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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bonnat; Bonndorf

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Bonnat - Bonndorf

93 Schüler) und 4 höhere Privat-Mädchenschulen. Das Museum vaterländischer (namentlich röm.) Altertümer siedelte 1892 in das neuerbaute Provinzialmuseum über. Das städtische Museum "Villa Obernier", ein Vermächtnis des 1882 verstorbenen Professor Obernier, enthält neuere Bilder von Düsseldorfer und Münchener Künstlern. Im Stadttheater (1000 Plätze, 18. Okt. 1848 eröffnet) giebt die Direktion des Kölner Stadttheaters im Sommer Vorstellungen. Von den Vereinen seien erwähnt: der Naturhistorische Verein der Rheinlande und Westfalens, der Verein von Altertumsfreunden im Rheinland, der Landwirtschaftliche Verein für Rheinpreußen, die Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, der Handels- und Gewerbeverein und der Verein "Alt-Bonn" für die Geschichte der Stadt B. (Sammlungen im Oberniermuseum). Es erscheinen 4 tägliche Zeitungen.

Wohlthätigkeitsanstalten. Städtische Irrenpflegeanstalt, 2 Privatirrenanstalten, 1 evang., 1 kath. Hospital, 2 Waisenhäuser und das Männerasyl Wilhelm-Augusta-Stiftung), evang. und kath. Mägdeherberge.

Industrie, Handel. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Maschinen, Klavieren, Orgeln, Tapeten, Goldleisten, Porzellan- und Drahtwaren, künstlichen Blumen, Bonbons, Stühlen, Parkettböden, Strohhüten, Knöpfen, Fayence, Seife, Kerzen, Senf, Cement, Jute und Chemikalien. Ferner bestehen die "Bonner Fahnenfabrik", eine Fabrik für Schreibwaren (Soennecken), Kaffeebrennereien (Zuntz' sel. Witwe und Inhoffen); die Wesselsche Porzellan- und Steingutfabrik geht in ihren Anfängen auf die 1755 vom Kurfürsten Clemens August gegründete Fabrik zurück. Gegenüber von B. im Dorfe Beuel bedeutende Spinnereien (Westdeutsche Jute-Spinnerei und -Weberei), in Kessenich die Mechanische Jute-Spinnerei und -Weberei. Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer, eine Bank für Handel und Gewerbe sowie die Bonner und andere Privatbanken. B. ist Sitz der 2. Sektion der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossenschaft.

Verkehrswesen. B. liegt an den Linien Köln-Bingerbrück, B.-Euskirchen (34,20 km) und B.-Obercassel (5,29 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat ein Postamt erster Klasse mit Zweigstelle (in B.-Poppelsdorf), Telegraphenamt, Pferdebahn in der Stadt, Dampfstraßenbahn B.-Mehlem (im Bau bis Godesberg) und ist Station für die Rheindampfer. Mit dem rechten Rheinufer verbinden B. eine fliegende Brücke, Personendampfer und etwas oberhalb der Stadt ein Eisenbahntrajekt nach Obercassel. Von Königswinter aus gehen Zahnradbahnen auf den Drachenfels und den Petersberg.

Umgebung. Über dem Dorfe Poppelsdorf erhebt sich der Kreuzberg (120 m) mit der weithin sichtbaren Weißen Kirche, dem Überrest des von Kurfürst Ferdinand von Bayern 1627 erbauten Klosters, sehenswert wegen der Heiligen Treppe (28 Stufen) hinter dem Altar, die Kurfürst Clemens August (gest. 1761) erbauen ließ, und die nur mit den Knien berührt werden darf; sie ist eine Nachahmung der Scala santa beim Lateran in Rom. Über dem Dorfe Kessenich (4 km) am Abhang des Vorgebirges die Rosenburg, ein Schlößchen mit Anlagen, und weiter oben auf dem Venusberg die Casselsruhe mit schöner Aussicht. Hier wird jetzt zum Andenken an Kaiser Wilhelm I. der sog. Kaiserpark (100 Morgen Waldfläche) von der Stadt angelegt. Weiter sind in der romantischen Umgebung Godesberg, Rolandseck, die Insel Nonnenwerth, der Drachenfels und Petersberg (Siebengebirge) vielbesuchte Punkte.

Geschichte. B. war eins der von den Römern in Deutschland angelegten Kastelle und hieß Bonna oder Castra Bonnensia (von Tacitus erwähnt). 70 n. Chr. wurden hier die Römer von den Batavern geschlagen. Nachdem das Lager im 4. Jahrh. von den Franken zerstört und durch Kaiser Julian wieder aufgebaut worden war, litt es vorzüglich in den Kämpfen der Hunnen, Franken, Sachsen und Normannen (869 von letztern zerstört). Zu B. ward 942 eine große Synode gehalten. 1273-1794 war es Residenz der Kurfürsten von Köln. Hier hielten sich 1673 die Franzosen gegen Holländer, Spanier und Österreicher. Nach einem heftigen Bombardement wurde die Stadt 1689 durch Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg eingenommen, 1703 durch die Holländer unter Coehoorn. Erst 1715 kam sie wieder in den Besitz des Kurfürsten von Köln. Die Festungswerke wurden 1717 zum großen Teil geschleift. 1801 wurde die Stadt durch den Lunéviller Frieden französisch, 1814 durch den Wiener Kongreß preußisch.

Litteratur. Ritter, Entstehung der drei ältesten Städte am Rhein, oder Urgeschichte von Mainz, B. und Köln (Bonn 1851); Hesse, Geschichte der Stadt B. während der franz. Herrschaft (ebd. 1879); Würst, B. und seine Umgebungen (2. Aufl., ebd. 1881); Das röm. Lager in B., hg. vom Verein von Altertumsfreunden im Rheinland (ebd. 1888); Hesse, Erinnerung an B. (4. Aufl., ebd. 1889); von Sybel, Gründung der Universität B. (ebd. 1869).

Bonnat (spr. -nah), Léon, franz. Maler, geb. 20. Juni 1833 zu Bayonne, Schüler Madrazos in Madrid und 1854 Cogniets in Paris, ist besonders als Historien- und Porträtmaler bedeutend. Unter seinen Gemälden sind hervorzuheben: Adam und Eva an der Leiche Abels (1860; Museum zu Lille), Martyrium des heil. Andreas, Antigone mit dem blinden Ödipus (1865), Vincenz von Paula nimmt den Galeerensklaven die Ketten ab (1866), die Himmelfahrt Mariä (1869). Seit 1875 hat er sich vorzugsweise dem Porträtfache gewidmet, worin er wegen seiner scharfen Charakteristik und blendenden Farbeneffekte zu großem Rufe gelangte. Meisterwerke sind die Bildnisse von Thiers, Victor Hugo und Grévy. Unter seinen neuern Bildern haben durch ihren starken Realismus Aufsehen erregt: Die Kreuzigung Christi, für den Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in Paris (1874), und sein Hiob (1880), Idylle (1889), Zerbrochener Krug (1890). Er ist ein vorzüglicher Kolorist und auch als Darsteller des ital. Volkslebens bedeutend (Scherzo, Tenerezza, Non piangere). In neuerer Zeit in seinem Realismus überholt, läßt er seine koloristische Manier immer stärker hervortreten.

Bonnat., bei zoolog. Angaben Abkürzung für den Abbé Bonnaterre, geb. 1752, gest. 1804 in St. Geniez. Er lebte in Paris und schrieb für die "Encyclopédie méthodique" das "Tableau encylopédique et méthodique": Orniothologie (1790); Phiologie (1790); Ichtyologie (1788); Erpétologie, Cétologie (1789-90).

Bonndorf. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Waldshut, hat (1890) 16162 (7922 männl., 8240 weibl.) E., darunter 271 Evangelische und 15 Israeliten, 3328 Haushaltungen und 45 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks B., im südl. Schwarzwald, 36 km nordöstlich von Waldshut, in 847 m Höhe,