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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bischoffszell - Bischofshut

gens der Spermatozoiden in das Ei» (ebd. 1854). Seine letzte embryologische Arbeit waren die «Histor.-kritischen Bemerkungen zu den neuesten Mitteilungen über die erste Entwicklung der Säugetiereier» (Münch. 1877). Eine Reihe von Specialuntersuchungen über den Unterschied zwischen dem Menschen und den höhern Affen veröffentlichte B. in den Abhandlungen der bayr. Akademie der Wissenschaften. In seiner «Commentatio de novis quibusdam experimentis ad illustrandam doctrinam de respiratione institutis» (Heidelb. 1837) wies er zuerst die Gegenwart freier Kohlensäure und Sauerstoffs im lebenden Blute nach. Physiol. Inhalts sind auch: «Der Harnstoff als Maß des Stoffwechsels» (Gieß. 1853) und «Die Gesetze der Ernährung des Fleischfressers» (Lpz.1860), letztere gemeinschaftlich mit Voit verfaßt. Ferner schrieb er «Die Großhirnwindungen bei den Menschen» (Münch. 1868), «Studium und Ausübung der Medizin durch Frauen» (ebd. 1872), «Führer bei Präparierübungen» (ebd. 1873). - Vgl. Kupffer, Gedächtnisrede auf B. (ebd. 1884).

Bischoffszell. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Thurgau, hat (1888) 13 789 E., darunter 3218 Katholiken, in 8 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks B., in 504 in Höhe, am Zusammenfluß der Thur und Sitter, in fruchtbarer, obst- und kornreicher Gegend, am Fuße des bewaldeten Bischofberges (622 m) und an der Linie Sulgen-Gossau der Schweiz. Nordostbahn, hat (1888) 2419 E., darunter 1558 Protestanten und 813 Katholiken, Post, Telegraph, ein Schloß mit uraltem Turm, eine von beiden Konfessionen benutzte Kirche aus dem 9. Jahrh., ein 1750 erbautes Rathaus, eine 1484 erbaute steinerne Brücke über die Thur und eine Holzbrücke über die Sitter, 1 Sekundärschule, 1 kath. und 2 evang. Schulen. - B. ist uralt und gehörte bis 1798, wo es an den Kanton Thurgau fiel, den Bischöfen von Konstanz, deren Obervogt im Schloß und im Rate den Vorsitz führte. Das Chorstift, aus einem Propst und 9 Stiftsherren bestehend, wurde 1529 aufgehoben, nach der Schlacht bei Kappel wiederhergestellt und 1848 vom Großen Rate wieder aufgehoben. 1743 wurde B. von einer Feuersbrunst zerstört.

Bischoffwerder, Johann Rudolf von, preuß. General und Staatsmann, geb. 1741 zu Ostramonda bei Cölleda, stammte aus einem alten sächs. Adelsgeschlecht, trat 1760 in preuß. Militärdienst, wurde später Stallmeister bei dem Herzog Karl von Kurland. 1778 nahm er von neuem preuß. Dienste, indem er für den Bayrischen Erbfolgekrieg ein Freikorps anwarb. Er gewann das unbeschränkte Vertrauen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den er in die Mysterien der Rosenkreuzer einführte. Nachdem Friedrich Wilhelm 1786 die Regierung angetreten hatte, stieg B. rasch zum Obersten, zum Generaladjutanten und Generalmajor auf; zugleich erlangte er auch auf polit. Gebiet bedeutenden Einfluß und wurde nach dem Sturze Hertzbergs (1791) der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten. Sein Werk war der schnelle Umschwung in dem Verhältnis zu Österreich; die von Kaiser Leopold geplante Annäherung fand bei B. eifrige Unterstützung; er ging 1791 und 1792 mehrfach in diplomat. Mission nach Wien, leitete die Zusammenkunft der beiden Monarchen in Pillnitz ein (25. bis 27. Aug. 1791) und brachte die preuß.-österr. Allianz zu stande. Bei den Feldzügen gegen Frankreich 1792 und 1793 sowie 1794 gegen Polen begleitete B. den König, ohne sich militärisch hervorzuthun. Der Baseler Friede wurde von B. warm befürwortet. Nach des Königs Tode wurde er 1798 in den Ruhestand versetzt und starb 31. Okt. 1803 auf seinem Landgute bei Potsdam.

Bischofinseln, s. Gilbertinseln.

Bischoflack, slowen. Skofja Loka, auch Lack genannt, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Krainburg in Krain, an der zur Save gehenden Soura (Zeier) und der Linie Tarvis.Laibach der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1349, als Gemeinde 3983 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (23 814 slowen. E.), eine got. Pfarrkirche, zwei Klöster, ein altes Bergschloß und war ehemals ein wichtiger Handelsort, da von hier aus ein Übergang nach Tolmein im Isonzothal führt und vor dem Aufblühen Triests auf diesem Wege die Eisenausfuhr aus Kärnten und Krain nach Venedig stattfand. B. gehörte von 974 bis zur franz. Invasion den Bischöfen von Freising. In der Nähe Alt.Lack mit 684, als Gemeinde 3609 E., altem Schloß und Leinenweberei, und Eisnern (458 m), mit 1058 E., Brauneisensteinbergwerk und 3 Eisenraffinierwerken.

Bischöfliche Kirche, s. Anglikanische Kirche.

Bischofsburg, Stadt im Kreis Rössel des preuß. Reg..Bez. Königsberg, links von der zur Alle gehenden Dimmer, 8,5 km südlich vom Bahnhof Rothfließ der Linie Schneidemühl.Thorn.Insterburg, hat (1890) 4249 E., darunter 957 Evangelische und 116 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Landratsamt des Kreises Rössel, Amtsgericht (Landgericht Bartenstein), Zollamt, Steueramt erster Klasse, Reichsbankwarendepot, kath. und evang. Kirche, Krankenhaus St. Josephie; 4 Brauereien und in der Umgebung mehrere Brennereien. Die Stadt ist 1395 gegründet. Westlich von B. der Dadaisee mit mehrern Inseln und südlich der Kraxsee mit zwei Inseln.

Bischofsdorf, ungar. Pûspöki, Marktflecken im ungar. Komitat Preßburg, auf der Großen Insel Schütt (s. d.).

Bischofsheim. 1) B. an der Rhön, Stadt im Bezirksamt Neustadt a. S. des bayr. Reg..Bez. Unterfranken, an der Brend und der Nebenlinie B..Neustadt a. S. (18,9 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schweinfurt), hat (1890) 1360 E., darunter 58 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, Holzschnitzereischule, Rettungshaus, Kreditverein; Steinzeugfabrikation, Basaltbrüche, Braunkohlengruben, Torfstecherei. -

2) B. im Elsaß, Dorf im Kanton Rosheim, Kreis Molsheim des Bezirks Unterelsaß, an der Linie Zabern.Schlettstadt der Elsaß.Lothring. Eisenbahnen, hat (1890) 1648 kath. E., Postagentur, Telegraph, Weinbau (137 ha Weinberge). 1 km oberhalb Kloster Bischenberg, 1590 erbaut, 1663 den Franziskanern übergeben, 1825-72 von den Redemptoristen bewohnt, alter Wallfahrtsort.

Bischofshofen, Markt im Gericktsbezirk Werfen der österr. Bezirkshauptmannschaft St. Johann in Salzburg, in 547 m Höhe, links der Salzach, am Fuße des «Ewigen Schnees» oder der übergossenen Alpe (2938 m), an den Linien Salzburg-Wörgl und B. Selzthal (98,7 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1313, als Gemeinde 2569 E. In der Nähe ein Eisen. und ein Kupferbergwerk.

Bischofshut (herald.), ein flacher, runder Hut grüner Farbe mit beiderseits herabhängenden, je sechs Quasten zählenden verschlungenen Schnüren, gehört zu den bischöfl. Insignien, die in einem hinter dem Wappenschild aufgerichteten Krummstab (s. Bischofsstab) bestehen. (S. Tafel: Kronen II, Fig. 51.)