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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Blasentang - Blasinstrumente

Blasentang, s. Fucus.

Blasenträger, s. Schwimmpolypen.

Blasenwürmer (Finnen), die Jugendformen der Bandwürmer (s. d.).

Blasenziehende Mittel, s. Vesikatorien.

Blasenzins, s. Branntweinsteuer.

Bläser, s. Grubengas.

Bläser, Gustav, Bildhauer, geb. 9. Mai 1813 in Düsseldorf, lernte 1827 als Bildschnitzer in Köln, arbeitete 1834‒41 im Atelier Rauchs zu Berlin und nahm an den Arbeiten des Meisters teil. Aus Rom, wo er sich 1845 aufhielt, zurückgekehrt, schuf er für die Schloßbrücke zu Berlin die schönste der acht Marmorgruppen (Krieger unter dem Schutze der mitstreitenden Minerva angreifend). Unter seinen Arbeiten sind ferner zu nennen eine Reihe kirchlicher und dekorativer Statuen für die Kirche zu Helsingfors (Kolossalstatue des Apostels Matthäus), für die Schloßkuppel (Prophet Daniel) und für das Neue Museum in Berlin (Borussia), für die Friedenskirche in Potsdam, für Charlottenhof bei Potsdam. Daneben gelangen ihm Genredarstellungen trefflich, wie die Gastfreundschaft (Nationalgalerie zu Berlin), das Christkind Weihnachtsgaben darbringend. Für Magdeburg modellierte er 1853 die Statue des Bürgermeisters Franke, für Marienburg die des Herzogs Albrecht, für Köln die Reiterstatuen Friedrich Wilhelms Ⅳ. und Friedrich Wilhelms Ⅲ., für Sanssouci das Marmorstandbild Friedrich Wilhelms Ⅳ. Zu den vielen Büsten, die B. geliefert hat, gehören die des Kaisers Wilhelm Ⅰ., der Minister von Alvensleben und von der Heydt, A. von Humboldts, Hegels, des Präsidenten Lincoln (Washington). B. starb 20. April 1874 zu Cannstatt.

Blasestahl, s. Eisenerzeugung.

Blasewitz, Villenort und Sommerfrische in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, links an der Elbe, Loschwitz gegenüber (eine Hängebrücke wurde 1893 vollendet), an Dresden-Altstadt anstoßend und mit diesem durch zwei Pferdebahnlinien und Dampfschiffahrt verbunden, hat (1890) 4828 E., darunter 268 Katholiken, Post, Telegraph; eine Knabenerziehungsanstalt, zwei Töchterschulen, großen Park, Gasbeleuchtung, Wasserleitung und Kanalisation. B. ist Geburtsort des Komponisten Naumann (geb. 17. April 1741). 1786‒87 lebte Schiller hier; die Tochter der Schenkwirtin Segedin (Auguste, geb. 1763, gest. 1856 als Gattin des Senators Renner in Dresden) soll ihm zur «Gustel von B.» in «Wallensteins Lager» Veranlassung gegeben haben.

Blasien, s. Sankt Blasien.

Blasiert (frz. blasé), durch geistige und sinnliche Überreizung abgestumpft und gleichgültig geworden. Die Blasiertheit ist der Tod aller energischen Thatkraft und allen gesunden Lebensgenusses und war immer die Modekrankheit materialistisch gesinnter Zeitalter, in denen die Genußsucht sittliche Ideale und Interessen der Wissenschaft und Kunst, der Vaterlandsliebe zurückdrängt.

Blasinstrumente, Tonwerkzeuge, bei denen die in einer Röhre enthaltene Luftsäule der klingende Körper ist, der durch eingeblasene Luft zum Ansprechen gebracht wird. Gemeinhin versteht man unter B. nur die mit dem Munde angeblasenen Orchesterinstrumente, indem man die durch Klaviatur gespielten (orgelartigen) B. mit Bälgen besser als besondere Gruppe rechnet. Nach dem Stoffe, aus dem sie hergestellt werden, zerfallen die B. in Holz- und Metallinstrumente, jene auch Rohr-, diese Blech(Messing-)instrumente genannt.

Ⅰ. Die Holzinstrumente teilen sich ein 1) in solche mit Lippenpfeifenmundstück, bei denen die Spaltung des gegen eine scharfe Kante des Mundstücks gerichteten Luftstroms die Intonation bewirkt; hierher gehört die Flöte; 2) in solche mit Zungenpfeifenmundstück, bei denen die Intonation entsteht, indem der Atem Rohrblättchen, die auf eine Röhre aufgesetzt sind, zum Erzittern bringt, wodurch die Luftsäule des Röhreninstruments in intermittierende Schwingungen versetzt wird. Hier unterscheidet man a. Instrumente mit einfachem Rohrblatt, das an dem schnabelförmigen Mundstücke (s. Schnabel) so befestigt ist, daß das freie obere Ende auf die festen Wandungen seines Spaltes vibrierend aufschlägt und so dem Atem den Zugang zur Röhre abwechselnd öffnet und schließt. Hierher gehören: Klarinette, Bassethorn, Bathyphon und Saxophon (s. Sax); b. Instrumente mit doppeltem Rohrblatt, d. h. zwei Rohrblättern, die aneinander liegend auf einem Metallröhrchen so aufgesetzt sind, daß sie beim Anblasen gegeneinander schwingen und den Spalt zwischen ihnen abwechselnd öffnen und schließen. Hierher gehören: Schalmei, Oboe, Fagott, Englischhorn, Dudelsack und Sarrusophon; ferner die längst außer Gebrauch gekommenen Krummhörner. Bei den frühern Instrumenten dieser Art wurde das doppelte Rohrblatt nicht wie jetzt in den Mund genommen, sondern stand in einem Kessel oder einer Kapsel, in deren Spalt man blies, ohne das Rohrblatt mit den Lippen zu berühren, sodaß erst die zusammengepreßte Luft es zum Erzittern brachte.

Ⅱ. Die Blechinstrumente werden durch sog. Kesselmundstücke von Metall (Messing) angeblasen; das Horn und seine Arten durch trichterförmige, die Trompeten, Posaunen und die diesen nachgebildeten durch glockenförmige Kessel mit sehr kleinem und unten weiterm Luftloche; die Lippen fungieren dabei als membranöse Zungen. Es sind vor allen zu nennen: Horn, Trompete und Posaune. Die Instrumentationskunst der frühern Periode benutzte die bisher angeführten Blechinstrumente in einer durch das Wesen des Instruments selbst beschränkten Weise, indem man nur die in der Luftsäule des Instruments liegenden harmonischen Naturtöne anwenden konnte. Je gespannter die Lippenstellung beim Anblasen ist, desto höher der Ton dieser natürlichen Tonreihe. Deren tiefster Ton läßt sich bei Instrumenten mit enger Mensur (s. d.) schlecht erzeugen, man nennt diese daher Halbinstrumente. Bei den Ganzinstrumenten ist die Mensur weiter, man gewinnt den tiefsten Ton leicht, dafür fehlt es aber an den höchsten. Je nach der Höhe des tiefsten oder Eigentones gestaltet sich die Reihe der Naturtöne verschieden; daher die verschiedenen Stimmungen. Für jede Tonart bedurfte es also eines besondern Instruments, dessen Röhre die dem Tone entsprechende Länge hatte. Durch die Erfindung, Bögen (Krummbögen, Krummbügel, Setzstücke), d. h. Röhrenstücke, in das Rohr des Instruments einzuschalten, kann man das Rohr verlängern und damit dessen Eigenton oder die Stimmung des Instruments vertiefen. Bei der Posaune sind diese Bögen hufeisenförmig so eingerichtet, daß man sie heraus- und hineinschieben kann, und waren so schon im Anfang des 16. Jahrh. im Gebrauch. Man wandte sie auch bei den Trompeten (Zug-^[folgende Seite]