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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bleiglanz – Bleikammern

blechen gießt man Platten, die dann im Walzwerke weiter verarbeitet werden. Häufiger als reines Blei finden dessen Legierungen Benutzung in der Gießerei. Hartblei, eine Legierung des Bleies mit 10 bis 20 Proz. Antimon, bisweilen auch Zinn enthaltend, wird zum Gusse von Zapfenlagerschalen für Maschinen, Dichtungsringen an Kolben und andern Maschinenteilen benutzt; auch das Schriftmetall und Schrotmetall sind Legierungen des Bleies, die durch Gießen verarbeitet werden. Fernerhin benutzt der Zinngießer Legierungen des Zinns mit Blei, die, sofern sie zur Anfertigung minderwertiger Gegenstände, z. B. von Spielwaren, Bleisoldaten, dienen sollen, nicht selten mehr Blei als Zinn enthalten. Die aus ihnen gefertigten Abgüsse verdienen daher nur insofern den Namen Zinnwaren, als das Zinn das bedeutend wertvollere der beiden Metalle ist. In allen diesen Fällen bedient man sich, wie zum Gießen des reinen Bleies, der Sandgußformen, wenn es sich um Herstellung von nur einzelnen Abgüssen handelt, dagegen eiserner, messingener oder bronzener Gußformen, wenn eine Massenanfertigung gleicher Gegenstände stattfindet. Das Blei oder die Bleilegierung wird in einem eisernen Kessel geschmolzen und mit Hilfe eines Gießlöffels in die Form gegossen. Nur beim Gusse sehr schwerer Gegenstände (Bleiplatten für Blechdarstellung) versieht man den Schmelzkessel mit einem verschließbaren, vom Boden ausgehenden Ausflußrohre, aus dem das flüssige Metall in die Gußform gelangen kann.

Bleiglanz oder Galenit, Mineral, eins der am häufigsten vorkommenden Bleierze, aus dem vorzugsweise das Blei (s. d.) gewonnen wird, seiner chem. Zusammensetzung nach wesentlich Bleisulfid, PbS, mit geringen Zusätzen von Silber, Antimon, Eisen und Zink, bisweilen auch Selen. Der B. ist von bleigrauer Farbe, stark metallglänzend, bisweilen bunt angelaufen, krystallisiert regulär, namentlich im Würfel, nach dem er auch ausgezeichnet spaltet, hat ein spec. Gewicht von 7,75 und eine Härte von 2,5. Verwitterter erdiger B. wird Bleimulm oder Bleischwärze genannt.

Bleiglas, s. Glas.

Bleiglasur, s. Glasur.

Bleiglätte (Silberglätte, Goldglätte, Glätte, Lithargyrum) ist, so wie sie sich im Handel findet, geschmolzenes krystallinisches Bleioxyd. Man erhält sie als Nebenprodukt beim Abtreiben des Reichbleies (silberhaltiges Blei) oder auch bei der Darstellung von Natriumnitrit durch Erhitzen von Blei mit Chilisalpeter. Wenn man Blei auf der Sohle eines Flammofens bei Luftzutritt erhitzt, so schmilzt es und verwandelt sich nach und nach auf der Oberfläche in Bleiasche, die bei höherer Temperatur schmilzt und nach dem Erstarren als eine gelbe, krystallinische Masse erscheint. Bei raschem Abkühlen wird hellgelbe Silberglätte, bei langsamerm Erkalten rotgelbe Goldglätte erhalten. Die gemahlene und geschlämmte Glätte heißt Massicot, das man in allen Fällen anwendet, wo ein reines Oxyd erforderlich ist. Die B. dient zur Darstellung von Firnis, Kitt, Mennige, Bleizucker, Bleiessig, Bleipflaster, Bleiglas, in der Töpferei als Glasur und in der Porzellan- und Glasmalerei als Fluß. Die käufliche B. (Preis 35 M. für den Doppelcentner) enthält meist Kohlensäure, Wasser und Eisen- und Kupferoxyd als Verunreinigung.

Bleigummi, ein in traubigen, nierenförmigen und stalaktischen Gestalten von schaliger Zusammensetzung erscheinendes Mineral, fettglänzend und durchscheinend, von lichtgelblicher bis rötlichbrauner Farbe; die mit diesem Namen belegten Vorkommnisse von Poullaouen in der Bretagne, von Russière bei Beaujeu im Departement Rhône, der Cantongrube in Georgia liefern bei der Analyse Bleioxyd, Thonerde, Phosphorsäure, Wasser, auch wohl Chlor, führen aber nicht auf eine bestimmte Formel, sondern enthalten diese Stoffe in schwankenden Verhältnissen.

Bleihornerz, Hornblei oder Phosgenit, ein seltenes tetragonales Mineral, das teils kurze Prismen, teils sehr spitze Pyramiden bildet, von lichtgrüner, -gelblicher oder graulicher Farbe, fettartigem Diamantglanz, der Härte 2,5 bis 3 und dem spec. Gewicht 6 bis 6,3 ist. Chemisch ist es eine Verbindung von 1 Mol. Bleicarbonat mit 1 Mol. Chlorblei, PbCO₃ + PbCl₂. Vor dem Lötrohr ist es leicht schmelzbar, in Salpetersäure mit Brausen löslich. Fundpunkte sind: Matlock und Cromford in Derbyshire, Gibbas, Montevecchio und Monte-Poni auf Sardinien, Tarnowitz in Oberschlesien (hier umgewandelt in Bleicarbonat), Caracoles in Chile.

Bleihydroxȳd, s. Bleioxyd.

Bleijodīd, Jodblei, Plumbum jodatum, PbJ₂, schön gelber, in kaltem Wasser sehr schwer, in etwa 200 Teilen kochendem Wasser löslicher Niederschlag, der beim Vermischen einer Lösung von 114 Teilen Bleizucker mit einer Lösung von 100 Teilen Jodkalium entsteht; im Überschuß von Jodkalium sowie in unterschwefligsaurem Natron leicht löslich; wurde früher als Heilmittel verwendet, ist aber in das neue deutsche Arzneibuch von 1890 nicht mit aufgenommen. Preis pro 1 kg 18‒20 M. B. ist starkes Gift.

Bleikabel, zum Schutze des aus imprägnierter Jute bestehenden Isolationsmaterials mittels hydraulischer Pressen mit Blei umpreßtes, je nach der Stärke der Ströme, die es zu leiten bestimmt ist, aus mehr oder weniger Kupferdrähten gebildetes Leitungskabel. Zum Verlegen in der Erde bestimmte derartige Kabel werden über dem Bleimantel nochmals ein oder mehrere Male mit asphaltierter Jute und, wo mechan. Verletzung zu befürchten, auch noch, und zwar wieder ein oder mehrere Male, mit Eisenband umwunden. Für Wechselstrom vereinigt man Hin- und Rückleitung, zu einem konzentrischen Doppelkabel angeordnet, in einer und derselben äußern Hülle, wodurch die induzierende Wirkung der Strompulsationen unschädlich gemacht wird, da die Wirkungen von Hin- und Rückstrom sich gegenseitig aufheben.

Bleikachexie, s. Bleivergiftung.

Bleikammern, venet. Staatsgefängnis, s. Piombi.

Bleikammern, in der Fabrikation der engl. Schwefelsäure (s. Schwefelsäure) die zimmer- und saalgroßen, aus Bleiplatten hergestellten Räume, in welchen die Oxydation des Schwefligsäuregases durch Oxyde des Stickstoffs bei Gegenwart von Wasserdampf und Luft stattfindet. Die Vereinigung der Bleiplatten, die 2,6 bis 3 mm dick sind, geschieht dadurch, daß man die Ränder übereinanderlegt und mit einer Knallgasflamme überfährt, wodurch eine Art Selbstlötung bewirkt wird. Seitenwände und Decke einer Kammer bilden eine Glocke, die frei in dem mit aufgebogenen Rändern versehenen Boden hängt. Der luftdichte Verschluß wird durch die Säure selbst, die sich immer auf dem Boden ansammelt, bewirkt. Die Größenverhältnisse der B. betragen: 5‒7 m Höhe, 6‒9 m Breite, 30‒100 m Länge. Meist werden 3‒4 Kammern zu einem