Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bodīnus; Bodĭo; Bodleianische Bibliothek; Bodley; Bodmann; Bodmer

200

Bodinus - Bodmer (Georg)

zwischen den Vertretern der verschiedenen Religionsparteien. B. sucht darin zu zeigen, daß jede Religion das Recht habe, anerkannt zu werden, wenn sie nichts enthalte, was gegen den Staat, die Sittlichkeit und Gottesfurcht gerichtet sei. - Vgl. Baudrillart, Jean B. et son temps (Par. 1853): Barthélemy, Étude sur Jean B. (ebd. 1876).

Bodīnus, Heinr., praktischer Zoolog, geb. 29. Juli 1814 zu Drewelow bei Anklam in Pommern, studierte in Greifswald und Berlin Medizin und Naturwissenschaften und ließ sich dann in Bergen auf Rügen als praktischer Arzt nieder. Um sich ausschließlich naturwissenschaftlichen Arbeiten hinzugeben, siedelte er 1852 nach Greifswald über und wurde 1859 nach Köln berufen, um daselbst den Zoologischen Garten ins Leben zu rufen. Hier wirkte er so glücklich, daß er 1869 einen Ruf nach Berlin zur Reorganisation des dortigen Zoologischen Gartens erhielt. B. unterzog sich dieser Aufgabe mit vielem Erfolge, sodaß dieses Institut in Bezug auf wissenschaftliche Anordnung und äußere Einrichtung für mustergültig angesehen wird. Als Direktor des Zoologischen Gartens erreichte B. dann in Bezug auf Acclimatisation und Züchtung Resultate, wie man sie unter deutschem Himmel bisher nicht für möglich gehalten hatte. Er starb 23. Nov. 1884 in Berlin.

Bodĭo, Luigi, ital. Statistiker, geb. 12. Okt. 1840 zu Mailand, studierte in Pavia und Pisa die Rechte, reiste 1861 mit Unterstützung des Unterrichtsministeriums nach Frankreich behufs statist. Studien, ward 1864 Professor der Nationalökonomie am Technischen Institut in Livorno, 1867 nach Mailand, 1868 nach Venedig als Professor der Statistik und Geographie an der Handelsakademie, 1872 als Direktor des Statistischen Bureaus des Königreichs nach Rom versetzt. Er schrieb: "Saggio sul commercio esterno terrestre e marittimo del regno d' Italia" (Flor. 1865), "Sui documenti statistici del regno d' Italia" (ebd. 1867), "Dei rapporti della statistica coll' economia politica e colle altre scienze affini" (Mail. 1869). Mit Correnti, Messedaglia u. a. redigierte er 1877 - 82 die in Rom erscheinende Vierteljahrsschrift "Archivio di statistica", seit 1886 das "Bulletin de l' Institut International de Statistique". Seitdem B. an der Spitze der ital. Statistik steht, sind zahlreiche Abhandlungen von ihm in den offiziellen statist. Veröffentlichungen zum Abdruck gebracht.

Bodleianische Bibliothek, s. Bodley.

Bodley (spr. boddlĭ), Sir Thomas, engl. Staatsmann und Gelehrter, geb. 2. März 1544 zu Exeter, begann nach längerm Aufenthalte in Deutschland, wohin er mit seiner Familie im 12. Jahre wegen der Verfolgungen der kath. Königin Maria geflohen war, seine Studien auf der Universität zu Genf, kehrte nach Elisabeths Thronbesteigung zurück und vollendete seine Studien in Oxford. 1576 - 80 unternahm er eine Reise durch Europa und kam dann an den Hof Elisabeths, die ihn zu diplomat. Missionen in Dänemark, Frankreich und Holland benutzte. 1597 zurückgekehrt, entsagte er dem Staatsdienste und wandte in Oxford seine Sorgfalt vorzüglich der Universitätsbibliothek zu, die nach ihm den Namen Bodleianische Bibliothek führt. Er sandte Sachverständige zum Behuf von Bücherankäufen nach Deutschland, Holland, Frankreich, Spanien und Italien und soll auf die Erwerbung von 24000 größtenteils sehr seltenen Werten, die er der Bibliothek schenkte, gegen 200000 Pfd. St. verwendet haben. B. starb 28. Jan 1612 zu London, wo er zuletzt lebte. Sein Testament setzte ansehnliche Legate zur Fortsetzung der Bibliothek sowie zur Besoldung der Bibliothekare aus. Die Universität Oxford feiert alljährlich am 8. Nov. durch eine öffentliche Rede sein Andenken. Die Bibliothek enthält nach der Zählung von 1867 rund 350000 (1893 etwa 530000) Druckwerke und 27000 Handschriften, darunter das älteste gedruckte engl. Buch (s. Caxton), Gutenbergs erste Bibel, auch Wycliffes Neues Testament (1380), einen Psalter von 1430 mit Miniaturen, eine angeblich dem Augustin gehörige Handschrift des 7. Jahrh.; ferner zahlreiche Handzeichnungen, eine Sammlung von 50000 Münzen, eine von Modellen antiker Tempel und anderer Gebäude, eine Galerie von Bildnissen und Merkwürdigkeiten (darunter B.s "chest"). Im Lesesaal stehen Glaskästen mit Autographen, alten Handschriften, bibliogr. Seltenheiten und kostbaren Bucheinbänden. Bücher dürfen aus der Bibliothek nicht entliehen werden. Sie kann von jedem in England gedruckten Buche ein Exemplar verlangen. Mit der Bodleianischen Bibliothek verbunden ist die sog. Ratcliffe Library oder Camera, welche die meisten neuen Erwerbungen der Bodleianischen Bibliothek seit 1850 enthält. Eine bis 1609 reichende Autobiographie B.s ist enthalten in Thom. Hearnes "Reliquiae Bodleianae" (Lond. 1703); auch erschien sie zu Oxford (1647). - Vgl. Macray, Annals of the Bodleian Library (Oxf. 1868; 2. Aufl. 1890); Catalogus librorum impressorum bibliothecae Bodleianae (3 Bde., ebd. 1843, Nachtrag 1851).

Bodmann, Dorf und Schloß im Amt Stockach des bad. Kreises Konstanz, 8 km im SSO. von Stockach am Überlingersee, dem nordwestl. Arme des Bodensees, der ursprünglich Bodmannsee hieß, hat (1890) 947 kath. E., Dampf- und Fernsprechverbindung mit Ludwigshafen und Überlingen, Schloß der Freiherren von B. mit Sammlung alter Familienbilder, Pfahlbautenresten und Hirschpark, Dampfziegelei, Wein-, Obst-, Getreidebau und Holzhandel. Der Weingarten, genannt der Königsgarten, angeblich von Karl dem Dicken gepflanzt, liefert den Königswein, einen der besten Seeweine. Über dem langgestreckten Dorfe der Frauenberg mit besuchter Wallfahrtskapelle; das auf diesem stehende Stammschloß der Edlen von B. brannte 1307 ab. Gegenüber die Ruine der Burg Alt-Bodmann, 1646 von den Schweden zerstört.

Bodmer, Georg, Mechaniker, geb. 6. Dez. 1786 zu Zürich, kam im 16. Jahre zu einem Mechaniker zu Hauptweil im Kanton Thurgau in die Lehre. Hier machte er bereits 1803 die Erfindung der Schraubenräder; 1805 erwarb er sich große Verdienste um die Vervollkommnung der Baumwollspinnereimaschinen. Bald darauf legte er zu Küßnacht im Kanton Zürich eine mechan. Werkstätte an und verfertigte daselbst 1808 das erste einpfündige, gezogene Hinterladungsgeschütz für Granaten mit Perkussionszündern. In der Folge beschäftigte er sich noch mit der Ausdehnung seines verbesserten Systems auf alle Arten von Schußwaffen, konnte sich jedoch nicht entschließen, seine Erfindungen der franz. Regierung zu überlassen. Seit 1806 zu St. Blasien in Baden ansässig, wurde er 1816 als Kapitän der Artillerie angestellt und mit der technischen Leitung der großherzogl. Eisenwerke beauftragt, während er gleichzeitig, wie schon früher, der Gewehrfabrik an dem genannten Orte sowie einer Spinnerei und mechan.