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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Billardieren; Billardsteuer; Billaud-Varennes; Billault; Billbergĭa; Bille; Billerbeck

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Billardieren - Billerbeck

vom untersten Ende liegen. Ein Queueleder soll gleichmäßig aufliegen, fest, aber doch elastisch sein und nicht im geringsten vorstehen; die Form soll flachrund sein, mit etwas scharfer Kante. – Vgl. Coriolis, Théorie mathématique des effets du jeu de billard (Par. 1835); Möley, Unterricht im Billardspiel (Lpz. 1841); Kranefeldt, Das feine Billardspiel (Berl. 1874); Th. An. Thropos, Der elegante Billardspieler (Kolberg 1873); Bogumil, Das Billardbuch (Lpz. 1876); Lange, Illustrierte Beschreibung der Billardbande (Hannov. 1884); Bogumil, Gesamte Billardpraxis (in «Tableaus und Albums», Lpz. 1890); ders., Meister im Billardspiel (3. Aufl., ebd. 1891); Toeppen, Das Carambolespiel (2. Aufl., Wien 1890); Achard, Die Kunst des Billardspiels (5. Aufl., Berl. 1891).

Billardieren (frz., spr. bĭjar-), die Vorderfüße auswärts werfen (vom Pferde).

Billardsteuer, s. Luxussteuern.

Billaud-Varennes (spr. bĭjoh warénn), Jean Nicolas, franz. Politiker, geb. 23. April 1756 zu La Rochelle, trat ohne jeden Glaubenseifer in den Orden der Oratianer und ward Lehrer am Collège zu Juilly, verlor aber sein Amt und ging 1785 nach Paris, wo er Advokat am Parlament wurde. Im Jakobinerklub trat er 1790 als feuriger Redner auf und war 10. Aug. 1792 Mitglied der Pariser Commune. Er galt als einer der Haupturheber der Septembermetzeleien. Im Konvent stimmte er für den Tod Ludwigs ⅩⅥ. «binnen 24 Stunden». Die Errichtung des Revolutionstribunals war zum guten Teil sein Werk. 1793 trug er wesentlich zum Sturze der Girondisten sowie zur Begründung des Schreckenssystems bei. Von jetzt an entwickelte er im Konvent eine einflußreiche Thätigkeit; fast alle seine Anträge waren Anklagen. Nachdem er Präsident geworden war, wurden auf seinen Antrag der Herzog von Orléans, Königin Marie Antoinette und viele andere vor das Revolutionstribunal geführt. Beauftragt, den Wohlfahrtsausschuß (s. d.) zu organisieren, bekämpfte er die Anarchie, die er selbst mit Ungestüm hervorgerufen hatte. Er veranlaßte den Sturz Dantons und Robespierres, zog dadurch aber auch seinen und seiner Anhänger Fall nach sich. Der ihm und seinen Mitangeklagten Collot d’Herbois, Barère u. a. günstige Aufstand vom 12. Germinal (1. April 1795) beschleunigte nur ihre Verurteilung. B. wurde nach Guayana deportiert. Die Begnadigung, die ihm Bonaparte anbot, verschmähte er. 1816 kam er nach Neuyork, fand aber keine gute Aufnahme, sodaß er sich ein Asyl auf Haïti suchte. Hier bewilligte ihm Präsident Pétion eine kleine Pension. B. starb 3. Juni 1819. – Die Memoiren seiner Kindheit, 1786 als «Tableau du premier âge» verfaßt, sind 1888 in der Zeitschrift «La Révolution française» erschienen; die 1821 erschienenen «Mémoires de Billaud écrits au Port-au-Prince» (2 Bde.) sind unecht.

Billault (spr. bĭjoh), Auguste Adolphe Marie, franz. Advokat und Staatsmann, geb. 12. Nov. 1805 zu Vannes, studierte die Rechte zu Rennes und ließ sich in Nantes als Advokat nieder, wo er schnell Ansehen erwarb und 1837 zum Abgeordneten gewählt wurde. Er stellte sich mit einer kräftigen Rede gegen die ministeriellen Umtriebe und Bestechungen bei den Wahlen auf die Seite der dynastischen Opposition. Im Kabinett Thiers 1840 wurde er Unterstaatssekretär, trat nach dessen Auflösung, 29. Okt. 1840, wieder zur Opposition, näherte sich dann aber der ministeriellen Partei. In den Februartagen von 1848 schlug er sich zur Linken, stimmte für Verbannung der Orléans und gegen das Zweikammersystem und wurde wegen seiner polit. Unzuverlässigkeit für die Gesetzgebende Versammlung nicht wiedergewählt. B. trat in den Advokatenstand zurück, ließ sich aber nach dem Staatsstreiche vom 2. Dez. 1851 mit amtlichem Beistande im Depart. Ariége zum Deputierten wählen, worauf ihn Napoleon zum ersten Präsidenten des Gesetzgebenden Körpers ernannte. Auf diesem Posten wirkte er nun zur Herstellung des Kaiserreichs mit, das er auch befestigen half, als er im Juli 1854 an Persignys Stelle Minister des Innern wurde. Im Dez. 1854 erhielt er die Senatorwürde. Im Febr. 1858 trat er das Ministerium des Innern an Espinasse ab, erhielt es aber im Nov. 1859 zurück. Ende 1860 wurde er zum Minister ohne Portefeuille ernannt, um die Politik des Kaisers im Gesetzgebenden Körper zu verteidigen. Er löste diese Aufgabe in der geschicktesten Weise. Am 24. Juni 1863 mit dem neugebildeten Staatsministerium betraut, wirkte er insbesondere zur Entkräftung der Thiersschen Opposition. B. starb zu Grésillières bei Nantes 13. Okt. 1863. Er gehörte nebst Rouher und Baroche unter Napoleon Ⅲ. zu den parlamentarisch gewandtesten bonapartistischen Staatsmännern. – Huet gab seine Plaidoyers und polit. Reden als «Œuvres de M. B., précédées d’une notice biographique» heraus (2 Bde., Par. 1864, nicht im Buchhandel).

Billbergĭa Thun., Pflanzengattung aus der Familie der Bromeliaceen (s. d.), mit etwa 20 Arten, sämtlich dem tropischen Amerika angehörend. Es sind krautartige Pflanzen mit meist linearen oder schwertförmigen Blättern, nicht selten auf alten Baumstämmen wachsend. Die meist in Ähren oder Rispen gestellten Blüten haben ein sechsteiliges Perigon, 6 Staubfäden und 3 Narben, die Frucht ist eine dreifächerige Beere. Von der in Mexiko einheimischen B. tinctoria Mart. wird die Wurzel zum Gelbfärben benutzt und von der in Brasilien wachsenden B. variegata Mart. finden die Bastfasern der Blätter, wie die mehrerer anderer Bromeliaceen, Verwendung bei Herstellung von Geweben.

Bille (Bilene), 63 km langer Fluß in Niederdeutschland, der Lauenburg von Holstein trennt, dann die Vierlande durchfließt und oberhalb Hamburg in die Elbe mündet. Sie bildet mit der Elbe die zu Hamburg gehörige Insel Billwärder (Billwerder) und trennt die Stadt von den Vierlanden.

Bille, Carl Steen Andersen, dän. Politiker, aus altem dän. Adel stammend, geb. 1. Juli 1828 zu Nykjöbing auf Seeland, studierte die Rechte und begann 1851 die Herausgabe des «Dagbladet». Als Redacteur hat er sich um die Entwicklung der dän. Tagespresse sehr verdient gemacht. Der nationalliberalen Partei angehörend, wurde er 1861 Mitglied des Folkethings und machte sich bemerkbar als ein stets schlagfertiger Redner. 1864 wurde er des Hochverrats angeklagt, weil er das Erbfolgerecht des Königs Christian Ⅸ. in Zweifel gezogen hatte, jedoch vom Höchstengericht freigesprochen. Nach Verkauf des «Dagbladet» (1872) war er 1880‒84 Geschäftsträger und Generalkonsul in den Vereinigten Staaten. Zurückgekehrt wurde er 1886 zum Amtmann in Holbaek auf Seeland ernannt. Hauptwerke: «Tyve Aars Journalistik» (3 Bde., Kopenh. 1873‒77) und «Erindringer fra Rejser i Italien» (2 Bde., ebd. 1878).

Billerbeck in Westfalen, Stadt im Kreis Koesfeld des preuß. Reg.-Bez. Münster, nahe der