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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bolivar

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Bolivar (Geldeinheit) - Bolivar (Simon)

Geschichte entnommenen Balladen, die seit 1852 ("Cântecesi plângeri") wiederholt erschienen (2 Bde., Bukarest 1877). U. d. T. "Brises d'Orient" (Par. 1866) gab er eine Auswahl seiner Gedichte in franz. Übersetzung heraus; deutsch sind viele in Carmen Sylvas "Rumän. Dichtungen" (3. Aufl., Bonn 1889) enthalten. Aufsehen machte der Roman "Elena"; auch verfaßte B. Beschreibungen seiner Reisen, geschichtliche Dramen, Satiren und ein Epos "Traianida", Daciens Unterwerfung durch Trajan behandelnd.

Bolivar, Geldeinheit der Vereinigten Staaten von Venezuela in Südamerika. Der B. wird in 100 Centimos (oder Centavos) geteilt und ist = 1 Frank. Die kleinste Courantmünze ist (sowohl in Gold als in Silber) das Stück von 5 Bolivares und heißt auch Venezolano.

Bolivar, Staat im SO. der Vereinigten Staaten von Venezuela, grenzte früher im N. an Bermudez, im O. an das Territorium Yuruari, im S. an Brasilien, im W. an das Territorium Caura und hatte 372 447 qkm, (1891) 58 289 E. Seit 1892 umfaßt B. alles Land im S. des Orinoco mit Ausnahme der Territorien Amazonas im S. und Delta im O. Hauptstadt ist Ciudad Bolivar (s. d.) oder Angostura; wichtig ist San Fernando de Apure (s. d.).

Bolivar, Provinz der südamerik. Republik Ecuador, am Westabfalle der Anden, hat etwa 43 000 E. Hauptstadt ist Guaranda (s. d.).

Bolivar, Departamento (bis 1886 Staat) der südamerik. Republik Columbia, 1858 aus den Provinzen Cartagena, Mompos und Sabanilla der Republik Neugranada gebildet und nach Simon Bolivar (s. d.) benannt, grenzt im N. an das Antillenmeer, im O. an den Rio Magdalena, im S. an das Depart. Antioquia, im W. an Cauca, hat 70 000 qkm und zerfällt in die Provinzen Barranquilla, Carmen, Cartagena, Corozal, Chima, Lorica, Magangue, Mompos, Sabanalagra und Sincelejo und seit 1886 in die Territorien San Andres und San Luis. Es umfaßt das niedrige Land zu beiden Seiten des Rio Sindu, des untern Rio Cauca und auf der Westseite des Rio Magdalena bis zur Küste, in das nur niedrige, nördl. Ausläufer der Cordilleren sich hineinziehen. Das Land ist großenteils noch mit Urwald bedeckt (nur 30 000 qkm sind kultiviert), das Klima überall heiß und an der Küste sowie am untern Rio Magdalena ungesund. Die Bevölkerung betrug 1881 nur 324 400 E., größtenteils Mischlinge von Indianern (Kariben), Negern und Weißen, unter denen die kräftigen Zambos vorzüglich von Warenförderung auf den Flüssen als Bootführer leben. Der Handel bildet einen Haupterwerbszweig der Bevölkerung. Neben der Hauptstadt Cartagena (s. d.) sind die wichtigsten Orte Mompos, Lorica und Barranquilla (s. d.).

Bolivar oder Riobamba, Hauptstadt der Provinz Chimborazo in Ecuador, s. Riobamba.

Bolivar, Simon, der Befreier Südamerikas von der span. Herrschaft, geb. zu Caracas 24. Juli 1783, studierte zu Madrid die Rechte und bereiste dann Frankreich, Italien, die Schweiz und Deutschland. Auf der Rückreise nach Venezuela (1809) besuchte er die Vereinigten Staaten, und hier faßte er den Plan, sein Vaterland vom span. Joche zu befreien. In Caracas angelangt, verband er sich mit den Patrioten, und als in der Hauptstadt 19. April 1810 der Aufstand losbrach, sandte ihn die Junta nach London, von wo er im Sept. 1811 mit einem Waffentransporte zurückkehrte. Als Oberstlieutenant kämpfte er nun unter Miranda, bis er nach der Unterwerfung Venezuelas durch die Spanier auf der Insel Curaçao eine Zuflucht suchen mußte. Doch schon im Sept. 1812 trat er wieder unter den Insurgenten von Neugranada auf und wurde bald die Seele des Befreiungskrieges gegen die Spanier. Nach der Eroberung von Caracas 4. Aug. 1813 wurde B. vom Heere als Befreier (el Libertador) Venezuelas begrüßt. Die von ihm berufene Generalversammlung übertrug ihm 2. Jan. 1814 alle Civil- und Militärgewalt; bei La Puerta von den Spaniern 11. Juni 1814 geschlagen, entfloh B. jedoch nach Tunja, wo ihm der Kongreß von Neugranada den Oberbefehl übertrug. Er besetzte Bogota und befreite die Provinz Cundinamarca; allein als der span. General Morillo im März 1815 mit neuen Truppen landete, mußte er sich 10. Mai nach Jamaika einschiffen, landete aber bereits im Dez. 1816 wieder mit flüchtigen Insurgenten auf der Insel Margarita. Nachdem er die Aufhebung der Sklaverei verkündet hatte, berief er als Oberhaupt der Republik Venezuela einen Kongreß und setzte eine Regierung ein. In den beiden folgenden Jahren kämpften B., Paëz und Santander so glücklich gegen Morillo, daß 15. Febr. 1819 der Kongreß zu Angostura eröffnet werden konnte. B., von demselben zum Präsidenten mit unumschränkter Gewalt ernannt, führte nun das Heer im Juni über die Cordilleren nach Neugranada und befreite dieses durch die Schlachten bei Tunja und Bochica, worauf 9. Sept. die Vereinigung der Staaten Venezuela und Neugranada zu einer Republik unter dem Namen Columbia mit B. als Präsidenten proklamiert wurde. Nachdem er mit Morillo 26. Nov. 1820 den Waffenstillstand von Trurillo abgeschlossen hatte, schlug er den General La Torre 24. Juni 1821 bei Carabobo. Abermals 1821 zum Präsidenten der Republik Columbia gewählt, vollendete er 1823 und 1824, namentlich durch den Sieg bei Junin und den Sieg des Generals Sucre bei Ayacucho, die Befreiung Nieder- und Oberperus, welch letzteres, nach ihm Bolivia benannt, ihn 1825 mit der diktatorischen Gewalt bekleidete. Diese legte er 1826 nieder, um aufs neue die Präsidentschaft der Republik Columbia mit fast unumschränkter Gewalt zu übernehmen. Dies verursachte viel Unzufriedenheit, und eine Verschwörung bedrohte 25. Sept. sein Leben. Die Urheber wurden erschossen, der Vicepräsident Santander verhaftet und nebst 70 andern Beteiligten verbannt. B. hatte sich auch in Peru 17. Aug. 1827 zum lebenslänglichen Präsidenten wählen lassen. Da er außerdem dem Kongreß von Bolivia eine wenig republikanische Verfassung (Code Boliviano) aufdrang, in Columbia die Preßfreiheit unterdrückte und die Klosterschulen wiederherstellte, so beschuldigte man ihn monarchischer Pläne. Peru und Venezuela sagten sich von der columb. Union los, infolgedessen B. 27. April 1830 abdankte. Der Kongreß von Bogota setzte ihm ein Jahrgeld von 30 000 Piastern aus. Bald darauf starb B. in Santa Marta 10. Dez. 1830. Im J. 1832 brachte man die Asche B.s nach Caracas und widmete hier seinem Andenken einen Triumphbogen. - Vgl. Coleccion de documentos relativos a la vida publica del libertador de Colombia y de Peru, Simon B. (22 Bde., Caracas 1826 fg.); Larrazábal, Life of Simon B. (2. Ausg., 2 Bde., Neuyork 1866) und Correspondencia general del libertador Simon B. (2 Bde., ebd. 1865-71); Rojas, Simon B. (Madr. 1883).