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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bolivar-Eisenbahn; Bolivia

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Bolivar-Eisenbahn - Bolivia

Bolivar-Eisenbahn, s. Columbia.

Bolivia, Republik in Südamerika, so benannt zum Andenken an Simon Bolivar (s. d.), erstreckt sich von 8° bis 22° 50' südl. Br. und von 58° bis 73° 20' westl. L. von Greenwich, grenzt im N. und O. an Brasilien, im S. an Paraguay und Argentinien, im SW. an Chile, im W. an Peru und Chile, hat 1334 200 qkm und ist neben Paraguay der einzige Staat Südamerikas im Binnenlande. (S. Karte: Columbia, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivia.)

Oberflächengestaltung. B. zeigt, wie wenige Länder, die stärksten Gegensätze in Höhe und Tiefe, üppigster Fruchtbarkeit und trostloser Wüste, glühendem Klima der Tropen und eisiger Luft der andinen Steppe. Die westl. Hälfte des Landes wird erfüllt von den gewaltigen Massen der Cordilleras de los Andes, während sein östl. Teil gänzlich zum Gebiete der Tiefebenen des Amazonen- und La-Platastroms gehört. Das Gebirgsland ist durch parallele Züge gegliedert. Das sind die westl. Cordillerenkette, die östliche oder Cordillera Real und das dazwischen liegende Hochland, welches wieder von zahlreichen Höhenzügen durchzogen wird. Die Cordillere ist die Fortsetzung des gewaltigen Zugs, der die Grenze zwischen Chile und Argentinien bildet. Aber schon lange bevor er die boliv. Grenze erreicht, verliert er unter 32° den bisherigen Charakter einer scharf ausgeprägten Meridiankette und löst sich in mehrere parallele Ketten auf, welche sich dann unter dem Wendekreise voneinander entfernen. Die westl. Cordillere betritt unter dem Namen Cordillera de Silillica boliv. Gebiet und trägt auf ihrem Rücken den schneeigen Sajama (6415 m) sowie zahlreiche andere vulkanische Berge, z. B. Huallatiri (6000 m) und Isluga (5200 m), an dem der Pichuta-Paß von Oruro nach dem Hafen Pisagua hinabführt. Die Westkette besteht auf ihrem ganzen Zuge durch B. aus Kreide und Juraablagerungen, durchbrochen von den Trachyt- und Andesitvulkanen. In der östl. Hauptkette der boliv. Anden breiten sich über eine altkrystallinische Unterlage sehr mächtige paläozoische Ablagerungen aus (Silur, Devon), die am Titicacasee in Kohlenkalk übergehen. Sie zieht in großem, der Küste parallelen Bogen bis nach Cuzco. In ihm erheben sich auf boliv. Gebiet viele der höchsten Gipfel des amerik. Kontinents; darunter: Pik von Sorata oder Illampu (6550 m), Illimani (6410 m), Huaina Potosi (6150 m), Tunari (4700 m). Die Schneegrenze liegt hier in einer mittlern Höhe von 5200 bis 5300 m, ist aber wegen der bedeutenden Unterschiede in der Verteilung der Niederschläge außerordentlich wechselnd. Im O. reicht sie bis 4850 m herab, während die Westcordillere erst über 5600 in Schnee trägt. Im Durchschnitt liegt sie 500 m höher als unter dem Äquator. Die Pässe, die von dem boliv. Tafellande in die Flußthäler des Ostabhangs führen, übersteigen fast durchweg die Höhe von 4400 m.

Zwischen der östl. und westl. Hauptkette der Anden dehnt sich das Hochland von B. aus, das (im einzelnen nur ungenau bekannt), zwischen 3680 und 4200 m hoch, 105 200 qkm umfaßt. Es wird von mehrern Bergketten in nordsüdl. Richtung durchzogen, deren Kämme 500-1500 m über denselben aufsteigen, wie die Sierra de Chichas, die Cordillera de los Frailes, die Cordillera de Livichuco, das Pabellongebirge u. a. Zwischen und über ihnen erheben sich einzelne Berge zu bedeutender Höhe, zum Teil isoliert auf der Hochebene stehend, wie der Lipez (6000 m), der Cerro de Todos Santos (5907 m), Guadalupe (5753 m) im äußersten Süden B.s, ferner der Cerro Cuzco (5454 m) und der Michaga (5300 m) in der Cordillera de los Frailes. Letztere teilt die Hochebene in zwei Teile, den östlichen, an Gebirgen reichern und zum Atlantischen Ocean abfließenden, und den westlichen ebenern abflußlosen Teil.

Gewässer. Im westl. Teil der Hochebene liegen, von Süden nach Norden gestreckt, eine Reihe abflußloser Salzseen und Salzsteppen, wie die Pampa de Empeza oder de Salinas (7700 qkm) in 3682 m Höhe, ferner Cienaga de Coipasa (1850 qkm), in welche der Rio Cosapa und der Abfluß der Laguna Pampa Aullagas, der Rio Laca-Ahuira, münden. Dann folgt dieser See selbst und, durch den Desaguadero mit ihm verbunden, der 3854 m hoch liegende Titicaca. Die Wasserscheide liegt nicht immer auf den höchsten Ketten, sondern z. B. südöstlich des Titicaca auf einem unbedeutenden Rücken von rotem Sandstein. Im O. von der östl. Cordillere, der Scheide gegen den Stillen Ocean, den größten Teil des Landes umfassend, sammeln sich die reichen Wassermassen in zwei Flüssen, dem Madeira und dem Paraguay. Zum letztern fließen der Rio Vermejo, der nur in seinen obersten Teilen (dem Quellflusse Rio Tarija u. a.) B. angehört, und der Pilcomayo, welcher zwar bis zum 19. südl. Breitengrade nordwärts alle Gewässer des Ostabhangs der östl. Hauptkette der Cordilleren und ihrer östl. Ausläufer sammelt, aber nicht überall schiffbar ist, da er sich beim Erreichen der Ebene teilt und ausgedehnte Sümpfe (Bañados del Pilcomayo) bildet. Wichtiger ist der schiffbare Paraguay selbst, der zwischen 20 und 22° südl. Br. die Ostgrenze bildet. Die Scheide dieses Gebietes gegen das des Amazonenstroms bildet nur ganz im W. ein hervorragender Gebirgszug, der in der Nähe der Stadt Mato Grosso die brasil. Grenze erreicht. An manchen Stellen ist diese Scheide so wenig hervortretend, daß zur Regenzeit die Gewässer beider Systeme sich mischen. Die bedeutendsten Quellflüsse des Madeira auf boliv. Gebiete sind: der Rio Beni mit (links) dem Rio Madre de Dios oder Amaru-mayu, Rio Mamore (in seinem obern Laufe Guapay oder Rio Grande genannt) mit (rechts) dem Rio Itenez oder Guapore; die letztern beiden bilden von 10° 20' bis 14° südl. Br. die Ostgrenze B.s gegen Brasilien. In den Rio Itenez oder Guapore fließen links der Rio Baures mit (links) Rio Blanco (oder Branco) und der Rio Itonamas (vom See Itonamas aufwärts unter dem Namen Rio San Miguel bekannt). In seinem Stromsystem besitzt B. ein reiches Netz von Wasserstraßen, dem aber die Verbindung mit dem Meere fehlt, da der Mamore-Madeira in der Nähe seines Austritts aus B. eine Anzahl gefährlicher Stromschnellen besitzt. (S. Madeira.) Den nordwestl. Teil der Republik durchströmen noch auf kürzere Strecken der Rio Purus und Rio Jurua mit ihren Zuflüssen.

Klima und Pflanzenwelt. Obgleich B. fast gänzlich innerhalb der Wendekreise liegt, so ist sein Klima außerordentlich reich an Abstufungen. Man teilt das Land nach Klima und Pflanzenwelt in bestimmte Regionen. Für ihr Verständnis ist zu beachten, daß die Doppelkette der Cordilleren um Potosi den weitesten Innenraum als trocknes Hochplateau von 3 bis 4000 m Höhe freigiebt, die Puna-Region, über welche die Gipfel mit alpiner Vegetation hinausragen. Die