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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Billon; Billonnage; Billot; Billroth; Billunger

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Billon - Billunger

von Clermont in ein berühmtes Collège der Jesuiten umgewandelt wurde.

Billon (frz., spr. bljóng), im Münzwesen eine Legierung von Silber und Kupfer, die mehr Kupfer als Silber enthält, also nach der früher üblichen deutschen Bezeichnung geringer als achtlötig ist. Aus B. waren z. B. die preuß. 1/12-Thalerstücke, die norddeutschen Silber- und Neugroschen, die süddeutschen 6- und 3-Kreuzerstücke u. s. w., überhaupt die meisten der gegenwärtig eingezogenen Silberscheidemünzen geprägt. In Frankreich wird auch die Kupferscheidemünze, ja oft jede Silberscheidemünze, gleichviel ob hoch- oder geringhaltig, unter der Benennung B. mitbegriffen. -

Billonnage (spr. bijonnahsch'), Handel mit verbotenen Münzsorten, Aussonderung schlechter Münzen (zum Einschmelzen); Billonneur (spr.-nöhr), einer, der schlechtes Geld in Umlauf bringt, Kipper und Wipper (s. d.).

Billot (spr. bijoh), Jean Baptiste, franz. General und Kriegsminister, geb. 15. Aug. 1828 zu Chaumeil im Depart. Corrèze, besuchte 1847-49 die Militärschule zu St. Cyr und trat dann als Unterlieutenant in den Generalstab über, in dem er 1852 zum Lieutenant und 1854 zum Kapitän aufrückte. B. wurde längere Zeit hindurch in Algerien verwendet, 1863 Stabsoffizier, nahm an dem Feldzuge in Mexiko teil und wurde 1869 zum Oberstlieutenant und bei dem Ausbruche des Deutsch-Französischen Krieges 1870 zum Generalstabschef einer Infanteriedivision des 2. Armeekorps der Rheinarmee ernannt. Er nahm an der Schlacht von Spicheren und der Verteidigung der Festung Metz teil, wurde von der Regierung der nationalen Verteidigung 9. Nov. 1870 zum Obersten befördert und von Gambetta mit der Führung des neu gebildeten 18. Armeekorps betraut, mit dem er im Verbände der Ostarmee unter General Bourbaki an dem Zuge nach Belfort teilnahm. Seine Truppen griffen am zweiten Tage der Schlacht an der Lisaine (16. Jan. 1871) auf dem linken franz. Flügel sehr wirksam bei Chenebier ein und vertrieben den General von Degenfeld aus dem Orte. Werder mußte seine letzten Reserven nach dem bedrohten Punkt entsenden. Trotzdem behaupteten die Franzosen Chenebier 17. Jan. gegen alle Angriffe der Deutschen. In Besancon war B. der einzige General, der im Kriegsrat gegen den Rückzug auf Pontarlier und für eine Offensive auf Auxonne stimmte, um sich mit der bei Dijon stehenden Vogesenarmee zu vereinigen. Bei Pontarlier deckte er in einer starken Stellung zwischen Château-Joux und Château-Neuf den Abmarsch der Armee und entkam mit der 3. Division seines Korps längs der Schweizer Grenze. Im Sept. 1871 wurde er zum Brigadegeneral und im März 1878 zum Divisionsgeneral befördert und bald danach mit dem Oberbefehl über das 15. Armeekorps zu Marseille betraut. Am 30. Jan. 1882 übernahm B. in dem von Freycinet neu gebildeten Kabinett das Kriegsministerium, das er jedoch 28. Jan. 1883 wieder abgab. 1885 wurde er zum kommandierenden General des 1. Armeekorps (Lille), 1888 zum Armeeinspecteur ernannt. Auch ist er Mitglied des Obersten Kriegsrates. B. wurde 1871 als Vertreter des Depart. Corrèze in die Nationalversammlung gewählt und 1875 zum Senator auf Lebenszeit ernannt.

Billroth, Theod., Chirurg und Kliniker, geb. 26. April 1829 zu Bergen auf der Insel Rügen, widmete sich zu Greifswald, Göttingen, Berlin und Wien dem Studium der Medizin, wurde 1855 unter Langenbeck Assistent an der chirurg. Universitätsklinik in Berlin, habilitierte sich 1856 daselbst und wurde 1859 Professor der Chirurgie und Direktor der chirurg. Klinik in Zürich, 1867 in Wien. 1887 wurde er zum Mitglied des österr. Herrenhauses ernannt. Im Deutsch-Französischen Kriege war B. in den deutschen Lazaretten am Rhein thätig. Er starb 6. Febr. 1894 in Abbazia. B. zählt zu den vielseitigsten Chirurgen der Neuzeit; er war nicht nur ein genialer Operateur (Magenresektion, Totalexstirpation des Kehlkopfes), sondern hat sich auch in der Histologie, der allgemeinen Pathologie und der Kriegschirurgie, insbesondere im Hospitalwesen große Verdienste erworben. Er schrieb u. a. "Über den Bau der Schleimpolypen" (Berl. 1855), "Untersuchungen über die Entwicklung der Blutgefäße nebst Beobachtungen aus der chirurg. Universitätsklinik zu Berlin" (ebd. 1856), "Beobachtungsstudien über Wundfieber und accidentelle Wundkrankheiten" (ebd. 1862), "Die allgemeine chirurg. Pathologie und Therapie" (ebd. 1863; 14. Aufl. von Winiwarter 1889), "Chirurg. Klinik. Zürich 1860-67" (ebd. 1869), "Chirurg. Klinik. Wien 1868" (ebd. 1870), "Chirurg. Klinik. Wien 1869-70" (ebd. 1872), "Chirurg. Briefe aus den Kriegslazaretten in Weißenburg und Mannheim 1870" (ebd. 1872), "Untersuchungen über die Vegetationsformen der Coccobacteria septica" (ebd. 1874), "Über den Transport der im Felde Verwundeten und Kranken" (Wien 1874), "Über das Lehren und Lernen der mediz. Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation" (ebd. 1876), "Chirurg. Klinik. Wien 1871-76. Nebst Gesamtbericht über die chirurg. Kliniken in Zürich und Wien 1860-76" (Berl. 1879), "Die Krankenpflege im Haus und Hospital" (4. Aufl., Wien 1892). Mit Pitha gab er heraus "Handbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie mit Einschluß der topogr. Anatomie, Operations- und Verbandlehre" (4 Bde., Stuttg. 1865-80), mit Lücke seit 1879 die "Deutsche Chirurgie". Auch war B. von Beginn an (1861) Mitredacteur von Langenbecks "Archiv für klinische Chirurgie". B.s Leistungen sind auch die zahlreichen Arbeiten seiner Schüler beizuzählen, zu denen er Anregung und Anleitung gegeben hat, wie zu Wölsters "Über die von Prof. B. ausgeführten Resektionen des carcinomatösen Pylorus" (Wien 1881), einem Bericht über die Operation des Magenkrebses, die B. zum erstenmal mit günstigem Erfolge ausführte.

Billunger oder Billinger, ursprünglich ein altes frank. Geschlecht, im südl. Thüringen reich begütert. Urkundlich erscheint aus diesem Geschlecht ein Graf Billung unter Otto d. Gr. in den J. 944-968. Als dessen Sohn galt lange Hermann Billung, bis die neuere Forschung es zweifellos machte, daß zwischen dem Geschlecht beider keine Blutsverwandtschaft bestand. Hermann Billung war von vornehmer, altsächs. Familie, die zwischen Elbe und Weser ausgedehnte Besitzungen hatte. Er tritt zuerst 936 hervor beim Zuge Ottos d. Gr. gegen die Slawen, auf dem ihm der König die militär. Leitung überlieh. Nachher erscheint er, mit der herzogt. Gewalt in Sachsen ausgestattet, oft in Abwesenheit des Königs als dessen Stellvertreter. Berühmt durch Tapferkeit und Klugheit, durch Gerechtigkeitssinn und Treue, starb er 27. März 973 zu Quedlinburg. Seine Nachfolger waren in regelmäßiger Erbfolge vom Vater zum Sohne: Bernhard I., gest. 9. Febr. 1011; Bernhard II., gest. 29. Juni 1059; Ordulf,