint, nur zweimal (1461) gedruckt worden und verschwindet mit Ende des 15. Jahrh. vor dem neuen Zeitgeist. Faksimileausgaben: "B. p., reproduced in facsimile from one of the copies in the British Museum", hg. von Berjeau (Lond. 1859); "Die Darstellungen der B. p. in einer Handschrift des 14. Jahrh. im Stift St. Florian", hg. von Camesina, erläutert von Heider (Wien 1863); "B. p. nach dem Original in der Lyceumsbibliothek zu Konstanz", hg. von Laib und Schwarz (Zür. 1867); "Die B. p.", Faksimilereproduktion, getreu nach dem in der erzherzogl. Albrechtschen Kunstsammlung Albertina befindlichen Exemplar, von A. Einsle. Mit histor.-bibliogr. Beschreibung von Schönbrunner (Wien 1890).

Biblicität, Bibel-, Schriftmäßigkeit.

Bibliognosie (grch., "Bücherkunde"), s. Bibliographie; Bibliognóst, Bücherkenner.

Bibliographie (grch., d. h. Bücherbeschreibung) oder Bücherkunde, auch Bibliognosie und Bibliologie genannt, diejenige Wissenschaft, die sich mit der Aufzählung der schriftstellerischen Erzeugnisse aller Völker und Zeiten beschäftigt. Die Art der Zusammenstellung in den B. kann eine alphabetische oder eine systematische oder eine chronologische sein und zwar bald mit, bald ohne Berücksichtigung des Wertes der Bücher. F. A. Ebert unterscheidet reine und angewandte B. Die reine B. hat die Aufgabe zu zeigen, was überhaupt gedruckt oder geschrieben ist. Die angewandte B. betrachtet die Bücher in Beziehung auf äußere Umstände, meist mit Rücksicht auf die Neigungen und Bedürfnisse des Sammlers. Hauptsächlich in Betracht kommen hierbei die Schicksale von Büchern (seltene, verbotene, kastrierte Bücher), das Alter der Druckwerke (Inkunabeln und Erzeugnisse der Presse einzelner Drucker), die äußere Beschaffenheit der Bücher (Druck und Art, das Material, die artistische Ausstattung, wie mit Miniaturen, Holzschnitten, Kupferstichen, und die besondere Beschaffenheit der Exemplare). Die angewandte B. hängt mit der Bibliophilie und Bibliomanie (s. d.) zusammen und bleibt im Folgenden unberücksichtigt.

Die bibliogr. Werke beschäftigen sich:

1) Mit der gesamten Litteratur aller Zeiten, Länder und Wissenschaften. Den ersten Versuch in dieser Richtung machte Konrad Gesners "Bibliotheca universalis" (4 Bde., Zür. 1545-55). Die ungeheure Zunahme des Bücherschatzes machte eine derart umfassende Arbeit bald unmöglich, und man begann sie zu beschränken und zu teilen.

2) Mit einer Auswahl des Hervorragendern aller Zeiten, Länder und Wissenschaften. Als Beispiel derartiger Arbeiten sind zu nennen: De Bure, "Bibliographie instructive" (10 Bde., Par. 1763-82); Clarke, "Bibliographical Dictionary" (6 Bde., Lond. 1802-4); Desessarts und Barbier, "Nouvelle bibliothèque d'un homme de goût" (2. Ausg., 5 Bde, Par. 1808-10); Ebert, "Allgemeines bibliogr. Lexikon" (2 Bde., Lpz. 1821-30); Peignot, "Manuel du bibliophile" (2 Bde., Dijon 1823); Brunet, "Manuel du libraire" (5. Aufl., 6 Bde. und 3 Bde. Supplemente, Par. 1860-80); Grässe, "Trésor de livres rares et précieux" (6 Bde. und 1 Supplement, Dresd. 1859-69).

3) Mit den litterar. Erzeugnissen eines bestimmten Zeitabschnittes, wie: Georgi, "Allgemeines europ. Bücherlexikon" (5 Bde., Lpz. 1742-53 und 3 Supplemente, 1750-58), für die alte Zeit immer noch unentbehrlich; Ersch, "Allgemeines Repertorium der Litteratur" (8 Bde., Jena und Weim. 1793-1807), 1785-1800 umfassend.

4) Mit den litterar. Erzeugnissen eines bestimmten Landes. So für Deutschland: (Heyse) "Bücherschatz der deutschen Nationallitteratur des 16. und 17. Jahrh." (Berl. 1854); von Maltzahn, "Deutscher Bücherschatz des 16., 17. und 18. Jahrh. u. s. w." (Jena 1875); Ersch, "Handbuch der deutschen Litteratur seit der Mitte des 18. Jahrh." (2. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1822-40); Heinsius, "Allgemeines Bücher-Lexikon der in Deutschland von 1700 an erschienenen Bücher" (vorläufig bis 1892; seit Bd. 14 "Allgemeines deutsches Bücherlexikon"; gegenwärtig hg. von Bolhoevener; 19 Bde., ebd. 1812 -94); Kayser, "Vollständiges Bücherlexikon aller von 1750 bis 1832 in Deutschland gedruckten Bücher" (6 Bde. und Register, ebd. 1833-38) und "Neues Bücherlexikon u. s. w." (Bd. 7-26, 1841-94); "Fünfjähriger Bücherkatalog" (von Kirchhof, dann von Hinrichs, Bd. 1-8, 1851-90 enthaltend, Lpz. 1856-91); Schwab und Klüpfel, "Wegweiser durch die Litteratur der Deutschen" (4. Aufl., ebd. 1870 und 3 Nachträge 1874-79); Russells "Gesamtverlagskatalog des deutschen Buchhandels, vollständig bis 1880" (Bd. 1-11 Deutschland, Bd. 12-13 Österreich, Bd. 14 Schweiz; Münst. 1881-83: Bd. 15 Ausland, 1886; Bd. 16 [Ergänzungsband] in 9 Tln., ebd. 1892-94); Weißbachs "Handkatalog des Sortimenters nach Schlagworten" (1863-88; 4. Aufl., Weim. 1889); Johs. Müller, "Die wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften Deutschlands im 19. Jahrh." (Berl. 1883-88); Georg und Ost, "Schlagwort-Katalog 1883-87" (Hannov. 1889; Bd. 2 von Georg, 1888-92, ebd. 1893 fg.); Klußmann, "Verzeichnis der Abhandlungen in den Schulschriften 1876-85" (Lpz. 1889). - Für die Niederlande und Belgien: Abkoude, "Naamregister van Nederdiutsche boeken zedert het jaar 1600 to 1761, tot 1787 vermeerderd door Arrenberg" (Rotterd. 1788); De Jongs, dann Brinkmans "Naamlijst van boeken sedert 1790 tot 1849" (Amsterd. 1835-58); Brinkmans "Catalogus van boeken 1850-82" (ebd. 1883-85); "Biblioteca belgica ou trente ans de littérature belge 1830-60" (bearb. von Scheler, anonym Brüss. 1861); "Bibliographie nationale 1830-80" (Bd. 1, ebd. 1886); Vanderhaeghen, "Bibliotheca Belgica. Bibliographie des Pays-Bas" (1. Serie, 27 Bde., Gent und Haag 1880-90); De Theux, "Bibliographie Liégeoise" (2 Bde., Brüss. 1867-69); Desmazières, "Bibliographie tournaisienne" (Tournai 1882). - Für England: Brydges und Hasle-^[folgende Seite]