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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blankettstrafgesetze; Blanke Waffen; Blankil; Blankkochen; Blanko-Accept; Blanko-Indossament; Blankokredit; Blankowechsel; Blankscheit; Blankvers; Blanquette; Blanqui

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Blankettstrafgesetze - Blanqui (Jérôme Adolphe)

von Blankowechsel, Blankoschuldschein, Blankoanweisung, Blankoquittung, wenn z. B. die Summe, der Gläubiger, beim Wechsel der Remittent, Aussteller fehlt (s. Blankowechsel, Accept, Indossament). Das Gefährliche der Blankounterschrift wegen des möglichen Mißbrauchs bei der Ausfüllung liegt auf der Hand. Besonders gefährlich ist die Blankounterschrift im Wechselverkehr.

Blankettstrafgesetze, in der neuern Strafrechtswissenschaft diejenigen Gesetze, welche nur die Strafandrohung enthalten, während die Aufstellung der Normen, deren Übertretung unter jene fallen soll, von einer andern Gewalt (Kaiser, Landesgesetzgebung, Polizei) erfolgt. Beispiel §. 145 des Deutschen Strafgesetzbuchs: «Wer die vom Kaiser zur Verhütung des Zusammenstoßes der Schiffe auf See, über das Verhalten der Schiffer nach einem Zusammenstoß von Schiffen auf See, oder in betreff der Not- und Lotsensignale für Schiffe auf See und auf den Küstengewässern erlassenen Verordnungen übertritt, wird mit Geldstrafe bis zu 1500 M. bestraft.» Die betreffenden Verordnungen sind dann später erlassen. Andere Beispiele: Verletzung der von den Behörden zum Zwecke der Verhütung oder Verbreitung von ansteckenden Krankheiten und Viehseuchen getroffenen Anordnungen (§§. 327, 328), Übertretung der gegen die Störung der Sonntagsfeier erlassenen Anordnungen (§. 366<sup>1</sup>), der Verordnungen betreffs Straßenpolizei, Beerdigung, Aufbewahrung von Giften u. s. w., Ausbesserung von Gebäuden (§§. 366, Nr. 1; 367, Nr. 2, 5, 14), der im Gebiete des Verkehrs mit Nahrungsmitteln u. s. w. erlassenen kaiserl. Verordnungen (§§. 5–7 des Gesetzes vom 14. Mai 1879).

Blanke Waffen, s. Nahwaffen.

Blankil, Blankiel, Blankilie, marokk. Geldgröße, s. Uckia.

Blankkochen, s. Zuckerfabrikation.

Blanko-Accept, s. Accept.

Blanko-Indossament, s. Indossament.

Blankokredit, im allgemeinen der Kredit, welchen ein Bankier seinem Kunden giebt, ohne Deckung erhalten zu haben, insonderheit wenn er dadurch gewährt wird, daß der Bankier auf ihn gezogene Wechsel acceptiert. Das Versprechen, B. zu gewähren, ist verbindlich, wenn es in Höhe einer bestimmten Summe gegeben wird.

Blankowechsel, im engern Sinne ein Wechsel, dem zur Zeit des Verfalls die Angabe des Remittenten fehlt und der deshalb ungültig ist, im weitern Sinne aber ein Wechsel, der mit einer Unterschrift versehen wird, bevor er in seinen wesentlichen Bestandteilen ausgefüllt ist, dem z. B. das Datum, die Summe, der Aussteller, der Remittent fehlt (s. Blankett). Ein solcher Wechsel ist nicht ungültig, wenn er nur zur Zeit seiner Geltendmachung in seinen wesentlichen Bestandteilen ausgefüllt ist. Weder der Aussteller, noch der Acceptant, noch der Indossant kann dem gutgläubigen Wechselinhaber entgegensetzen, daß er den Wechsel in blanco ausgestellt, acceptiert, indossiert hat, oder daß die Ausfüllung wider seinen Willen oder anders als verabredet erfolgt ist. Wer eine Wechselerklärung in blanco giebt, ermächtigt den Nehmer des Wechsels damit zur Ausfüllung und zur Übertragung des Rechts der Ausfüllung und hat eine Einrede nur gegen den, der die Ausfüllung wissentlich vertragswidrig vorgenommen oder den so ausgefüllten Wechsel nicht ehrlich erworben hat. Das Geben ^[Spaltenwechsel] von Wechselunterschriften in blanco ist deshalb stets gefährlich, obwohl das Ausstellen und Acceptieren in blanco oft genug vorkommt, wenn zur Zeit der Abgabe des Wechsels noch nicht feststeht, wann, für welchen Betrag, für wen, durch wen der Wechsel verwendet werden soll.

Blankscheit (verdeutscht aus dem franz. planchette), das Fischbeinstück im Frauenmieder.

Blankvers heißt in der engl. Poesie der reimlose fünffüßige Jambus zum Unterschiede von dem gereimten («heroischen») Fünffüßler (s. Versi sciolti). Er wurde in die engl. Litteratur von Henry Howard, Earl of Surrey, eingeführt, als ein für die epische Poesie bestimmtes Metrum, als solches namentlich von Milton ausgebildet. Nach Milton haben sich als Meister des epischen B. Thomson, Young, Cowper, Wordsworth, Tennyson bewährt. In die dramat. Poesie fand er 1562 Eingang durch die Tragödie «Gorboduc» von Norton und Sackville und demnächst (daher bei Ben Jonson «Marlowe's mighty line» genannt) durch Marlow. (Vgl. Schipper, De versu Marlovii, Bonn 1867, und Schröer, Über die Anfänge des B. in England, in «Anglia», Bd. 4.) Shakespeare verlieh ihm mit freiester Bewegung höchstes dramat. Leben, und die Verfeinerung des B. bei ihm bildet eins der metrischen Kennzeichen für die Zeitbestimmung seiner Stücke. Eingehende Untersuchungen hierüber sind namentlich in den Verhandlungen der New Shakespeare Society, besonders 1875–76 (vor allem von Fleay), wie in der von der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft besorgten Ausgabe der Schlegel-Tieckschen Übersetzung (besonders von Hertzberg) niedergelegt. In Deutschland brach, nach B. Feind und Sal. Seemann («Turnus», Marb. 1729), dem B. gegenüber dem Alexandriner Elias Schlegel durch seine Übersetzung von Congreves «Die trauernde Braut» Bahn; ihm folgten Cronegk und Brawe, und durch Lessings «Nathan der Weise» und Herders Empfehlung erhielt er festes Bürgerrecht in der höhern dramat. Poesie. Die Cäsur im B. hat seit Milton vielfache Wandlungen erlitten. Enjambement im deutschen B. gebrauchte zuerst Lessing. – Vgl. Zarncke, Über den fünffüßigen Jambus, mit besonderer Rücksicht auf seine Behandlung durch Lessing, Schiller und Goethe (Lpz. 1865); Dannehl, Geschichte und Bedeutung des reimlosen fünffüßigen jambischen Verses in der deutschen Dichtung (Rudolst. 1870); Sauer, Über den fünffüßigen Jambus vor Lessings «Nathan» (Wien 1878); J. B. Mayor, Chapters on English Metre (1886).

Blanquette (spr. blangkétt), die zu Aigues-Mortes im franz. Depart. Gard und andern Orten der franz. Mittelmeerküste durch Verbrennen von Meerespflanzen erhaltene Asche, die früher wegen ihres Gehalts an kohlensaurem Natrium, Soda, einen wichtigen Handelsartikel bildete. Sie wird jetzt noch dargestellt, um als Rohmaterial zur Gewinnung des Jods zu dienen, wobei das kohlensaure Natrium und sonstige darin vorkommende Salze Nebenprodukte bilden.

Blanquette (frz., spr. blangkétt), Ragout von Kalbfleisch oder Geflügel mit weißer Sauce; auch ein leichter Weißwein aus Languedoc.

Blanqui (spr. blangkih), Jérôme Adolphe, franz. Nationalökonom, geb. 20. Nov. 1798 zu Nizza, studierte in Paris Philologie und Nationalökonomie, wurde 1825 Lehrer und 1830 Direktor an der Pariser Handelsschule, die er sehr in Aufschwung brachte. 1833 ging er als Professor der polit. Ökonomie an