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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bohnenbaum - Bohnstedt

Wachs, 4 Teilen Pottasche und 25 Teilen Wasser bereitet wird.

Bohnenbaum, s. Cytisus.

Bohnenberger, Joh. Gottlieb Friedr. von, Astronom und Mathematiker, geb. 5. Juni 1765 zu Simmotzheim in Württemberg, studierte zu Tübingen und wurde 1789 Pfarrvikar, wandte sich aber bald mathem. Studien zu, erhielt 1796 eine Anstellung bei der Sternwarte zu Tübingen, wurde 1798 außerord. und 1803 ord. Professor der Mathematik daselbst. B. starb 19. April 1831 in Tübingen. Er veröffentlichte "Anleitung zur geogr. Ortsbestimmung" (Gött. 1795), "Astronomie" (Tüb. 1811), "Anfangsgründe der höhern Analysis" (ebd. 1812) und eine Karte von Schwaben (in 60 Blättern). Mit Autenrieth gab er die "Tübinger Blätter für Naturwissenschaft und Arzneikunde", mit Lindenau die "Zeitschrift für Astronomie und verwandte Wissenschaften" heraus, über die von ihm erfundene Schwungmaschine, bekannt als "Bohnenbergersches Maschinchen" (s. Kreiselbewegung), handelt er in der "Beschreibung einer Maschine zur Erläuterung der Gesetze der Umdrehung der Erde um ihre Achse und der Veränderung der Lage der letztern" (Tüb. 1817). - Vgl. Ofterdinger, Joh. Gottl. Friedr. von B. (ebd. 1877).

Bohnenfest, s. Bohnenkönigsfest.

Bohnenkäfer, s. Samenkäfer.

Bohnenkönigsfest (Bohnenfest), ein namentlich in Frankreich und den Niederlanden übliches, auch nach Deutschland übergegangenes geselliges Fest am Dreikönigstage, wohl von den Saturnalien (s. d.) stammend, an denen sich die Kinder einen König zu wählen pflegten. Man bäckt in einen großen Kuchen (Königskuchen, frz. gâteau des rois) eine einzige Bohne, verteilt ihn unter die Anwesenden, und derjenige, in dessen Stück sich die Bohne findet, ist für das nächste Jahr Bohnenkönig und als solcher berechtigt, sich im Scherz einen Hofstaat zu wählen. Der Bohnenkönig muß am nächsten Dreikönigstage ein kleines Fest und dadurch Veranlassung zu einer Neuwahl geben. Jetzt ist dieses Fest, z. B. im südl. Deutschland, nur noch ein Scherz für den einen Abend; der Bohnenkönig erhält eine Krone von Goldpapier, und die Unterthanen müssen seinen scherzhaften Befehlen gehorchen. In Frankreich war diese Sitte früher unter der Bezeichnung "Le roi boit" ("der König trinkt") so allgemein, daß selbst am Hofe solche B. gehalten wurden. In England und Vlämisch-Belgien werden der König und sein Hofstaat durch Lose (in Antwerpen Königsbriefe genannt) gewählt. Im Gemälde wurde das B. mit Vorliebe dargestellt von den niederländ. Meistern, so von Jordaens (im Louvre zu Paris, im Hofmuseum zu Wien, in der Pinakothek zu München, im Museum zu Cassel), ferner von Metsu (München, Pinakothek) und Steen (Cassel, Museum).

Bohnenkraut, s. Satureja.

Bohnenlied, ein altes, jetzt verschollenes Lied, von dessen Inhalt nur noch bekannt ist, daß darin Leichtsinn, Ungehörigkeit aller Art aufgezählt war (vgl. Uhlands "Volkslieder", Nr. 235, 236). Daher die Redensart "Das geht über das B." (= zu weit). Eine sichere Deutung des Ausdrucks B. selbst ist noch nicht gelungen.

Bohnenstrauch, s. Cytisus.

Böhner, Joh. Ludw., Komponist, Organist und Klavierspieler, geb. 8. Jan. 1787 zu Töttelstädt bei Gotha, machte seit 1810 erfolgreiche Kunstreisen, wußte sich nach der Rückkehr in die Heimat (1821) nicht zu zügeln, verkam gesellschaftlich und geistig und starb 28. März 1860 als Bettler. B. schrieb fünf ausgezeichnete Klavierkonzerte, eine (nicht aufgeführte) Oper "Der Dreiherrenstein" u. a. Sein Leben ist mehrfach novellistisch behandelt.

Bohnerz, erbsen- und bohnenförmige Kugeln von durchschnittlich 1-1,5 cm Durchmesser und konzentrisch-schaliger Struktur, die aus schmutzig olivengrünem bis ockergelbem, thon- und kieselhaltigem Brauneisenstein bestehen und meist durch eisenschüssigen Thon oder Quarzsand zu einer festern oder mehr lockern Masse verbunden sind. Auch Kalk, Alkalien, Phosphorsäure, Arsensäure, Vanadinsäure finden sich in geringer Menge darin. Die B. treten fast überall nur im Gebiete der weißen Juraformation auf, wo sie bald flözartige Auflagerungen in den Kalksteinmulden bilden, bald Klüfte und Spalten oder trichterähnliche Vertiefungen darin ausfüllen, meistens von sandigen und eisenschüssigen Thonen begleitet, und vielfach Kugeln von Jaspis und Hornstein enthaltend. So finden sie sich im Breisgau, im Hegau, auf der Schwäbischen Alb, im schweiz. und franz. Jura, in der Franche-Comté. Man hielt sie früher für ein Glied der Juraformation, gelangte aber später, namentlich auf Grund der in ihnen vorkommenden Säugetierreste, zu der Erkenntnis, daß ihre Bildung einer viel spätern Zeit und zwar der Tertiärperiode angehört. Auf dem rheinhess. Tertiärplateau liegen die B. auch unmittelbar auf tertiären Kalksteinen, bedeckt von Dammerde oder Lehmboden. Wahrscheinlich waren sie ursprünglich durch Mineralquellen gelieferte Absätze von erbsensteinähnlichem Eisenoxydulcarbonat, das sich dann im Laufe der Zeit in das jetzt vorliegende Eisenoxydhydrat umgewandelt hat.

Böhnhase (Bänhase, Beenhase, wahrscheinlich von Bähne [niederdeutsch], d. h. Boden, und Hase, weil sich die so Bezeichneten aus Furcht vor Überfall und Haussuchung auf dem Hausboden versteckten und dort arbeiteten) hieß, besonders bei den Schneidern, derjenige, der ein Handwerk betrieb, ohne es zünftig erlernt und das Meisterrecht erlangt zu haben. Die Zunftmeister pflegten einen solchen zu "jagen" und zur Verantwortung zu ziehen. In Handelsstädten wurden ebenso die Makler genannt, die zu ihrem Geschäft nicht die obrigkeitliche Erlaubnis besaßen. Auch der in eine fremde Ehe pfuschte, hieß so. Die Gewerbefreiheit hat den Namen mit der Sache im obigen Sinne beseitigt; doch bezeichnet man so auch jetzt noch einen Pfuscher in seinem Gewerbe.

Bohnstedt, Ludwig, Baumeister, geb. 27. Okt. 1822 zu Petersburg von deutschen Eltern, studierte 1839-41 in Berlin an der königl. Bauschule, Kunstakademie und Universität, machte 1841-42 eine Studienreise nach Italien und kehrte dann nach Petersburg zurück, wo er 1851 zum Oberarchitekten und Conseilmitgliede im Ministerium der Bauten und 1858 zum Professor der dortigen Kunstakademie ernannt wurde. Unter den von B. während seines Aufenthalts in Petersburg ausgeführten Bauten sind zu nennen: die Restaurations- und Neubauten des Chinesischen Palais in Oranienbaum, das Nonnenkloster der Auferstehung, das Stadthaus, das Palais des Ministers der Reichsdomänen und das der Fürstin Jussupow; ferner mehrere Privatbauten in Petersburg, Moskau und Riga (das 1882 abgebrannte Stadttheater). 1854 trat er aus dem Staatsdienste, verließ 1863 Rußland und siedelte nach Gotha über, wo er 3. Jan. 1885 starb. Aus der spätern