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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bisulca - Bithynien

ritz, Königgrätz umfassen preuß. Gebietsteile. Über den Erzdiöcesen stehen höhere kirchliche Formationen nicht; den Titel Primas Germaniae hat der Erzbischof von Salzburg, wie der von Posen-Gnesen den Titel Primas Poloniae. Die Diöcesen sind gegliedert in Erzpriestereien oder Dekanate (s. d.). Die kath. Militärseelsorge ist in Preußen aus den ordentlichen Diöcesen ausgeschieden und einem Feldpropst, der Bischof i. p. i. ist (sog. Armeebischof), übertragen.

In der evangelischen Kirche wird die Bezeichnung Diöcese mehrfach gebraucht für die Bezirke der Superintendenten oder Dekane, doch ohne bestimmte rechtliche Bedeutung; s. auch Diöcesansynode.

Bisulca (lat.), Saugetiere mit gespaltenen Klauen, Zweihufige, soviel wie Wiederkäuer.

Bisutûn, aus Behistûn, älter Behistân, bei Diodor Bagistanon (die ganze Gegend Bagistana), das im Altpersischen bagastânam gelautet und «Götterplatz» bedeutet haben muß, ein Berg bei dem gleichnamigen Dorfe, im pers. Kurdistan, 28 km östlich von Kermanschah, ist bekannt durch die an seiner senkrecht sich 450 m hoch erhebenden Seite eingehauenen Skulpturen und Keilinschriften des Perserkönigs Darius Ⅰ., worin er in drei Sprachen, auf altpersisch, susisch und babylonisch, seine Siege in 19 Schlachten gegen die Aufständischen in den verschiedenen Provinzen seines Reichs und die Beruhigung desselben voll Dankbarkeit gegen Ormuzd verkündigt. Als Kunstwerk stehen die Skulpturen von B. hinter denen von Persepolis zurück. Die Inschrift ist 100 m über der Ebene angebracht und die Felswand mit großer Sorgfalt geglättet und mit einem Firnis überzogen, daher das Denkmal im ganzen noch gut erhalten erscheint. Es führte eine Treppe hinauf, die, wie man sagt, von Timur zerstört wurde. Nicht weit von B., am linken Ufer des Gamasflusses, finden sich Ruinen eines Palastes aus der Sassanidenzeit, von den Umwohnern Tacht-i-Schirin genannt, und ähnliche, weniger bedeutende Trümmer einige Stunden weiter bei dem Dorfe Sermadsch. Die neueste Ausgabe des susischen Textes und Übersetzung der Inschriften ist enthalten in: «Die Achämenideninschriften zweiter Art» (hg. und bearb. von F. H. Weisbach, Lpz. 1890). (S. Keilschrift.)

Bisyllābisch (lat.-grch.), zweisilbig.

Bit (engl., «Bissen», «Stückchen»), Name kleinerer Münzen und Geldrechnungsstufen, namentlich in Kalifornien, im übrigen Westen der Vereinigten Staaten und Westindien. An der Indianergrenze der Vereinigten Staaten ist das kleinste Geldstück die Silberscheidemünze von ¼ Dollar, die dort nicht Quarter, sondern «two Bits» (2 B.) heißt, und soviel umfaßt auch der geringste zu zahlende Betrag. Rechnet man das Quarter = ¼ Golddollar, so ist das nordwestamerikanische B. = 52 ½ Pf. deutsche Reichswährung. Die Bezeichnung «two Bits» rührt wohl daher, daß man früher den Dollar (span. Piaster) in Neuyork und dem Westen in 8 Schilling (Realen) teilte, wobei das B. (der Schilling oder Real) die kleinste Silbermünze war. – Eine ähnliche Bedeutung hat B. in Niederländisch-Westindien, wo man noch gegenwärtig auf der Insel St. Martin unter B. oder Real eine Rechnungsgröße von 1/12 Daalder (Thaler) oder 16 niederländ. Cents = 27 Pf. deutsche Reichswährung versteht. In Niederländisch-Westindien ließ die Regierung, um dem Mangel an kleiner Münze abzuhelfen, wiederholt große Silbermünzen in Stücke zerschneiden, damit hängt wahrscheinlich die Bezeichnung B. in dieser Kolonie zusammen. ^[Spaltenwechsel]

Bitburg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Trier, hat 780,52 qkm, (1890) 42777 (20874 männl., 21903 weibl.) E., 2 Städte und 153 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis B., 24 km nördlich von Trier, zwischen der Nims und Kyll, in 335 m Höhe, an der Linie Köln-Trier-Conz der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2749 E., darunter 81 Evangelische und 42 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Trier), Zoll-, Steueramt, Landwirtschaftsschule, Ackerbau- und Forstbauschule; Papierfabrik, 3 Brauereien, 2 Branntweinbrennereien, Ackerbau und Viehzucht. – B. erhielt 1262 Stadtrecht und wurde durch die Franzosen 1667 geplündert und 1689 gänzlich niedergebrannt.

Bitelephon, s. Telephon.

Biterolf, deutscher Epiker des 13. Jahrh., schuf am Hofe Hermanns von Thüringen ein (verlorenes) Gedicht aus der Alexandersage und spielt im Wartburgkrieg (s. d.) eine Rolle.

Biterolf und Dietleib, episches Gedicht aus dem Anfang des 13. Jahrh., wahrscheinlich in Österreich von einem Dichter verfaßt, der die ihm sehr geläufige Heldensage im Tone der höfischen Artusromane behandelt, trotz aller Willkür durch viele Anspielungen auf verlorene Sagen wichtig. Der junge Dietleib sucht seinen Vater Biterolf, König von Spanien, der bald nach des Sohnes Geburt zu Etzel zog, wird unterwegs von Gunther und seinen Burgunden angegriffen und findet in Polen den Vater, den er, wie Hadubrand den Hildebrand und Suhrab den Rostem, erst nach schwerem Zweikampfe erkennt. Die Helden des Ostens ziehen nun nach Worms, voran Dietrich von Bern, und messen sich mit den rhein. Helden, voran Siegfried; «B. u. D.» ist darin ein Vorläufer der Dichtung vom Rosengarten (s. d.). Etzel belehnt Dietleib mit Steiermark. Kritische Ausgabe des (nur in der Ambraser Handschrift überlieferten) Gedichts von Jänicke (in Bd. 1 des «Deutschen Heldenbuchs», Berl. 1866).

Bitetto, Stadt in der Provinz und dem Kreis Bari in Unteritalien, 15 km südwestlich von Bari, an der Linie Bari-Taranto des Adriatischen Netzes, war bis 1818 Sitz des jetzt mit Bari vereinigten Bistums und hat (1881) 5763 E., Post, Telegraph, eine 1325 begonnene dreischiffige Kathedrale, Basilika im Übergangsstil mit reichen Skulpturen und Fresken.

Bitheïsmus (lat.-grch.), Glaube an zwei Götter.

Bithynĭen, im Altertum eine Landschaft im NW. Kleinasiens, welche durch die Propontis und den Thracischen Bosporus von Europa getrennt war, gegen N. an den Pontus Euxinus, gegen O. an Paphlagonien, von dem es der Fluß Parthenius schied, gegen SW. an Mysien, wo der Fluß Rhyndakus die Grenze bildete, gegen S. an Phrygien angrenzte. Der Hauptfluß des Landes war der Sangarius, jetzt Sakaria. Die bedeutendsten Städte waren die griech. Kolonien Chalcedon, Heraklea, Myrlea (später Apamea) und Astacus, nach dessen Zerstörung durch Lysimachus Nikomedes Ⅰ. in der Nähe Nikomedia gründete, das die Residenz der Könige von B. und später eine der ansehnlichsten Städte Kleinasiens ward. Außerdem blühten die Städte Nicäa und Prusa. Von den Einwohnern der Landschaft gehörten die eigentlichen Bithyner und Thyner dem thracischen Volksstamme an; am Berge Arganthonius wohnten Myser; im Süden der Landschaft Phryger; unbekannt ist die