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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bonneval; Bonneville; Bonnier; Bönnigheim

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Bonneval (Claude Alexandre, Graf von) - Bönnigheim

Bonneval (spr. bonnwál), Claude Alexandre, Graf von, später Achmed Pascha, franz. Kriegsmann und Abenteurer, geb. 1675, aus einer alten, in der Landschaft Limousin ansässigen Familie, war ein hochbegabter, tapferer, stolzer Mann, der aber jeglicher Zucht unzugänglich blieb. Mit 13 Jahren trat er in die königl. Marine, 10 Jahre später in das Heer ein und nahm am ital. Kriege 1701-4 teil. Sein hochfahrendes Wesen brachte ihn in Konflikt mit dem ahnenlosen Minister Chamillart (s. d.); die Gunst des Prinzen Eugen verschaffte ihm dann Aufnahme in die österr. Armee, wo er bald zum General aufstieg und die Feldzüge gegen Frankreich bis zum Frieden von 1714 mitmachte. Unter dem gleichen Führer kämpfte er gegen die Türken, 1716 bei Peterwardein und stieg nach dem Frieden von Passarowitz 1718 in Wien zum Mitglied des Hofkriegsrates auf, überwarf sich aber mit Prinz Eugen, und als er in den österr. Niederlanden eine hohe militär. Stelle erhielt, beleidigte er 1724 den kaiserl. Statthalter de Prié dermaßen, daß er auch die österr. Dienste verlassen mußte. Nun ging er 1729 zu den Türken über. Nachdem er 1730 zum Islam übergetreten war, wurde er in den Militärdienst des Sultans eingereiht. Er organisierte die türk. Truppen, besonders die Artillerie, wurde Pascha mit drei Roßschweifen und schwang sich auch zum einflußreichen polit. Ratgeber empor. Als 1736 Österreich und Rußland sich gegen die Türken kehrten, trug B., jetzt Achmed Pascha genannt, durch strategischen und diplomat. Rat energisch zu den überraschenden türk. Erfolgen bei; ein ungar. Aufstandsversuch, den er anstiftete, schlug fehl. Dies und Mißhelligkeiten in Konstantinopel veranlaßten seine plötzliche Verbannung nach Kleinasien Ende 1738; doch wurde er bald zurückberufen, und sein Ansehen hob sich allmählich wieder. Er starb 27. März 1747 in Konstantinopel. Die unter seinem Namen erschienenen "Mémoires" (2 Bde., Par. 1806) sind unecht. - Vgl. Leben und Begebenheiten des Grafen von B. (4 Bde., Hamb. 1737); Prince de Ligne, Mémoire sur le comte de B. (Par. 1817); Vandal, L pacha B. (ebd.

1885); ders., Une ambassade française en Orient sous Louis XV (ebd. 1887).

Bonneville (spr. bonnwil). 1) Arrondissement im franz. Dept. Haute-Savoie, hat (1891) 68 561 E., 68 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kantone B. (14 011 E.), Chamonix (4556 E.), Cluses (9581 E.), La Roche (9321 E.), St. Gervais-les-Bains (4822 E.), St. Jeoire (6536 E.), Sallanches (8436 E.), Samoëns (4758 E.), Taninges (6540 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements B., in der Landschaft Faucigny, in 450 m Höhe, 27 km südöstlich von Genf auf dem rechten Ufer der Arve (s. d.), am Fuße des aussichtsreichen Môle (1839 m) und der Pointe d'Andey (1879 m), an der Linie Roche-sur-Foran-Cluses der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 1459, als Gemeinde 2213 E., Post, Telegraph, ein altes Schloß, jetzt Gefängnis, ein Stadthaus mit naturhistor. Museum und Bibliothek, eine stattliche Brücke über die Arve, mit herrlicher Aussicht auf die Montblanc-Gruppe und eine 22 m hohe Denksäule mit dem Standbilde des Königs Karl Felix von Sardinien sowie Uhrenfabrikation. - Die Stadt, im 13. Jahrh. von den Freiherren von Faucigny erbaut, kam im 15. Jahrh. an Savoyen, 1536 an Bern, 1564 wieder an Savoyen, mit diesem 1860 an Frankreich.

Bonnier (spr. -nieh), Adolf, schwed. Buchhändler, qeb. 3. Mai 1806 in Kopenhagen als Sohn des dortigen Buchhändlers Gerhard B. (gest. 1862), der einer franz. Emigrantenfamilie entstammte, errichtete 1827 eine Sortimentsbuchhandlung in Gothenburg (später Filiale bis 1848), 1829 eine solche in Stockholm, 1849 eine Zweigniederlassung in Upsala unter der Firma "Akademiska Bokhandeln", die 1867 an C. J. Lundström überging. Daneben entwickelte sich ein Verlag, der die besten schwed. Autoren zu Anfang und Mitte des 19. Jahrh. umfaßt (von Braun, Nicander, Wallin, Stagnelius, Flygare-Carlén, Fredrika Bremer, Schwartz u. a.), sowie die schwed. Klassiker Bellman, Lidner, Frau Lenngren; ferner Atlanten (einer mit Plänen aller schwed. Städte), Geschichtswerke, Reisebeschreibungen, mediz. und naturwissenschaftliche Werke, Schulbücher u. s. w. B. wurde 1858 zum Hofbuchhändler ernannt und starb 31. März 1867. Das Geschäft ging über an die Witwe Sophie B., gest. 1874, und den Sohn Isidor Adolf B., der 1875 das Sortiment an Looström & Comp. verkaufte und den Verlag allein fortführt. Er ist zugleich Begründer und Vorsitzender des Unterstützungsvereins schwed. Buchhändler (seit 1882), seit 1887 Kassierer des Schwedischen Verlegervereins und giebt seit 1876 dessen Organ, die "Svensk Bokhandels-tidning", heraus.

Ein Bruder Adolfs, Albert B., geb. 21. Okt. 1820 in Kopenhagen, war von 1835 bis 1865 im Geschäft seines Bruders thätig, gründete daneben 1837 einen eigenen Verlag unter der Firma "Förlagsbyrån", den er von 1858 an unter eigenem Namen fortführte und wozu er 1856 die Hörbergsche Buchdruckerei kaufte. Der über 3000 Artikel umfassende Verlagskatalog enthält die hervorragendsten neuern Dichter und Romanschriftsteller Schwedens: Almquist, Bjurstén, Blanche, Crusenstolpe, Hedberg, Lea, Mellin, Rydberg, Schwartz, Strindberg, Topelius u. a.; ferner gemeinnützige Schriften, illustrierte Werke, Reisebeschreibungen, Reisehandbücher über Schweden, Karten, den Volkskalender "Svea" (seit 1845), "Sveriges Handelskalender" (seit 1859) und "Sveriges Ridderskaps- och Adelskalender" (seit 1854). B. war Mitbegründer und 1877-87 Vorstand des Schwedischen Verlegervereins und ist seit 1875 Vorstandsmitglied des Pensionsvereins schwed. Buch- und Musikalienhändler. Seit 1886 ist sein Sohn Karl Otto B., geb. 20. Juni 1856, Teilhaber im Geschäft, das 2 Dampfmaschinen (60 Pferdekraft) mit Dynamo für elektrische Beleuchtung, 7 Schnellpressen, 60 beschäftigte Personen und einen Jahresumsatz von ⅓ Mill. schwed. Kronen hat.

Ein dritter Bruder Adolfs, David Felix B., geb. 1. Juni 1822 in Kopenhagen, gest. 1. Mai 1881, war 1842-48 Leiter, dann Besitzer des Sortimentsgeschäfts in Gothenburg, das er mit Verlag, Buchdruckerei und dem Tageblatt "Göteborgsposten" verband. Verlag und Buchdruckerei werden von seinem Sohn, Knut B., geb. 26. Juni 1861, fortgeführt, die Zeitung ging an eine Aktiengesellschaft über, das Sortiment an N. P. Pehrson daselbst.

Bönnigheim, Stadt im Oberamt Besigheim des württemb. Neckarkreises, 6 km nordwestlich von der Einmündung der Enz in den Neckar, in 225 m Höhe, am Fuße des Michelsberges (386 m), hat (1890) 2815 meist evang. E., Post, Telegraph, eine 1864 restaurierte Kirche, eine lat. Schule, Frauenarbeits- und Volksschule, eine königl. Taubstummenanstalt (5 Lehrer, 6 Klassen, 45 Zöglinge) in dem 1750 erbauten Schlosse, einen Park und am Michelsberge ein kleines Hospiz, Gewerbebank und Darlehns-^[folgende Seite]