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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Biribi; Biriussen; Birjussa; Birjutsch; Birka; Birkdale; Birke

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Biribi - Birke

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Birgittenorden'

nach Rom und gab von dort aus dem 1350 gestifteten Kloster in Wadstena am Wettersee, dessen erste Äbtissin 1357 ihre Tochter, die heil. Katharina, wurde, eine Regel, die ihr vom Herrn selbst geoffenbart worden sei und die sie darum regula Sancti Salvatoris nannte. Papst Urban Ⅴ. genehmigte 1370 die Regel. Nachdem Birgitta noch eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht hatte, starb sie zu Rom 23. Juli 1373; ihre Leiche ward nach Wadstena übergeführt, sie selbst 1391 durch Bonifacius Ⅸ .heilig gesprochen. Von ihren Schriften sind die wichtigsten die acht Bücher der «Revelationes» (erste Ausg. Lübeck 1492), die eine tiefe Mystik und ernstes Drängen auf eine Reformation der Kirche enthalten. Der B. vereinigte Männer und Frauen in einem Kloster, doch wohnte jedes Geschlecht in einem besondern Gebäude; daran schlossen sich Tertiarier beiderlei Geschlechts. Die Klausur war sehr streng; Sonntags ward in der Landessprache gepredigt, auch für das Volk. In seiner Blütezeit zählte der Orden 74 Klöster, von Finland bis Spanien zerstreut; er erreichte sein Ende in Schweden zur Zeit der Reformation, in Spanien im 17. Jahrh. – Vgl. Fred. Hammerich, Den hellige Birgitta og Kirken i Norden (Kopenh. 1863; deutsch von Michelsen, Gotha 1872); Clarus, Leben und Offenbarungen der heil. Brigitta (Regensb. 1888); Binder, Die heil. Birgitta von Schweden und ihr Klosterorden (Münch. 1891); Brinkmann, Den hellige Birgitta (Kopenh. 1893).

Birĭbi, auch Cavagnole genannt, ein aus Italien stammendes Glücksspiel. In Deutschland bedient man sich dazu meist einer in 36, in Italien und Frankreich einer in 70 numerierte Felder geteilten Tafel, nebst 36 (bez. 70) mit den entsprechenden Nummern bezeichneten Karten, die aus einem Beutel gezogen werden.

Biriussen, richtiger Birjussen, tatar.-osttürk. Volksstamm, den Abakan-Tataren zugehörig, im sibir. Gouvernement Jenisseisk, an den Ufern des Abakan, ist in den benachbarten Katschinzen aufgegangen. In alter Zeit nomadisierten die B. am Fluß Birjussa (s. d.), dem sie den Namen gaben.

Birjussa, Fluß in den russ.-sibir. Gouvernements Irkutsk und Jenisseisk, 400 km lang, bildet nach Vereinigung mit der Uda die Tasjejewa, welche links in die Angara, kurz vor ihrer Vereinigung mit dem Jenissei, mündet. Im Quellgebiet der B. im Sajanschen Gebirge finden sich Goldwäschereien.

Birjutsch. 1) Kreis im SW. des russ. Gouvernements Woronesch, hat 4399,9 qkm mit 259686 E. (meist Kleinrussen), Ackerbau und Viehhandel. In demselben liegt der Flecken Aleksjejewka (s. d.). –

2) Kreisstadt im Kreis B., 138 km südsüdwestlich von Woronesch, an der rechts zum Don gehenden Tichaja Sosna, hat (1890) 4502 E., Post, Telegraph, 4 russ. Kirchen, etwas Handel und Industrie. B., 1705 von Kosaken gegründet, wurde 1795 Kreisstadt.

Birka (arab.), in Verbindung Birket, Teich, Landsee; z. B. Birket-Mariut in Unterägypten, der alte See Mareotis, Birket el-Kerun u. s. w.

Birkdale (spr. börkdehl), s. Southport.

Birke (Betula L.), Pflanzengattung aus der Familie der Betulaceen. Die B. sind einhäusige Bäume oder Sträucher mit in Kätzchen gestellten Blüten. Die männlichen Kätzchen entwickeln sich schon im Sommer vor der Blütezeit und befinden sich daher den ganzen Winter hindurch an den entlaubten Zweigen, während die viel kleinern weiblichen ↔ Kätzchen erst mit dem Laubausbruch im Frühling erscheinen, zu welcher Zeit auch erst die sich dann verlängernden männlichen Kätzchen aufblühen. Diese tragen die Blüten, aus sechs von häutigen Hüllblättchen umgebenen Staubgefäßen bestehend, unter gestielten, schildförmigen Schuppen. Die weiblichen Kätzchen haben dreilappige, flache Schuppen, unter deren jeder sich drei Fruchtknoten mit zwei fadenförmigen Narben befinden. Aus jedem Fruchtknoten entsteht ein mit zwei Flügeln versehenes Nüßchen, gewöhnlich Birkensame genannt. Bei der Samenreife lösen sich die Nüßchen samt den Schuppen von der Ährenspindel los, die stehen bleibt.

Die Abbildung auf Tafel Laubhölzer: Waldbäume II, Fig. 2, zeigt die gemeine Weißbirke (Betula verrucosa Ehrh.) als Baum, außerdem von dieser Art: 1. Die Spitze eines Triebes mit den großen männlichen und den kleinern weiblichen Kätzchen, 2. belaubten Zweig mit einem Fruchtkätzchen und an der Spitze mit zwei männlichen Blütenknospen, 3. Triebspitze mit Laub- und männlichen Blütenknospen im Winter, 4. und 5. Stücke weiblicher Kätzchen, 6. weibliche Blüte mit drei nackten Fruchtknoten, deren jeder zwei fadenförmige Narben trägt, 7 ‒ 9. männliche Blüten von vorn, von der Seite und von unten gesehen, 10. Staubgefäß, 11. Deckblatt der weiblichen Blüte, 12. die aus dem Deckblatt erwachsene Deckschuppe, 13. geflügelte Frucht, Birkensame. (1, 3 ‒ 5 natürliche Größe, 2 verkleinert, 6 ‒ 13 vergrößert.)

Die Birkenarten zerfallen in Baum- und Strauchbirken. Erstere sind der Mehrzahl nach in Nordamerika, letztere in der gemäßigten und Polarzone der Alten Welt und auf den Hochgebirgen Nord- und Mitteleuropas zu Hause. Baumbirken Europas sind die gemeine Weißbirke (Betula. verrucosa Ehrh., Betula alba L.), auch Steinbirke, Maserbirke, Harzbirke und Maie genannt, und die weichhaarige B. (Betula pubescens Ehrh., alba Bechst., odorata Bechst.), auch Ruchbirke genannt.

Die Weißbirke zeichnet sich vor allen europ. Laubhölzern aus durch ihren schlanken, mit weißer, der Quere nach bandförmig sich abrollender Korkrinde bekleideten Stamm, ihre leichte, zierlich verästelte, dünnbelaubte Krone. An ältern Bäumen wird die Rinde vom Fuße bis zur Krone allmählich dicker, sehr hart, längs- und querrissig und schwärzlich gefärbt. Die langgestielten, doppelt gesägten, herzförmigen, zugespitzten Blätter sind ausgewachsen unbehaart. Junge Blätter, Blattstiele und Triebe sind namentlich bei jugendlichen Pflanzen behaart, noch mehr ist dies der Fall bei den mancherlei Abweichung in der Form zeigenden Stockausschlägen. Die B. trägt im 10.‒30. Jahre keimfähigen Samen, der meist schon zeitig, Ende Juni oder im Juli, abfliegt und sofort keimt. Später im Herbst abfliegender Same keimt erst im nächsten Frühjahr. Die jungen Blätter und Triebe zeigen zahlreiche, warzige, ein wohlriechendes Wachsharz ausscheidende Drüsen. Beim Laubausbruch bildet dieses Harz einen glänzenden klebrigen Überzug, an ältern Blättern weißliche Fleckchen. Das Holz der B. ist ein vorzügliches Brennmaterial und sehr tauglich für Wagnerarbeiten, Gartenmöbel, Schnitzereien, Schuhnägel u. s. w., als Bauholz ist es nicht verwendbar, denn in feuchter Luft wird es gewöhnlich schon nach Jahresfrist morsch. Birkenreisig wird vielfach zu Besen verarbeitet, sodaß es die Beachtung der Forstwirtschaft verdient. Die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 23.