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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bodenstein; Bodenstück; Bodenverstaatlichung; Bodenwerder; Bodenwichse; Bodenwöhr

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Bodenstein - Bodenwöhr

Als Ergebnisse seiner slaw. Studien erschienen Lermontows "Poet. Nachlaß" (2 Bde., Berl. 1852), Puschkins "Poet. Werke" (3 Bde., ebd. 1854 - 55) und Turgenjews "Erzählungen" (2 Bde., Münch. 1864 - 65) in gelungenen Übertragungen; von seiner umfassenden Beschäftigung mit der ältern engl. Litteratur zeugen "Shakespeares Zeitgenossen und ihre Werke" (3 Bde., Berl. 1858 - 60), treffliche Verdeutschungen und Charakteristiken, sowie eine deutsche Nachbildung der "Sonette" Shakespeares (4. Aufl., ebd. 1873). An der Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (1864) beteiligt, gab er die beiden ersten Bände von deren "Jahrbuch" (1865 und 1867), sowie in Verbindung mit O. Gildemeister, Herwegh, P. Heyse, Kurz, Wilbrandt, Delius u. a. eine Gesamtübersetzung von Shakespeares "Dramat. Werken" (5. Aufl., Lpz. 1890) heraus, der er "W. Shakespeare. Ein Rückblick auf sein Leben und Schaffen" (ebd. 1871) einfügte. Auch schilderte er "Shakespeares Frauencharaktere" (4. Aufl., Berl. 1887). Eine Reihe von Vorlesungen vereinigte B. u. d. T. "Aus Ost und West" (ebd. 1861). Beiträge zur Kenntnis des russ. Staats- und Volkslebens in seiner histor. Entwicklung bieten die "Russ. Fragmente" (2 Bde., Lpz. 1862).

Den Glanzpunkt unter B.s eigenen poet. Schöpfungen bilden die "Lieder des Mirza-Schaffy" (Berl. 1851; 100. [Jubel-]Aufl. 1881; 141. Aufl. 1892), die seinen Namen der Weltlitteratur einverleibten und in fast alle europ. Sprachen, sogar ins Hebräische übersetzt wurden. Sie galten lange Zeit als Übertragungen morgenländ. Urtexte, sind aber mit Ausnahme von "Mullah, rein ist der Wein" von B. selbst gedichtet und nur seinem geliebten tatar. Lehrer in Tiflis in den Mund gelegt. Während hier Liebe und Wein im Vordergrund stehen, huldigt B. in der Fortsetzung "Aus dem Nachlaß des Mirza-Schaffy" (Berl. 1874; 17. Aufl., Lpz. 1891; Prachtausg. 1877 und 1883) reiferer und mehr beschaulicher Lebensweisheit. "Der Sänger von Schiras. Hafisische Lieder" (3. Aufl., Jena 1884) und "Die Lieder und Sprüche des Omar Chajjâm verdeutscht" (Bresl. 1881; 4. Aufl. 1889) sind lediglich Übersetzungen orient. Poesie. In denjenigen Dichtungen, in denen B. sich des exotischen Tons enthält, ist seine Originalität geringer; so in den "Gedichten" (3. Aufl., Berl. 1859), "Aus Heimat und Fremde" (2 Bde., ebd. 1857 - 59), "Einkehr und Umschau" (Jena 1876), "Aus Morgenland und Abendland. Neue Gedichte und Sprüche" (Lpz. 1882; 3. Aufl. 1887), "Neues Leben. Gedichte und Sprüche" (Bresl. 1886). B.s "Neun Kriegslieder" (Bielef. 1870) und "Zeitgedichte" (Berl. 1870) vervollständigen sein vielseitiges Schaffen auf seinem Hauptgebiete, dem der Lyrik, dem er auch durch beliebte Anthologien diente ("Album deutscher Kunst und Dichtung", 8. Aufl., Berl. 1892; "Kunst und Leben", Stuttg. 1877 - 78; "Verschollenes und Neues", Hannov. 1877-78; "Liebe und Leben", Lpz. 1892). Das Epische lag B.s Natur nicht so günstig. Doch ragen "Ada, die Lesghierin" (Berl. 1853) und "Sakuntala" (Lpz. 1887 u. 1889), erstere den Kampf der Tscherkessen gegen das russ. Joch verherrlichend, letztere eng an Kalidasa angelehnt, durch kunstvolle Schilderungen in Einzelscenen hervor; seine jüngste epische Dichtung ist "Theodora. Ein Sang aus dem Harzgebirge" (Lpz. 1892). Geschlossenere Komposition zeigen die kleinern "Epischen Dichtungen" (Berl. 1862), namentlich "Herun und Habakuk" und "Andreas und Mafa" (in der Spenser-Stanze). Sehr thätig war B. späterhin in der Prosaerzählung. Hier sind zu nennen: "Kleinere Erzählungen" (Münch. 1863), die eigene Erlebnisse verwerten, und eine Reihe von Romanen und Novellen, z. B. "Vom Hof Elisabeths und Jakobs" (2 Bde., Jena 1871; 4. Aufl. 1882), "Aus deutschen Gauen" (2 Bde., ebd. 1871; 4. Aufl. 1882), "Das Herrenhaus im Eschenwalde" (3 Bde., ebd. 1872; 3. Aufl. 1878), "Gräfin Helene" (Stuttg. 1880), "Die letzten Falkenburger" (2. Aufl., Berl. 1887), "Eine Mönchsliebe. Das Mädchen von Liebenstein" (2. Aufl., ebd. 1887), "Lady Penelope" (2. Aufl., ebd. 1887), "Feona. Ein Mißverständnis" (2. Aufl., ebd. 1889), "Thamar und ihr Kind. Die geheimnisvolle Sängerin. Oheim und Neffe" (ebd. 1889); eine Sammlung mehrerer davon u. d. T.: "Erzählungen und Romane" (7 Bde., Jena 1871 - 72; 2. bez. 3. Aufl. 1874 - 78). Formvollendet und sinnvoll sind sie fast alle, doch ohne hervorstechende Eigenart und in der Erfindung unbedeutend. Noch weniger war B. für das Drama beanlagt. Die Tragödie "Demetrius" (Berl. 1856), das Lustspiel "König Autharis Brautfahrt" (ebd. 1860), "Kaiser Paul" und "Wandlungen" (zusammen als "Theater", ebd. 1876) und "Alexander in Korinth" (Hannov. 1876; neu bearbeitet Lpz. 1883) ermangeln trotz dichterischer Schönheiten des bühnenmäßigen Zuschnitts, während er im Gelegenheitsstück eher den richtigen Ton traf. Gewandtheit und Vornehmheit des Stils und der Form wahrte B. jederzeit trotz seiner großen Fruchtbarkeit, wie bilden einen Hauptzug seines Wesens, wie es auch aus seinen Memoirenwerken hervortritt ("Aus meinem Leben. Erinnerungsblätter, Bd. I: Eines Königs Reise. Erinnerungsblätter an König Max", Lpz. 1879; 3. Aufl. als "Eine Königsreise", 1883; "Erinnerungen aus meinem Leben", Bd. 1 u. 2, Berl. 1888 - 90). B.s "Gesammelte Schriften" (12 Bde., ebd. 1865 - 69; neue Ausg. 1892) umfassen nur einen Teil der Werke. - Vgl. Friedrich von B. Ein Dichterleben in seinen Briefen (1850 - 92), hg. von Schenck (Berl. 1893).

Bodenstein, Bernstein, s. Bernsteinindustrie.

Bodenstein, Andr. Rud., s. Karlstadt.

Bodenstück, das hintere, meist stärkere Ende der Geschützrohre, das bei Vorderladern den Boden, bei Hinterladern den Verschluß aufnimmt.

Bodenverstaatlichung, s. Grundeigentum und Landliga.

Bodenwerder (Bodonis insula), Stadt im Kreis Hameln des preuß. Reg.-Bez. Hannover, 18 km im SO. von Hameln, auf einer Insel der Weser liegend, ist durch eine 150 m lange Brücke (1882) mit dem rechten und zwei andern Brücken mit dem linken Flußufer verbunden, hat (1890) 1515 E., darunter 18 Katholiken und 41 Israeliten, Post, Telegraph; Düngemittel-, Kunstwollfabrik, Wollgarnspinnerei, Lohgerberei, Steinbrüche, Steinschleiferei und Schifffahrt. Noch im 18. Jahrh. hatte der Ort, der schon 1287 sein Stadtrecht erhielt, bedeutenden Warenverkehr zwischen Bremen und den Städten und Landschaften des mittlern Leinegebietes.

Bodenwichse, s. Wichse.

Bodenwöhr, Dorf im Bezirksamt Neunburg des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, vorm Walde, 11 km im SW. von Neunburg, an der Linie Schwandorf-Furth-Grenze der Bayr. Staatsbahnen und an dem großen Bodewöhrer Weiher, in umschlossenem Thale, gehört zur Gemeinde Neuenschwand und hat (1890) 847, mit Neuenschwand 1025 E., königl. Berg- und