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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Birkebeiner; Birken; Birkenblattroller; Birkenblattstecher; Birkenfeld

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Birkebeiner - Birkenfeld

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Birke'

an Betulin (s. d.) sehr reiche weiße Rinde widersteht der Verwesung, wird von Feuchtigkeit nicht durchdrungen, dient daher als Unterlage, um Feuchtigkeit von Schwellen und Balken abzuhalten. Man benutzt sie deshalb, z. B. in Schweden, auch zum Dachdecken, indem man die aufgenagelte Rinde mit Rasenplaggen belegt. Aus der weißen Rinde wird ferner der Birkenteer(s. d.) gewonnen, aus diesem das zur Bereitung von Fruchtsäften dienende Birkenöl (s. d.). Aus Birkenlaub wird das sog. Schüttgelb (s. Beerengelb) gemacht. Den im Frühjahr in reichlicher Menge aufsteigenden Saft benutzt man zur Bereitung von Birkenwasser (s. d.).

Der Verbreitungsbezirk der Weißbirke läßt sich sicher nicht angeben, da früher meist die beiden Arten der B. verwechselt oder nicht streng geschieden wurden. Hauptsächlich ist sie heimisch im nördl. und östl. Europa, im norddeutschen Tiefland, in den baltischen Ländern, doch kommt sie auch in Norwegen, in der Türkei, in Schottland, Syrien, Italien u. s. w. vor. Sie gedeiht auch auf dem magersten und trockensten Boden und eignet sich besonders zum Niederwaldbetrieb. Zum Hochwaldbetrieb in hohem Umtrieb eignet sie sich nicht, da sie sich mit zunehmendem Alter sehr licht stellt und der Boden wegen des zu großen Lichteinfalls unter ihr verangert. In jungen Fichtenbeständen, in die sie sich gern eindrängt, wird sie zwar durch das Abpeitschen der Nadeln mittels ihrer biegsamen Ruten bei windigem Wetter oft nachteilig, gewährt aber in den ersten Jahren den jungen Fichten Schutz gegen mancherlei Gefahren, z. B. gegen Frost, Wildverbiß.

Die weichhaarige B., Betula pubescens Ehrh., ein auf moorigem, feuchtem Boden wachsender Baum, der sich zwar überall in Deutschland findet, vorzüglich aber in Nordeuropa und Rußland vorkommt, wo er dichtgeschlossene Wälder bildet, unterscheidet sich von der gemeinen B. durch die mattweiße Farbe der Rinde, den völligen Mangel an Wachsharzabsonderung an Zweigen und Blättern und den weichen, sammetartigen Überzug derselben. Der Gebrauchswert dieser B. ist wohl derselbe wie der der Weißbirke. Unter den amerik. Baumbirken sind namentlich die mit glatter, dunkelgrauer, sich nicht ablösender Rinde versehene Betula lenta L. und die Betula rubra Michx. oder nigra L., deren Rinde sich an den Stämmen in rötlich oder schwärzlich gefärbte, dünne Schuppen auflöst, beliebte Zierbäume bei uns geworden. Von Strauchbirken ist als die kleinste und zierlichste Art zu erwähnen die Zwergbirke (Betula nana L.) mit niedergestreckten Stämmchen und Ästen, deren Spitzen oft nur aus dicken Moospolstern hervorragen, mit aufrechten, länglichen Fruchtähren. Sie wächst auf Torfmooren der Hochgebirge sowie in der Polarzone. Ihr Saft gilt bei den Alpenbewohnern für ein Mittel gegen Auszehrung, Gicht und Hautausschläge.

Feinden und Gefahren sind die B. wenig ausgesetzt. Von Frost haben sie äußerst selten zu leiden; von Insekten bewirkt wirklich empfindlichen Schaden nur manchmal der Birkensplintkäfer (Scolytus Ratzeburgi Jans.).

Birkebeiner (Birkibeinar), polit. Partei in Norwegen während der innern Unruhen im Mittelalter (1174‒1240), Anhänger der Könige Sverre (1177‒1202) und Hakon Hakonsson. Den Namen B. erhielten sie, weil sie auf ihren Streifzügen zuweilen gezwungen waren, die Beinkleider durch Birkenrinde zu ersetzen. ↔

Birken, Siegmund von, vor seiner Erhebung in den Adelstand (1654) Betulius genannt, Dichter, geb. 5. Mai 1626 zu Wildenstein bei Eger als Sohn eines Predigers. In Nürnberg für die Universität vorbereitet, ging er 1643 nach Jena, kehrte aber schon 1645 nach Nürnberg zurück. Hier gewannen Harsdörffer und Klaj Einfluß auf sein poet. Streben und bewirkten 1645 seine Aufnahme in die Gesellschaft des Pegnitz- oder Blumenordens als «Floridan» Nachdem er 1646‒47 am Hofe des Herzogs August von Braunschweig-Wolfenbüttel die Erziehung von dessen beiden Söhnen (Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht) und darauf zu Danneberg die einer mecklenb. Prinzessin geleitet hatte, kehrte er wieder nach Nürnberg zurück. Der Blumenorden ernannte ihn nach Harsdörffers Tode 1662 zum Oberhirten der Pegnitzschäfer. Er starb 12. Juni 1681 zu Nürnberg. B. lieferte als Dramatiker allegorische Festspiele (namentlich zur Friedensfeier «Margenis» 1650), die ebenso wie seine geistliche und weltliche Lyrik durch süßlich-pedantische Spielerei, durch überladenen Schwulst und künstliche Wortbildungen ihre Schule verraten. Sein «Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich» (3 Bde., Nürnb. 1668), eine im Auftrage Kaiser Leopolds Ⅰ. unternommene Überarbeitung eines gleichnamigen Werkes von J. J. Fugger, gehört trotz der Beschränkungen, die ihm der Wiener Hof auferlegte, zu den bessern deutschen Geschichtswerken des 17. Jahrh.; B. hat auch viele andere deutsche Fürstenhäuser in umfänglichen Schriften gefeiert, wie er denn einer der gewinnsüchtigsten Schmeichler seiner Zeit war. Auswahl seiner Gedichte in Müllers «Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 9 (Lpz. 1826). – Vgl. Tittmann, Die Nürnberger Dichterschule (Gött. 1847).

Birkenblattroller (Rhynchītes betulae L.), Birkenblattstecher, ein glänzendschwarzer Rüsselkäfer von 4 mm Länge, rollt die Blätter der Birke dütenartig zusammen.

Birkenblattstecher, s. Birkenblattroller.

Birkenfeld. 1) Zum Großherzogtum Oldenburg gehöriges Fürstentum (s. Karton zur Karte: Hannover, Schleswig-Holstein, Braunschweig und Oldenburg), 210 km südlich vom Hauptlande entfernt, am Hunsrück und am obern Lauf der Nahe, wird von den preuß. Reg.-Bez. Trier und Koblenz begrenzt und besteht aus der hintern Grafschaft Sponheim, die nach selbständigem Bestehen (1044‒1437) an die Häuser Pfalz und Baden fiel, aus Teilen des Fürstentums Zweibrücken des Oberrheinkreises und aus der keinem Reichskreise einverleibt gewesenen Herrschaft Oberstein, die vom 12. Jahrh. bis 1682 eigene Herren hatte (von Daun und Oberstein, später Grafen von Falkenstein genannt), 1766 an Leiningen-Heidesheim, dann an Trier kam. Das Fürstentum hat 502,89 qkm und (1890) 41242 E., darunter 32391 Evangelische, 8044 Katholiken und 583 Israeliten, und ist ein steiniges Bergland, durchzogen von Zweigen des zum Hunsrück gerechneten Idar- und Hochwaldes, die hier bis zu 630 m Höhe aufsteigen. Die Nahe, die an der Südgrenze entsteht, durchfließt das Land in gewundenem Laufe. Durch ihr Thal ist die Rhein-Nahe-Bahn mit großen Kosten geführt. Ungeachtet der vielen Berge, Felsen und ausgedehnten Wälder, die 200 qkm (davon 32,3 Proz. Staatsforst) einnehmen, hat B. Ackerland und infolge des milden Klimas in den untern Thälern auch etwas Weinbau, der jedoch immer mehr zurückgeht. Doch wird nicht genug

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 24.