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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bleisuboxyd; Bleisulfät; Bleisulfid; Bleisulfuret; Bleisuperoxyd

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Bleisuboxyd - Bleisuperoxyd

zwei gleiche Teile, die beide genutet sind, zur Anwendung. Die Zubereitung des Holzes geschieht in der Weise, daß die Blöcke zunächst in Stücke von der Länge der B. quer zerteilt, die einzelnen Stücke vermittelst kleiner Kreissägen zu Brettchen geschnitten und diese an den spätern Leimflächen glatt gehobelt werden. Diese Brettchen bekommen dann auf Nutenmaschinen die zum Einlegen der Bleistäbchen bestimmten Nuten und werden gleichzeitig in die einer Bleistiftstärke entsprechenden Streifen zerteilt. Hierauf beginnt das Einleimen der Bleistäbe in das Holz; die geleimten B. werden sodann in eine Presse gebracht und dicht nebeneinander durch Schrauben fest eingepreßt. Die so weit fertigen B. sind alle viereckig und werden, nachdem sie durch Schleifrollen auf genau die gleiche Länge gebracht sind, vermittelst Hobelmaschinen rund, sechseckig, viereckig, dreieckig oder oval gehobelt. Schließlich werden die gehobelten B. in beliebigen Farben poliert und darauf mittels Hebelpressen mit dem Fabrikstempel in Gold, Silber oder Scharfdruck versehen.

Unter den neuern Erzeugnissen der Bleistiftindustrie sind hervorzuheben die von A. W. Faber erfundenen mechanischen B.; dieselben bestehen aus einer Holzhülse, in die das Bleistäbchen lose eingefügt ist und durch eine an ersterer angebrachte Metallspitze festgeschraubt, bei andern festgeklemmt wird; sie haben vor den geleimten den Vorteil, daß sie sich bei längerm Gebrauch billiger stellen; auch sind sie bequemer, weil die ganze Länge der Stifte unverändert bleibt und zum Spitzen eine Feile genügt. Ferner sind neben den nach analoger Methode wie die B. hergestellten Farbstiften, Pastell- oder Ölkreidestiften, welche zum Zeichnen und Schreiben verwendet werden, als neues Produkt zu erwähnen die in jüngster Zeit von A. W. Faber in 42 Nuancen erzeugten Deckfarbstifte, die sich von den eben genannten Farbstiften dadurch unterscheiden, daß auf einen damit gezogenen Strich, welcher nicht, wie bei den bisherigen Farbstiften, glatt ist, eine zweite Farbe aufgetragen werden kann, welche die erste fast ganz deckt. Infolge dieser Eigenschaft ist man im stande, auf einer Zeichnung die aufgetragenen Töne nach Belieben abzuändern. Diese neuen Farbstifte eignen sich zu Zeichnungen aller Art, zu Porträt- und Landschaftsmalereien sowie zu Ornament- und Bauzeichnungen. - Eine andere ebenfalls von A. W. Faber verfertigte Art von Farbstiften eignet sich zum Schreiben und Zeichnen auf Glas, Porzellan, Metall, poliertes Holz, Wachstuch u. s. w., worauf kein anderer Stift schreibt. Die gleichen Farbstifte finden auch für dermatographische Zwecke Verwendung, indem sie den Medizinern zum Zeichnen und Markieren auf menschliche Fleischteile dienen. Ein weiter dem B. verwandter Stift ist der von der Firma A. W. Faber erfundene Kopierstift, dessen Masse neben Graphit einen Zusatz von Anilinviolett enthält; er kann als Ersatz für B. und Kopiertinte dienen. Auf trocknem Papier giebt er eine Bleistiftschrift, die sich nicht durch Reibegummi entfernen läßt und von welcher durch stark gefeuchtetes Kopierpapier mittels der Kopierpresse Kopien erzeugt werden können. - Ferner sind hier noch zu erwähnen neue unverwischliche Schwarzstifte zum Schreiben auf Webstoffe, Holz, Stein, Leder u. s. w., schwarze und weiße Zeichenkreide in und ohne Holzfassung und endlich künstlich präparierte Schieferstifte, die nach gleicher Methode hergestellt werden wie die B.

Auf dem Weltmärkte erfreuen sich deutsche B. fortgesetzt der besten Aufnahme. Die Ausfuhr von Graphit-, Farben- und Pastellstiften belief sich 1892 auf 9477 Doppelcentner im Werte von 2,98 Mill. M., davon 2375 Doppelcentner nach England, 1105 nach Frankreich, 637 nach den Vereinigten Staaten von Amerika, 331 nach Rußland. Die Einfuhr betrug 1151 Doppelcentner im Werte von 311 000 M., umfaßt daher geringerwertige Sorten. Für letztere sind in Bezug auf deren Herstellung außer Deutschland vorzugsweise Österreich, Frankreich, England, neuerdings die Vereinigten Staaten von Amerika zu nennen. - Vgl. R. Raab, Die Schreibmaterialien (Hamb. u. Lpz. 1888).

Bleisuboxyd, Pb2O ^[Pb<sub>2</sub>O], bildet sich als graue leicht oxydierbare Masse an der Oberfläche des bei Luftzutritt geschmolzenen Bleies, wird rein erhalten beim Erwärmen von oxalsaurem Blei auf 300° unter Ausschluß der Luft (s. Blei, S. 109a und Bleiglätte).

Bleisulfät, schwefelsaures Blei, Bleivitriol, PbSO4 ^[PbSO<sub>4</sub>], natürlich vorkommend als Anglesit (s. d.), wird als schwerer weißer Niederschlag erhalten, wenn man gelöste Bleisalze mit Schwefelsäure oder schwefelsauren Salzen versetzt. Es bildet sich als Nebenprodukt bei manchen technischen Prozessen, z. B. bei der Darstellung der Rotbeize der Färber, d. i. der essigsauren Thonerde aus Alaun und Bleizucker oder der Eisenbeize aus Eisenvitriol und Bleizucker. B. löst sich kaum in Säuren, ist dagegen leicht löslich in weinsaurem Ammoniak, unterschwefligsaurem Natron, Bleiessig.

Bleisulfid, Bleisulfuret, Schwefelblei, PbS, kommt als Mineral Bleiglanz (s. d.) in reichlichen Mengen vor und bildet das wichtigste Rohmaterial der Bleigewinnung. Es entsteht unter Feuererscheinung beim Erhitzen von Blei in Schwefeldampf und nimmt beim Erstarren krystallinische Form an; wenn man Schwefelwasserstoff in eine Lösung eines Bleisalzes leitet, wird es als schwarzer amorpher Niederschlag erhalten. Letzterer läßt sich in einem Strome von Schwefelwasserstoff unverändert schmelzen und geht dann beim Erkalten in die krystallisierte Modifikation über. Es ist unlöslich in verdünnten Säuren, wird beim Kochen mit Chlorwasserstoffsäure und Salpetersäure unter Zersetzung gelöst. Beim Erhitzen an der Luft wird es partiell oxydiert zu Bleisulfat, dieses wird bei weiterm Erhitzen unter Luftabschluß aber durch unverändert gebliebenes Schwefelblei in metallisches Blei und schweflige Säure übergeführt; hierauf beruht die metallurgische Gewinnung des Bleies. Es findet noch mitunter Verwendung zur Anfertigung der Bleiglasuren in der Thonwarenindustrie.

Bleisulfuret, s. Bleisulfid.

Bleisuperoxyd, Bleiperoxyd, PbO2 ^[PbO<sub>2</sub>], kommt als seltenes Mineral, Schwerbleierz oder Plattnerit, in der Natur vor. Es läßt sich aus Mennige durch Behandeln mit verdünnter Salpetersäure erhalten, oder nach Wöhler, indem man eine Lösung von 4 Teilen Bleizucker mit 3 Teilen krystallisierter Soda vermischt und so lange Chlor einleitet, bis der anfangs gebildete weiße Niederschlag eine tiefbraune Farbe angenommen hat. Nach dem Trocknen bildet es ein schweres braunes Pulver, das beim Erhitzen Sauerstoff abgiebt. Es oxydiert daher viele verbrennliche Körper, wobei es sich selbst zu Bleioxyd reduziert; mit Schwefel zusammengerieben entzündet es denselben schon bei gewöhnlicher Temperatur, mit Phosphor tritt Entflammung unter