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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bitzius; Bitzler; Biurēt; Bivalént; Bivalven; Bivĭum; Bivōna; Bivouac; Biwak ; Biwani; Bixa; Bixacēen; Bixīn; Bixio

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Bitzius (Albert Bernh.) - Bixio

Familienregiment der Berner Aristokratie regsten Anteil nahm, später entschieden dem herrschenden Radikalismus entgegentrat. B.' litterar. Ruf gründet sich auf seine mundartlichen Schriften für das Volk, deren Reihe der «Bauernspiegel, oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf» (Burgd. 1836; 3. Aufl., Berl. 1851) eröffnete. Es folgten u. a.: «Leiden und Freuden eines Schulmeisters» (2 Bde., Bern 1838‒39; hochdeutsch, Berl. 1849 u. 1858; neue Aufl. 1877), «Wie Anna Bäbi Jowäger haushaltet» (2 Bde., Soloth. 1843; 3. Aufl., Berl. 1859), «Käthi, die Großmutter» (2 Bde., Berl. 1847; neue Aufl., ebd. 1878), «Uli, der Knecht» (Zür. u. Frauenf. 1841; hochdeutsch, Berl. 1846; 3. Aufl. 1854; Neudruck in Reclams «Universalbibliothek», 1887), «Die Käserei in der Wehfreude» (Soloth. 1843), «Uli, der Pächter» (Bern 1849; hochdeutsch, 4. Aufl., Berl. 1870; Neudruck in Reclams «Universalbibliothek», 1890) u. s. w. Alle diese Erzählungen, die sich im Bauernleben des Bernerlandes bewegen, sind Erzeugnisse eines naiven Realismus, die hauptsächlich auf die Hebung der sittlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Berner Landvolks hinwirken wollen. Sie zeugen von einer starken plastischen Gestaltungskraft, sind aber reich an Derbheiten. Dank der Übersättigung an Salonlektüre, brachen sich seine Schriften, hochdeutsch umgearbeitet, auch in Deutschland Bahn. Nach B.' Tode erschien eine Gesamtausgabe (24 Bde., Berl. 1855‒58; neue Ausg. 1861), eine Auswahl als «Erzählungen» (2. Aufl.; 3 Bde., ebd. 1878), «Ausgewählte Erzählungen» in Reclams «Universalbibliothek», Lpz. 1888). – Vgl. Manuel, A. B., sein Leben und seine Schriften (Berl. 1857); Brockhaus, Jeremias Gotthelf, der Volksschriftsteller (ebd. 1876); Schäfer, Die Pädagogik des Jeremias Gotthelf. Aus den gesammelten Schriften von Albert B. zusammengestellt (Lpz. 1888).

Bitzius, Albert Bernh., Führer der schweiz. Reformpartei, Sohn des vorigen, geb. 6. Nov. 1835 zu Lützelflüh im Emmenthal, studierte in Bern Theologie und wurde 1863 Pfarrer in St. Immenthal im bernischen Jura, 1867 in Twann am Bielersee. Als solcher stand er mit H. Lang (s. d.) und den Brüdern Langhans an der Spitze der freisinnigen Bestrebungen innerhalb des schweiz. Protestantismus, war Mitarbeiter an den «Reformblättern aus der bernischen Kirche» und redigierte später mit H. Lang die «Reform». 1878 wurde er Regierungsrat in Bern und mit der Leitung des Erziehungs- und Gefängniswesens beauftragt. Hier, wie im schweiz. Ständerat, in den er zu gleicher Zeit gewählt wurde, nahm er als strenger Demokrat eine bedeutende Stellung ein. Er starb 20. Sept. 1882. Außer zahlreichen Aufsätzen schrieb er «Die Todesstrafe vom Standpunkte der Religion und der theol. Wissenschaft» (Leid. 1870, Preisschrift der Haager Gesellschaft). Nach seinem Tode erschienen Predigten (4 Bde., Bern 1884‒89). – Vgl. Balmer, Albert B. Nach seinem handschriftlichen Nachlasse (ebd. 1888).

Bitzler, s. Most.

Biurēt, das Amid der Allophansäure, NH2·CO·NH·CO·NH2 ^[NH<sub>2</sub>·CO·NH·CO·NH<sub>2</sub>], entsteht aus Harnstoff beim Erhitzen auf 160° und krystallisiert mit 1 Molekül Wasser in Warzen und Nadeln. Die mit Kalilauge versetzte wässerige Lösung wird durch Kupfersulfat violettrot gefärbt.

Bivalént, s. Wertigkeit.

Bivalven (neulat.), «zweiklappige» Schaltiere, Muscheln.

Bivĭum (lat.), Scheideweg. ^[Spaltenwechsel]

Bivōna, Hauptstadt des Kreises B. (63634 E.) in der ital. Provinz Girgenti auf Sicilien, im O. des Monte-Cammarata, hat (1881) 4636 E., Post, Telegraph, Steinöl- und Asphaltgewinnung.

Bivouac (frz., spr. biwŭáck), s. Biwak.

Biwak (frz. bivouac, aus dem deutschen Beiwacht), Freilager, d. h. ein Lagern unter freiem Himmel, ist in taktischer Beziehung die bequemste Art der Unterkunft, aber, namentlich in schlechter Jahreszeit, überaus gefährlich für die Gesundheit der Truppe. Der Grundsatz, daß das schlechteste Quartier besser sei als das schönste B., ist unbedingt richtig. Nur ein besonders hochgespannter Grad von Gefechtsbereitschaft sollte zur Anwendung des B. veranlassen. Die Auswahl des Biwakplatzes ist von taktischen Gesichtspunkten und Rücksichten für die Schonung der Truppen abhängig. Taktisch wird verlangt: 1) Lage an guten Wegen zum Zwecke eines schnellen Auf- oder Weitermarsches; 2) Lage dicht hinter (nicht unmittelbar in) derjenigen Stellung, in der man sich unter Umständen schlagen will; 3) Möglichste Sicherung gegen die Sicht des Feindes. Die Schonung der Truppen verlangt: 1) genügende und bequeme Wasserversorgung und Nähe der sonstigen Biwaksbedürfnisse (Holz, Stroh); 2) Schutz gegen Wind und Wetter, was sich öfters dadurch erreichen läßt, daß man die Truppen an den Rand von Dörfern und Wäldern, die Infanterie auch in letztere hinein legt; 3) einen trocknen Untergrund. Fester Boden und lichter Wald sind in der Regel günstig; Wiesen sind ungeeignet, denn, auch wenn sie völlig trocken erscheinen, enthalten sie in der Nacht stets Feuchtigkeit und Nebel. Eine Nacht auf feuchtem, ungesundem Boden zugebracht, kann bei einer Truppe mehr Abgänge verursachen als ein heftiges Gefecht. – Zur Sicherung eines B. nach außen hin dienen Außenwachen, deren Zahl sich nach dem Bedürfnis richtet; Innenwachen dienen zur Aufrechthaltung der innern Ordnung.

Biwani, s. Bhiwani.

Bixa L., Pflanzengattung aus der Familie der Bixaceen (s. d.), mit nur wenigen tropisch-amerik. Arten. Es sind Bäume mit großen immergrünen Blättern und ansehnlichen lebhaft gefärbten Blüten; sie werden deshalb, zumal sie sich leicht durch Samen und Ableger vermehren lassen, häufig als Ziergewächse in Warmhäusern kultiviert. B. orellana L., der Orleanbaum, liefert den als Orlean (s. d.), Urucu und Roucu in den Handel kommenden Stoff, der in der Medizin und Färberei Anwendung findet. Die Bastfasern der Rinde dienen zur Herstellung von Seilen, Tauen u. s. w.

Bixacēen, eine Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren (s. d.), mit etwa 150 vorzugsweise tropischen Arten. Die Blüten sind regelmäßig, meist zwitterig, stehen entweder in den Blattachsen oder endständig, einzeln oder zu Büscheln, Trauben oder Rispen vereinigt. Die B. sind Bäume oder Sträucher mit wechselständigen, einfachen, meist gezähnten Blättern.

Bixīn, Farbstoff, s. Orlean.

Bixio, Nino, eigentlich Tommaso, Kampfgenosse Garibaldis, geb. 2. Okt. 1821 zu Genua. Er machte auf einem Handelsschiff Fahrten nach Amerika und Ostindien, eilte aber 1848 beim Ausbruch der Revolution nach Italien zurück, beteiligte sich zunächst an dem Aufstand in Genua (1848), darauf in den Reihen des von Felice Orsini gegründeten Freikorps an den Kämpfen im Venetianischen gegen die Öster- ^[folgende Seite]