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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blattnervatūr; Blattpflanzen

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Blattnervatur – Blattpflanzen

Menschen. Ihre Gefährlichkeit ist stark übertrieben worden und ihr Biß nur für kleine Tiere durch die Nachblutung und Entzündung von üblen Folgen.

^[Abb.]

Daß sie ihren Opfern während des Saugens Kühlung zufächeln sollen, ist ein Märchen, weil mit der Organisation dieser Tiere vollkommen unvereinbar. (S. vorstehende Figur.)

Blattnervatūr oder Blattskelett nennt man den Verlauf der Gefäßbündel und der diese gewöhnlich begleitenden Bastbündel in der Blattspreite. Die deutlicher hervortretenden nennt man Nerven, die schwächern dagegen gewöhnlich Adern. Da diese Bündel in den meisten Fällen untereinander anastomosieren, d. h. an manchen Stellen sich vereinigen, so entsteht ein sehr kompliziertes Netzwerk, das den Einflüssen der Verwitterung mehr Widerstand entgegensetzt als die übrigen zartern Teile des Blattes. Deshalb bleibt auch die B. noch lange Zeit als zierliches Maschenwerk erhalten, wenn die zwischen den Nerven liegenden Partien schon lange durch Fäulnis zerstört sind. Man kann durch Kochen der Blätter in Kalilauge und nachheriges Auswaschen mit Wasser dasselbe Ziel erreichen, auch hierbei bleibt die festere B. zurück.

Der Verlauf der Nerven ist für die systematische Unterscheidung, hauptsächlich bei paläontolog. Untersuchungen, oft von großer Wichtigkeit, da bei Abdrücken der Blätter der ganze Verlauf der Nervatur noch sehr deutlich zu erkennen ist. Man unterscheidet Hauptnerven und Seitennerven und unter den letztern wieder Längsnerven, wenn sie schon vom Grund der Blattspreite an oder doch gleich über demselben vom Hauptnerven getrennt sind und nun entweder längs des Hauptnerven hinlaufen oder strahlig sich in der Blattspreite ausbreiten, und Quernerven, wenn sie vom Hauptnerven selbst entspringen und von diesem gegen den Blattrand hin verlaufen. Nach der Anzahl der Nerven unterscheidet man ein-, drei-, fünf-, sieben- und vielnervige Blätter. Nach dem Verlaufe derselben unterscheidet man winkelnervige, wenn die Nerven entweder mit dem Blattgrunde oder mit dem Hauptnerven einen Winkel bilden, und bogennervige, wenn die Nerven bei ihrer Trennung am Blattgrunde oder am Hauptnerven in einem mehr oder weniger stark gekrümmten Bogen verlaufen. Da auch der Verlauf der feinern Nerven, der Adern, von Wichtigkeit ist, so hat sich eine umfangreiche Terminologie ausgebildet, welche für die äußerst mannigfaltige Art der B. zahlreiche Bezeichnungen besitzt. – Vgl. Bischoff, Handbuch der Terminologie, Bd. 1 u. 2 (Nürnb. 1830‒42); von Ettingshausen, Die Blattskelette der Apetalen (Wien 1858).

Blattpflanzen nennt man, im Gegensatze zu den Pflanzen mit schönen Blüten, alle diejenigen Gewächse, deren Blätter durch bedeutende Größe und Farbenpracht, durch besondere Eleganz des Schnittes oder durch gefällige Anordnung, zuweilen durch alle diese Vorzüge zusammen einen angenehmen, bisweilen sogar überraschenden Eindruck machen. Während die Gartenfreunde früherer Jahrhunderte vorzugsweise mit Blumenzucht sich beschäftigten, huldigen in neuerer Zeit Geschmack und Mode mehr den B. Da sehr viele Pflanzenfamilien einen größern oder geringern Beitrag zu den Gewächsen dieser Art geliefert haben, so sind auch die Existenz- und Kulturbedingungen der letztern sehr verschiedener Art. Eine geringe Anzahl begnügt sich mit der Kultur im freien Lande, der weitaus größere Teil erfordert das Gewächshaus, vorzugsweise das niedrige Warmhaus.

Als B. des freien Landes, die keinen Winterschutz bedürfen, sind hervorzuheben: Mehrere Arten der Gattungen Rheum (Rhabarber) und Heracleum (Bärenklau), Ferula communis L., ein großes Doldengewächs aus dem Mittelmeergebiet, und Bocconia cordata Willd., eine chilen. Papaveracee. Als Einzelpflanzen für kleinere Plätze eignen sich: Veratrum nigrum L. und Veratrum album L., der schwarze und der weiße Germer, Funkia ovata Spr., Funkia subcordata Spr. und Funkia albo-marginata Hook. Zur Ausschmückung von Teichufern eignen sich die deutschen Petasites officinalis Mönch und Petasites niveus Baumg.; ferner Polygonum cuspidatum Sieb. und Polygonum sacchalinense F. Schmidt, beide aus Ostasien.

Winterschutz bedürftige Freilandblattpflanzen sind Gunnera scabra R. et Pav. aus Chile (s. Tafel: Blattpflanzen, Fig. 3), eine der schönsten ornamentalen Pflanzen, die im Habitus an Rhabarber erinnert, aber bedeutend mächtiger wird. Ferner die schönen Akanthusarten, wie der südeurop. Acanthus mollis L. mit der wertvollen Abart var. latifolius, Acanthus longifolius Hort. und Acanthus spinosus L. Prächtige B. sind auch die Artischoken (Cynara scolymus L.) mit ihren großen, weißen zerteilten Blättern.

Eine viel größere Auswahl bieten diejenigen B., welche eigentlich Gewächshauspflanzen sind, sich aber während des Sommers zur Freilandkultur eignen und bei solcher in verhältnismäßig kurzer Zeit zu schönen Solitärpflanzen heranwachsen. Solche sind die nordamerik. Wigandia caracasana H. B. mit fast 1 m langen und halb so breiten Blättern von dunkelsaftgrüner Färbung und etwas rauher Konsistenz; Ferdinanda eminens Lag., Uhdea pinnatifida Knth. und mehrere Nachtschatten-(Solanum-)Arten, von denen Solanum marginatum L. fil., Solanum robustum H. B. und Solanum Warscewiczii Hort. wegen ihrer Schönheit sich besonderer Beliebtheit erfreuen. Die größte Verbreitung aber hat die Gattung Canna (s. d.), Blumenrohr, gefunden. Eine der besten B. aus dieser Gruppe ist Musa Ensete Gmel. (s. Tafel: Blattpflanzen, Fig. 4); sie ist in Abes- ^[folgende Seite]