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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Biedermann; Biedertsches Rahmgemenge; Biéfve; Biegen des Holzes; Biegmaschine; Biegsamkeit eines Fahrzeugs; Biegungsfestigkeit; Biegwalzwerk; Biel

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Biedermann (Gustav Woldemar, Freiherr von) - Biel

Nationalversammlung, wo er den sächs. Wahlbezirk Zwickau vertrat, gehörte B. zuerst dem linken Centrum (Württemberger Hof), nach dem Septemberaufstande in Frankfurt dem rechten (Augsburger Hof) an. Später war er einer der Begründer und fast fortwährend Vorsitzender des sog. Weidenbuschvereins oder der Erbkaiserpartei. Nach seinem Austritt aus der Versammlung schrieb er "Erinnerungen aus der Paulskirche" (Lpz. 1849), in denen er die Parteibestrebungen treffend charakterisierte. B. nahm hierauf am Nachparlament in Gotha teil (s. Gothaer) und vertrat als Abgeordneter zur sächs. Zweiten Kammer des Landtags 1849-50 den Anschluß an die Unionspolitik Preußens. Als Herausgeber der "Deutschen Annalen" (seit 1852) wurde er wegen eines gegen den franz. Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 gerichteten Aufsatzes, dessen Verfasser L. von Rochau war, in einen Preßprozeß verwickelt, in dessen Folge er 1854 eine einmonatige Gefängnisstrafe zu verbüßen hatte und seiner Professur entsetzt wurde. B. folgte 1855 einem Rufe zur Leitung der halboffiziellen "Weimar. Zeitung", auch begann er die Herausgabe der "Staatengeschichte der neuesten Zeit", von der er aber 1863 zurücktrat. Im Herbst 1863 siedelte B. wieder nach Leipzig über, um die Redaktion der "Deutschen Allgemeinen Zeitung" zu übernehmen, die er bis zu ihrem Aufhören (Ende 1879) führte. 1866 trat B. an die Spitze der neugebildeten nationalliberalen Partei in Sachsen, die er auch als Abgeordneter in der Zweiten Kammer des Landtags seit 1869 und im Deutschen Reichstage von 1870 bis 1873 vertrat. Doch gab er seine Reichstagsthätigkeit 1874, die im Landtage 1876 auf. Als außerord. Professor war B. 1865 wieder angestellt worden; 1874 ward er zum ord. Honorarprofessor ernannt. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Die deutsche Philosophie von Kant bis auf unsere Zeit" (2 Bde., Lpz. 1842-43), "Deutschland im 18. Jahrh." (4 Bde., ebd. 1854-80; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl. 1881), das ein allseitiges Bild der materiellen, politischen, socialen, geistigen, sittlichen und religiösen Zustände Deutschlands im 18. Jahrh, giebt; ferner "Frauenbrevier" (ebd. 1856; 2. Aufl. 1881), "Die Erziehung zur Arbeit" (ebd. 1852; 2. Aufl. 1883; die 1. Aufl. Pseudonym als Karl Friedrich), "Deutschlands trübste Zeit oder der Dreißigjährige Krieg in seinen Folgen für das deutsche Kulturleben" (Berl. 1862). 1864 verfaßte er für das vom Freiherrn von Harthausen herausgegebene Werk: "Das konstitutionelle Princip, seine geschichtliche Entwicklung", dessen ersten Teil: "Die Repräsentativverfassungen mit Volkswahlen, geschichtlich entwickelt im Zusammenhange mit den polit. und socialen Zuständen der Völker" (Lpz. 1864). Als populäre Geschichtswerke schrieb B.: "1840-1870. Dreißig Jahre deutscher Geschichte" (2 Bde., 2. Aufl., Mesl. 1883) und als Ergänzung dazu: "1815-40. Fünfundzwanzig Jahre deutscher Geschichte" (2 Bde., ebd. 1889-90); beide Werke erschienen auch unter dem Gesamttitel "Geschichte Deutschlands vom Wiener Kongreß bis zur Aufrichtung eines deutschen Kaisertums"; ferner "Deutsche Volks- und Kulturgeschichte" (2. Aufl., Wiesb. 1891), "Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte" (2 Bde., Bresl. 1886-87), "Geschichte der Leipziger Kramerinnung. 1477-1880" (Lpz. 1891), "Fünfzig Jahre im Dienste des nationalen Gedankens" (Bresl. 1892), "Geschichte des deutschen Einheitsgedankens" (Wiesb. 1894). Auch gab er H. von Kleists "Briefe an seine Braut nach den Originalhandschriften" mit Einleitung heraus (Bresl. 1884) und verfaßte die vaterländischen Dramen: "Heinrich IV." (Weim. 1861), "Kaiser Otto III." (Lpz. 1862) und "Der letzte Bürgermeister von Straßburg" (ebd. 1870).

Sein Sohn Richard B. (geb. 2. Juli 1843 zu Leipzig, gest. 10. Mai 1880 daselbst) begründete das "Centralblatt für Agrikulturchemie und rationellen Landwirtschaftsbetrieb".

Biedermann, Gustav Woldemar, Freiherr von, Goethe-Forscher, geb. 5. März 1817 zu Marienberg, studierte 1836-39 in Heidelberg und Leipzig die Rechte, trat in den sächs. Staatsdienst, wurde 1849 Regierungsmitglied des Direktoriums der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn, 1851 Direktor bei der Staatseisenbahn in Döbeln, 1853 in Chemnitz, 1858 stellvertretender Vorsitzender derselben zu Leipzig und 1869 als Geh. Finanzrat stellvertretender Generaldirektor zu Dresden. 1887 trat er als Geh. Rat in den Ruhestand. B., auch dichterisch und als technischer Schriftsteller thätig, ist durch Beiträge zur Goethe-Litteratur namhaft. Hervorzuheben sind: "Goethe und Leipzig" (Lpz. 1865), "Goethe und Dresden" (Berl. 1875), "Goethe und das sächs. Erzgebirge" 1879; Neue Folge, Lpz. 1886), "Goethes Gespräche" (9 Bde., Lpz. 1889-91), "Erläuterungen zu den Tag- und Jahresheften von Goethe" (ebd. 1894); er gab ferner Goethes Briefe an Eichstädt (Berl. 1872) und Rochlitz (Lpz. 1887) heraus und nahm an der Hempelschen und an der Weimarer Goethe-Ausgabe Anteil.

Biedertsches Rahmgemenge, s. Auffütterung der Kinder.

Biéfve (spr. bĭähf), Edouard de, belg. Historienmaler, geb. 4. Dez. 1809 zu Brüssel, besuchte seit 1831 das Atelier des Bildhauers David d'Angers in Paris, wo er gleichzeitig Statuen und Bilder arbeitete, beschränkte sich jedoch später auf die Historienmalerei. Sein Hauptwerk ist der Kompromiß des niederländ. Adels in Brüssel 1566 (1841; im Brüsseler Museum und verkleinerte Wiederholung in der Berliner Nationalgalerie), das durch den dramat. Effekt der Schilderung und lebendiges Kolorit namentlich auf die deutschen Künstler vorbildlich wirkte. In der Folge wurde er aber vollständig überholt, so daß seine spätern Werke ohne Einfluß blieben. B. starb 7. Febr. 1882 zu Brüssel.

Biegen des Holzes, s. Holzbiegmaschinen.

Biegmaschine, eine je nach der Art des der Formgebung zu unterwerfenden Materials verschieden konstruierte mechan. Einrichtung zur Herstellung gekrümmter Arbeitsstücke. Zum Biegen des Holzes dienen besondere Holzbiegmaschinen (s. d.); über Blechbiegmaschinen s. Blechbearbeitung. Mit den Blechbiegmaschinen stimmen auch die B. für Eisenbahnschienen und Radreifen in der Anlage überein.

Biegsamkeit eines Fahrzeugs, s. Deichselfreiheit.

Biegungsfestigkeit, s. Festigkeit.

Biegwalzwerk, s. Blechbearbeitung.

Biel, angeblich ein altgerman. Gott, dessen Götzenbild Bonifacius 722 an der Bielshöhle (s. d.) vernichtet haben soll. Weder von Bonifacius' That noch von B. ist etwas überliefert. Er gehört zu den erlogenen Gottheiten, die nach dem Dreißigjährigen Kriege überall auftauchten, ist aus "Bielshöhle" erschlossen und von J. Grimm als spätes Machwerk entlarvt.

Biel. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern, hat (1888) 18 633 E., darunter 2505 Katholiken und 225 Israeliten, in 4 Gemeinden. - 2) B., frz.