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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Böcke; Bockelson; Bocken; Bockenem; Bockenheim; Bockeram; Böckh

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Böcke - Böckh (Aug.)

Bockholme mit gabelartig vorspringenden Absätzen, Knaggen genannt, umfassen, weshalb sie Knaggenbalken genannt werden. Die Böcke transportabler Kriegsbrücken sind zerlegbar; in den Brückentrains des deutschen Heers sind je 2 Böcke auf einem Haket verladen. Der militär. Bockbrückenbau wurde zuerst von Birago (s. d.) in ein System gebracht. Nach ihm heißen gewisse Brückentrains Biragosche Brücken.

Böcke, Schiffe, s. Weser.

Boeckel, Otto, antisemit. Agitator, geb. 2. Juli 1859 zu Frankfurt a. M., studierte 1878-81 in Marburg, Gießen und Heidelberg die Rechte, hierauf in Marburg und Leipzig neuere Philologie und war 1883-87 Bibliotheksassistent an der Universität zu Marburg. Dann widmete er sich ganz der antisemit. Agitation. Er ist Verleger des «Reichsherolds» und Besitzer einer Buchdruckerei, Vorsitzender des Mitteldeutschen Bauernvereins. 1887 wurde er vom Wahlkreis Marburg-Kirchhain in den Reichstag entsendet, ebenso 1890, wo es seiner Agitation gelang, noch einige Hess. Wahlkreise für den Antisemitismus zu gewinnen. Doch sagte er sich später von dem allmählich aufgekommenen planlosen und lärmenden Antisemitismus los. Im Juni 1893 wurde er von seinem frühern Wahlkreis wiederum zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Er veröffentlichte «Deutsche Volkslieder aus Oberhessen» (Marb. 1885) sowie antisemit. Flugschriften: «Die Juden, Könige unserer Zeit» (137 Auflagen, Marb. 1887), «Güterschlächterei in Hessen», «Quintessenz der Judenfrage», «Europ. Judengefahr» u. s. w.

Bockelson, Joh., s. Johann von Leiden.

Bocken, eine Unart des Pferdes, besteht in plötzlichem Wölben des Rückens und steifen oder ausschlagenden Hinterbeinen.

Bockenem, Stadt im Kreis Liebenburg des preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, 25 km südöstlich von Hildesheim, rechts an der zur Innerste gehenden Nette, an der Braunschweiger Landesbahn (Nebenbahn), hat (1890) 2056 E., darunter 177 Katholiken, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Hildesheim), Zollamt, Steueramt erster Klasse, luth. Superintendentur; eine luth. Kirche, nach dem Brande wiederhergestellt, eine Zuckerfabrik, eine Turmuhrenfabrik und in der Umgegend Dampfziegeleien und Cementfabriken. 1847 brannte B. fast gänzlich ab. Bockenheim, Stadt im Landkreis Frankfurt a.M. des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, in der Ebene zwischen Main und Nidda, an den Linien Frankfurt-Homburg und Cassel-B. (Frankfurt a.M., 196,40 km) der Preuß. Staatsbahnen, liegt 1 km vom Nordwestende der Stadt Frankfurt a. M. (s. d., Stadtplan) mit der es durch Pferdeeisenbahn und eine mit schönen Gärten und Landhäusern dicht besetzte Allee verbunden und als deren Vorstadt es gewissermaßen zu betrachten ist.

^[Abb.]

B. hat (1890) 18 675 (9549 männl., 9126 weibl.) E., darunter 447 Reformierte, 5857 Katholiken und 347 Israeliten, in Garnison die 1., 2., 5. Eskadron des 13. Husarenregiments, Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprechverbindung mit Frankfurt, Amtsgericht (Landgericht Frankfurt); 1 evang. und 1 kath. Kirche, große Kaserne, alte Warte, 1 städtische paritätische Realschule mit Vorschule (13 Lehrer, 10 Klassen, 360 Schüler), höhere Töchterschule (10 Lehrkräfte, 9 Klassen, 220 Schülerinnen), 2 Volks-, 1 kath. Schule, Fortbildungsschule für Gesellen und Lehrlinge, städtisches Krankenhaus, Volksbank und außerordentlich lebhafte Industrie, namentlich Fabrikation von Nähmaschinen, Maschinen für Schuhfabrikation, Dampf- und landwirtschaftlichen Maschinen, Gewürzmühlen, Ventilatoren, Schneidezeugen, Klavieren, Schuhen, Möbeln, Blech- und Bronzewaren, Metallperlen, Ammoniaksalzen, Marmorwaren und Holzornamenten; mehrere Eisengießereien, Ziegeleien, Schneidemühle und Basaltsteinbrüche. B. hat sich namentlich seit 1866 außerordentlich entwickelt.

Bockenheim im Niederelsaß, s. Saarunion.

Bockeram, s. Barragan.

Böckh, Aug., Altertumsforscher, geb. 24. Nov. 1785 zu Karlsruhe, wo sein Vater Kanzleibeamter und kaiserl. Notar war, bezog 1803 die Universität Halle, wo ihn F. A. Wolfs Einfluß von dem Studium der Theologie abwendete und der Philologie zuführte. Ostern 1806 ging er nach Berlin und wurde hier Mitglied des Seminars für gelehrte Schulen. Infolge der Kriegsunruhen kehrte er in die Heimat zurück und privatisierte im Sommer 1807 zu Heidelberg, wo er dann im Herbst eine außerord. und 1809 eine ord. Professur erhielt. Als Professor der Beredsamkeit und der alten Litteratur an die Universität Berlin berufen, wirkte B. hier seit Ostern 1811 mit großem Erfolge sowohl durch feine Vorlesungen wie durch die Leitung des philol. Seminars und seit 1820 des Seminars für gelehrte Schulen. B., der fünfmal das Rektorat der Universität bekleidete, starb 3. Aug. 1867. Durch seine Auffassung der Philologie als einer geistigen Reproduktion des gesamten Altertums hat B. eine Zeit lang an G. Hermann und der Leipziger Philologenschule Gegner gefunden, aber zweifellos zu einer tiefern Auffassung des Altertums den Anstoß gegeben. Ausgezeichnet ist seine Ausgabe des Pindar (2 Bde. in 4 Tln., Lpz. 1811-22, mit der Abhandlung «De metris Pindari libri III quibus praecepta artis metricae et musices Graecorum docentur», ebd. 1811). Schon vor Vollendung dieses Werkes erschien «Die Staatshaushaltung der Athener» (2 Bde., Berl. 1817; hierzu als 3. Band: «Urkunden über das Seewesen des attischen Staates», ebd. 1840; 2. Aufl. 1851; 3. Aufl., besorgt von M. Fränkel, 1886), ein Buch, das für die Betrachtung der nationalökonomischen und polit. Verhältnisse des Altertums bahnbrechend wurde. Weitere Forschungen auf diesem Gebiete hat B. namentlich in «Metrolog. Untersuchungen über Gewichte, Münzfüße und Maße des Altertums» (Berl. 1838) niedergelegt. Neben diesen Arbeiten beschäftigte ihn seit 1815 ununterbrochen die Sammlung und Erklärung der griech. Inschriften, deren Ergebnisse in dem «Corpus inscriptionum graecarum» (Bd. 1-4 in 13 Tln., Verl. 1828 -77) niedergelegt sind, das er im Auftrage der Akademie der Wissenschaften herausgab, und das nach seinem Rücktritt von Franz, E. Curtius und Kirchhoff fortgesetzt wurde. Höchst beachtenswert sind auch B.s übrige Schriften. So die Schriften zu Plato («Commentatio in Platonis qui vulgo fertur Minoem», Halle 1806; «Simonis Socratici dialogi quatuor», Heidelb.1810),die kritische Untersuchung über die drei großen griech. Tragödiendichter (lateinisch, Heidelb. 1808), die Abhandlung «Über die Versmaße des Pindaros» (Berl. 1809); die «Entwicklung der Lehren des Pythagoreers Philolaos» (ebd. 1819); die For-^[folgende Seite]