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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bildweite; Bileam; Bileamiten; Biled; Biledschik; Biledulgerid; Bilek; Bilene; Bilettbai; Bilge; Bilguer; Bilha; Bilhana; Biliar

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Bildweite – Biliar

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bildungsvereine'

meinen, nicht bloß der arbeitenden Masse im engern Sinne, zum Ziel setzen. Die Mittel dazu sind: Bibliotheken, Lesezimmer, Wanderlehren, Unterrichtskurse, Vorträge, Herausgabe von Druckwerken u.s.w. Ein Verein solcher Art ist die «Gesellschaft znr Verbreitung von Volksbildung» in Berlin, gegründet 1871, mit (1891) 818 Vereinen und 2792 persönlichen Mitgliedern; Summe der Jahresbeiträge 26694 M. und 3103 M. außerordentliche Beiträge. Der Wirkungskreis der Gesellschaft erstreckt sich über das ganze Deutsche Reich, Sie giebt die Monatsschrift «Der Bildungsverein» (seit 1871) sowie Volksbücher, Broschüren u.s.w. heraus; sie wirkt für die Begründung von Pfennigsparkassen, Arbeiterkolonien, Kinderheimen, Ferienkolonien, Volksbädern, Koch- und Wirtschaftsschulen, Volkskaffeeschenken u.s.w.; auch sorgt sie für öffentliche Vorträge, Bibliotheken und Fortbildungsschulen. Ein anderer Bildungsverein ist der Verein für Massenverbreitung guter Schriften (für den Buchhandel unter der Firma «Schriftenvertriebsanstalt») in Weimar, gegründet 1889, unter dem Protektorat des Großherzogs, mit (1892) 5650 Mitgliedern, 31 Zweigvereinen und 10 großen Vertretungen; Vermögen 34000 M. Von den Volksschriftenvereinen (s. Volksschriften) unterscheidet er sich dadurch, daß er bisher nur Schriften erzählenden und unterhaltenden Inhalts herausgab (22) und sie mit Hilfe des Fachbuchhandels und der bestehenden Colportage (bis Anfang 1892 etwa 1 Mill. Hefte und 5000 Bände) verbreitete. – 1889 zur Zeit der Weltausstellung fand in Paris ein internationaler Kongreß für Volksbildung statt, auf dem die Gründung eines internationalen Vereins für freies Volksbildungswesen beschlossen wurde.

Bildweite, der Abstand der optischen Bilder (s. Bild) von dem Scheitel des sphärischen Spiegels oder der Linse. Über die Berechnung der B. s. Linse und Hohlspiegel.

Bilĕam, Name eines mesopotam. Propheten, den nach der Auszugslegende der moabitische König Balak dang, um die sich seinen Grenzen nahenden Israeliten zu verfluchen. Allein durch Jahwe wurde B. genötigt, vielmehr Israel zu segnen. Hierdurch ist B. sprichwörtlicher Vergleich für einen Menschen geworden, der die üble Absicht seiner Auftraggeber in ihr Gegenteil zu verkehren innerlich genötigt ist. Die Erzählung (4 Mos. 22–24) über B. ist aus zwei Quellen zusammengestellt und daher mit Widersprüchen behaftet. Einer unevang. Auffassung der Bibel hat der Umstand Verlegenheit bereitet, daß B.s Eselin den Engel sieht, mit B. ein Gespräch führt, überhaupt viel verständiger ist als der Prophet. Die alten Rabbiner, und nach ihnen die Modammedaner, erzählen von B. noch viel Fabelhaftes.

Bileamīten, Sekte, s. Nikolaiten.

Biled, s. Belâd.

Biledschik (das Belekoma der Byzantiner), Stadt im türk.-kleinasiat. Wilajet Khodawendikjar, auf einer Anhöhe an einem Zuflusse des Sakaria (Sangarius der Alten), ist fast ausschließlich von Armeniern bewohnt, die Seidenbau, Weinbau und Tuchfabrikation betreiben oder in der Umgegend Meerschaum gewinnen. B. war die erste Eroberung (1299) der Osmanen auf byzant. Boden.

Biledulgerīd (genauer Bilêd ul-Dscherid, Bilâd oder Belâd el-Dscherid, d.i. Dattelland), bis in neuere Zeit Name des 2400 km langen, oasenreichen, südl. Teile von Marokko, Algier und ↔ Tunis umfassenden Landstrichs im Innern des nördl. Afrikas, zwischen dem Atlasplateau oder dem Hochlande der Berberei und der Großen Wüste. Die Franzosen nennen jetzt den ihnen unterworfenen mittlern Teil dieses Landstrichs Sahara. Nur der im südwestl. Tunesien unter 33° nördl. Br. Und 9° östl. L. von Greenwich gelegene östl. Teil derselben führt noch den Namen Bilêd ul-Dscherid.

Bilek, Hauptstadt des Bezirks B. (801,28 qkm und 14195 E.) im Kreis Mostar in der Herzegowina, in 482 m Höhe, strategisch wichtiger Grenzort, dicht an der montenegrin. Grenze und an der Straße von Trebinje nach Stolac und Gacko, Sitz einer Geniedirektion und der 6. Gebirgsbrigade, hat (1885) 419 zur Hälfte mohammed., zur Hälfte christl. E., in Garnison das 4. Bataillon des 12. ungar. Infanterieregiments «Erzherzog Wilhelm», das 4. Bataillon des 74. ungar. Infanterieregiments «Freiherr von Bouvard» und die 2. Compagnie des 2. Festungsartilleriebataillons.

Bilene, Fluß, s. Bille.

Bilettbai, s. Baffinbai

Bilge, die unterste Höhlung des Schiffsrumpfes oberhalb des Kiels, resp. über dem Doppelboden (s. d.), in welchem sich das Bilgewasser sammelt, welches einesteils durch Undichtigkeiten des Rumpfes eindringt und andernteils von Maschinenabflüssen herrührt. Besondere Bilgelenzpumpen entfernen dieses Wasser nach Bedarf.

Bilguer, Paul Rud. von, Schachspieler, geb. 21. Sept. 1815 zu Ludwigslust, besuchte das Pageninstitut zu Schwerin, trat später in den preuß. Militärdienst und wurde als Lieutenant 1837 zum Besuche der Kriegsakademie nach Berlin versetzt, nahm aber bald seinen Abschied und beschäftigte sich ausschließlich mit der schönen Litteratur und dem Schachspiel. Er starb schon 10. Sept. 1840 zu Berlin. B. entwickelte im Schachspiel eine außerordentliche Stärke der Berechnung und Vorstellungsgabe. Nachdem er eine gründliche Monographie über «Das Zweispringerspiel im Nachzuge» (Berl. 1839) veröffentlicht hatte, entwarf er das «Handbuch des Schachspiels» (ebd. 1843; 7. Aufl., Lpz. 1891), das bedeutendste Werk in seiner Art, welches von L. von Heydebrand und der Lasa nach B.s Plan ausgeführt wurde.

Bilha (spr.-bilja), Kühlkrüge in Portugal, s. Alcarraza.

Bilhaṇa, ind. Dichter des 11. Jahrh. n. Chr., geboren in Kaschmir, durchwanderte einen großen Teil von Indien, forderte an den Fürstenhöfen die Dichter zum Wettkampf auf und wurde Hofdichter des Königs Vikramaditja Tribhuvanamalla von Kaljana im Dekan, wo er gestorben zu sein scheint. Er verfaßte das «Vikramānkadēvacarita»,ein Kunstepos, in welchem er in 18 Gesängen die Thaten des Tribhuvanamalla besingt (hg. von Bühler, Bombay 1875), ferner ein sehr berühmtes lyrisches Gedicht in 56 Strophen, die «Cāurīsuratapañcāçikā», die in mehrern Bearbeitungen vorliegt (die mittelind. Recension ist hg. von P. von Bohlen, Berl. 1833, und von Häberlin, «Kāvyasaṃgraha», S. 227 fg., die südindische von Ariel, «Journal asiatique», 1848, XI, 469 fg., die kaschmirische von Solf, Kiel 1886) und ein unbedeutendes Drama, die «Karṇasundarī» (hg. in der «Kāvyamālā», Nr. 7, Bombay 1888). Außerdem werden von ihm noch Strophen in den Anthologien citiert, die aus andern, uns noch unbekannten Werken stammen.

Biliār (lat.), die Galle (s. d.) betreffend.