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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bischofskoppe - Bischofteinitz

Bischofskoppe, 886 m hoher Berg in Österreichisch-Schlesien nahe der preuß. Grenze, am nördlichsten Vorsprunge des Schlesisch-Mährischen Gesenkes, im Nordosten des Altvaters und östlich von Zuckmantel, mit prachtvoller Aussicht.

Bischofsmütze oder Mitra, s. Inful.

Bischofsmütze, ein Zierkürbis, s. Kürbis.

Bischofsmütze (Mitra) heißt eine durch ein längliches, porzellanartig glattes, sehr dickes Gehäuse ausgezeichnete Gattung der Kammkiemer, meist aus dem Indischen Ocean. Das Tier hat einen sehr langen Rüssel. Die Gehäuse zeichnen sich durch prächtige, rote oder braune Fleckenzeichnung auf weißem Grunde aus.

Bischofspfennige, s. Bonifaciuspfennige und Seelilien.

Bischofsstab (baculus episcopalis, pedum pastorale, ferula, sambuca u. s. w.), von seiner spätern Form Krummstab oder Hirtenstab genannt, ein langer Stab, der den Bischöfen bei ihrer Konsekration zum Zeichen ihrer Hirtenpflicht und Amtsgewalt, namentlich der Jurisdiktion, übergeben wird, und den sie bei allen feierlichen Gelegenheiten tragen. Anfänglich gerade, mit einem Knopf, einer Krücke oder einem Kreuz an der Spitze versehen, nahm dieser Stab in der abendländ. Kirche eine erst einfache, dann immer reicher verzierte und aus kostbaren Stoffen zusammengesetzte Krümmung (incurvatura) am obern Ende an. Besonders reich entwickelte sich seit der got. Zeit die Krümmung mit heiligen oder symbolischen Figuren. Der Papst trägt jetzt einen geraden Stab mit einem Kreuz mit drei Querbalken, die Kardinäle mit einfachem Querbalken. In der morgenländ. Kirche hat sich die Krückenform erhalten, obwohl durch die jetzt übliche Verdoppelung der Krümmung an beiden Enden des Querbalkens modifiziert. Bei den Wappen der geistlichen Fürsten erscheint der B. hinter dem Schilde aufgestellt. Äbte (früher auch Äbtissinnen) tragen nur aus besonderer Vergünstigung diesen Stab, der dann gewöhnlich mit einem Tüchlein unter dem Knauf der Krümmung, dem sog. Pannisellum oder Sudarium, versehen ist. Der Stab der Hegumenen der morgenländ. Klöster trägt nur einen Knauf. – Vgl. Lind, Über den Krummstab (Wien 1863); Bock, Geschichte der liturgischen Gewänder, Bd. 2 (Bonn 1866).

Bischofstein, Stadt im Kreis Rössel des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, hat (1890) 3232 E., darunter 285 Evangelische und 58 Israeliten, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Bartenstein), Zollamt, Steueramt zweiter Klasse, eine evang. (1888 erbaut) und eine kath. Kirche, Krankenhaus; Ackerbau und Viehzucht. Die Stadt wurde 1385 gegründet; das Heilsberger Turmthor ist ein Rest der bereits 1325 erbauten Burg. Der Name B. rührt von einem großen Felsstein in der Nähe her.

Bischofsweihe, die Konsekration eines kath. Priesters zum Bischof (s. d.), wodurch er in die Erbfolge der Apostel eingesetzt und ihm nicht bloß ein neuer Auftrag, sondern auch eine neue Beschaffenheit und Fähigkeit zu teil wird. (S. Ordines.) Vollzogen wird die B. nach der Präkonisation (s. d.) durch einen Bischof, dem zwei andere Bischöfe oder Prälaten assistieren, in der Regel an einem Sonn- oder Festtag. Der neue Bischof leistet dem Papst den Eid des Gehorsams (Obedienzeid). Die Konsekrationshandlung wird mit der Messe verbunden, die beide Bischöfe zusammen celebrieren. Das Wesentliche dabei ist die Handauflegung; dazu kommen die Überreichung der Amtsinsignien (s. Pontifikalien) und andere Ceremonien.

Bischofswerda, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft und Amtshauptmannschaft Bautzen (zum Kreisverband des Meißner Kreises gehörig), an der zur Elbe gehenden Wesenitz und den Linien Dresden-Grenze-Görlitz und B.-Zittau (63,8 km) der Sächs. Staatsbahnen, ist regelmäßig gebaut, mit schönen Promenaden umgeben und hat (1890) 5618 (2720 männl., 2898 weibl.) E., darunter 160 Katholiken; Post zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Amtsgericht (Landgericht Bautzen), Zollamt, Untersteueramt; zwei Kirchen, Rathaus, Gasanstalt, Bankverein; eine höhere Bürgerschule, reiche milde Stiftungen (Herrmannsstift mit Kleinkinderbewahr- und Waisenanstalt und Hospital für alte Arbeiter), großen städtischen Grundbesitz (daher bis vor kurzem keine Kommunalsteuern); 3 bedeutende Tuchfabriken, Leinwaren- und Glasfabrik, 2 Jahr- und 9 Vieh- und Roßmärkte, eine Maschinenfabrik und Eisengießerei, Töpfereien. Am 12. Mai 1813 fand hier zwischen den Franzosen und den sich zurückziehenden Verbündeten ein Gefecht statt, wobei B. fast gänzlich eingeäschert wurde. Im nahen Dorfe Rammenau, im NW. der Stadt, ist der Philosoph Fichte geboren. In der Umgegend von B. befinden sich große Granitsteinbrüche, aus denen namentlich Platten zu Trottoirs weithin versandt werden. In den nahen Ortschaften Neukirch, Ringenhain, Wehrsdorf und Burkau wird bedeutende Leinwandfabrikation betrieben.

Bischofswerder, poln. Biskupice, Stadt im Kreis Rosenberg des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, 44 km östlich von Graudenz, an der rechts zur Weichsel gehenden Osia und der Linie Thorn-Allenstein der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1948 E., darunter 337 Katholiken und 140 Israeliten, Post, Telegraph, Zoll- und Steueramt, evang. Kirche, Vorschußverein; 6 Tuchfabriken, zum Teil mit Dampfbetrieb, Schuhmacherei, Acker- und Gemüsebau, ist 1331 gegründet und 1726 vollständig niedergebrannt.

Bischofteinitz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 638,77 qkm und (1890) 44900 (21299 männl., 23601 weibl.) E., darunter 44451 Katholiken, 422 Israeliten und 247 Militärpersonen; 6462 Häuser, 10335 Wohnparteien in 102 Gemeinden mit 169 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke B., Hostau und Ronsperg. - 2) B., czech. Týn Horšův, Hauptstadt der Bezirkshauptmannschaft B., an der Radbusa, hat (1890) 2607, als Gemeinde 2920 deutsche kath. E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (286 qykm, 44 Gemeinden, 65 Ortschaften, 18393 E.), in Garnison (247 Mann) die 3. Eskadron des 14. böhm. Dragonerregiments «Fürst zu Windischgrätz» und ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, Standort des 50. Landwehrbataillons sowie Knotenpunkt mehrerer Straßen in den Böhmerwald. Früher war der Handel mit Bändern und Spitzen bemerkenswert, jetzt ist neben den städtischen Gewerben der Ackerbau Hauptbeschäftigung der Bewohner. Das Gut Teinitz war beim Ausbruche des Hussitenkrieges im Besitz des Prager Erzbistums. Als der Erzbischof Konrad von Vechta die Güter des Erzbistums unregelmäßigerweise zu verpfänden und zu veräußern begann, ließ Kaiser Sigismund die Stadt für sich besetzen. Sie widerstand dem Angriffe der Hussiten. Später kam sie an die Herren von Ronsperg, dann an die Lobkowitz, und als die Güter des Wilhelm Popel von Lobkowitz nach der Schlacht