Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bismarck

45

Bismarck (Ludolf Aug. von) - Bismarck (Otto Eduard Leopold, Fürst von)

Grafen Friedrich von B. (geb. 19. Aug. 1809, 17. Febr. 1818 in den württemb. Grafenstand erhoben, Besitzer des Familienfideikommisses Schierstein [daher Bismarck-Schierstein], preuß. Legationsrat, bis 1866 Direktor der Badeanstalten zu Ems, gest. 17. April 1893 in Schierstein) sowie drei andere Kinder, auf die der württemb. Grafenstand 13. Sept. 1831 ausgedehnt wurde. Ebenfalls der Linie Schönhausen gehören an: Fürst Otto Eduard Leopold von B. (s. d.), und der preuß. General der Infanterie a. D. Graf Theodor von Bismarck-Bohlen (geb. 11. Juli 1790, gest. 1. Mai 1873), der 21. Febr. 1818 auf den Wunsch seines Schwiegervaters, des Grafen Friedr. Ludw. von Bohlen, in den preuß. Grafenstand erhoben ward, mit der Erlaubnis, neben dem seinigen Namen und Wappen des gräfl. Bohlenschen Geschlechts zu führen. Sein Sohn ist der General der Kavallerie Friedr. Alexander Graf von Bismarck-Bohlen (s. d.). – Vgl. Geschichte des schloßgesessenen adeligen Geschlechts von B. bis zur Erwerbung von Crevese und Schönhausen (Berl. 1866).

Bismarck oder Bismark, Ludolf Aug. von, russ. General, geb. 21. März 1683 in Preußisch-Holland, aus der Schönhausener Linie des Geschlechts Bismarck (s. d.) stammend, diente erst in der preuß. Armee und erstach als Oberst in Magdeburg im Jähzorn seinen Diener. Diese That und seine Flucht aus der Garnison wurden ihm zwar verziehen, doch wurde er dreimal beim Avancement übergangen, was ihn veranlaßte, den Abschied zu nehmen, sein Gut Skotik in Ostpreußen zu verkaufen und 1732 nach Rußland zu gehen. Hier fand Biron an dem ritterlichen Wesen, B.s Gefallen, machte ihn sofort zum Generalmajor und gab ihm die Schwester seiner eigenen Gemahlin, Trotta von Treiden, zur Frau. Am Hochzeitstag, 26. Mai (6. Juni) 1733, schenkte ihm die Kaiserin Anna ein großes Haus in Petersburg und verlieh ihm den Rang eines Generallieutenants. 1734 ward B. in einer diplomat. Mission nach England geschickt, dann nahm er an den Kriegen gegen die Türkei und in Polen teil, wurde Vicepräsident des Kriegsrats im Kriegsministerium und Gouverneur von Riga. Bei der Herzogswahl 1737 in Kurland begab sich B. mit 2 Regimentern nach Mitau, besetzte das Wahllokal und erzwang so die Wahl Birons. Dafür wurde er zum General-en-Chef und zum Generalgouverneur von Livland ernannt. Beim Sturze Birons 1740 wurde auch B. in Haft genommen, sein Vermögen konfisciert, er selbst vor ein Gericht in Iwangorod gestellt, zur Verbannung nach Sibirien verurteilt und 1. (12.) Jan. 1741 über Moskau nach Tobolsk abgeführt. Später wurde ihm Jaroslaw zum Wohnsitz angewiesen. Seine Zurückberufung erfolgte 1747, wobei er zugleich zum Oberbefehlshaber der Süd- (ukrainischen) Armee ernannt wurde. Diese Stellung bekleidete er bis zu seinem im Okt. 1750 in Poltawa erfolgten Tode. Die Ehe mit Trotta von Treiden war seine zweite Ehe und blieb kinderlos. In erster Ehe war B. seit 1704 mit Johanna Margareta von Assenburg vermählt, die 1719 starb; sie hinterließ eine Tochter Albertine Luise von B., welche sich 1738 mit einem preuß. Offizier, Friedr. Wilh. von der Alben, verheiratete. – Vgl. Gatzuk, Bismark – ein russ. Oberbefehlshaber der Südarmee im J. 1747 (russ., in «Cetenija» der Gesellschaft für russ. Geschichte und Altertümer, Jahrg. 1871, 3. Bd.). ^[Spaltenwechsel]

Bismarck, Otto Eduard Leopold, Fürst von, Herzog von Lauenburg, Generaloberst der Kavallerie, erster Reichskanzler des Deutschen Reichs, wurde 1. April 1815 auf dem Familiengute Schönhausen im Regierungsbezirk Magdeburg geboren und gehört der Linie Schönhausen des Geschlechts Bismarck (s. d.) an. Sein Vater, Karl Wilhelm Ferdinand von B. (geb. 13. Nov. 1771, gest. 22. Nov. 1845), war Rittmeister a. D., Besitzer von Schönhausen und mehrern andern Gütern und seit 7. Juli 1806 vermählt mit Luise Wilhelmine Menken (geb. 1790, gest. 1839), einer Tochter des 1801 verstorbenen Geh. Kabinettsrats Menken. Otto von B. kam 1821 nach Berlin in die Plamannsche Erziehungsanstalt und besuchte seit 1827 das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, seit 1830 das Graue Kloster, bezog Ostern 1832 die Universität Göttingen, um die Rechtswissenschaft zu studieren, war hier Mitglied des Corps «Hannovera» und studierte vom Herbst 1833 an drei Semester in Berlin. Nach absolviertem Examen wurde er im Juni 1835 Auskultator an dem Berliner Stadtgericht, 1836 Referendar bei der Regierung zu Aachen und 1837 bei der zu Potsdam, um hier gleichzeitig seiner Militärpflicht zu genügen. Im Herbste 1838 ließ er sich nach Greifswald versetzen, um neben dem Waffendienste landwirtschaftliche Studien an der Akademie Eldena zu betreiben, wozu ihn die Verhältnisse der väterlichen Güter in Pommern veranlaßten, an deren Bewirtschaftung er sich seit 1839 beteiligte. Als 1841 B.s Bruder (Bernhard von B., geb. 1810, gest. 1893) Landrat des Kreises Naugard geworden war, erfolgte bereits eine vorläufige Verteilung der Familiengüter, die dann nach des Vaters Tode (1845) vollständig zur Verteilung unter die beiden Söhne gelangten, wobei Otto das Stammgut Schönhausen und das pommersche Gut Kniephof erhielt. Von nun an in Schönhausen wohnend, wurde B. dort Deichhauptmann und 1846 zum Abgeordneten der Ritterschaft des Kreises Jerichow für den sächs. Provinziallandtag in Merseburg gewählt. In dieser Eigenschaft beteiligte er sich 1847 an den Verhandlungen des ersten Vereinigten Landtags zu Berlin als einer der entschiedensten Vorkämpfer für die streng konservativ-monarchische Sache, insbesondere den Bestrebungen nach einer sofortigen konstitutionellen Gestaltung des preuß. Staatswesens mit aller Energie entgegenwirkend. Auf dem zweiten Vereinigten Landtage, welcher 2. bis 10. April 1848 tagte, sprach er bei der Adreßdebatte seine Mißstimmung über die Märzerrungenschaften offen aus. Den revolutionären Vereinen und ihrer Presse stellte er konservative Vereine und Presse entgegen, half die «Neue Preußische Zeitung» («Kreuzzeitung») und andere Blätter gründen, Vereine organisieren und entwickelte, wenn auch ohne Abgeordnetenmandat, die größte Thätigkeit für Wiederherstellung eines starken Königtums. B. hatte schon 1847 die Aufmerksamkeit des Königs erregt und war Okt. 1848 in dessen Auftrage bei der Ernennung des Grafen Brandenburg zum Ministerpräsidenten vermittelnd thätig. Nach Auflösung der preuß. Nationalversammlung im Jan. 1849 ins Abgeordnetenhaus und nach dessen im April erfolgter Auflösung im Juni 1849 aufs neue für den Kreis Westhavelland gewählt, kämpfte er als einer der Führer der Rechten für ein machtvolles Königtum und für ein Zusammenwirken Preußens und Österreichs bei Regelung der deutschen Verhältnisse; in diesem Sinne