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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bopyrīni; Bor; Bora

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Bopyrini – Bora

noch die Reste des «Tempelhofs» an dem mit Rundbogenfenstern verzierten Gemäuer. Tempelritter von B. werden bei der Belagerung von Ptolemais (1191) unter den Kreuzfahrern genannt. – B. war im Mittelalter durch Handel und Schiffahrt blühend und im Zeitalter der Hohenstaufen eine Reichsstadt, in der 1234 ein Reichstag gehalten wurde und 23. Mai 1293 König Adolf von Nassau die Rechte des Deutschen Ordens erneuerte. Um 1312 verpfändete Kaiser Heinrich Ⅶ. die Stadt seinem Bruder Kurfürst Balduin von Trier und sie blieb unter der Herrschaft der Erzbischöfe von Trier, obschon sie wiederholt versuchte, ihre frühere Selbständigkeit wiederzuerlangen. Noch 1497 empörte sie sich und wurde vom Erzbischof im Verein mit dem Pfalzgrafen am Rhein u. a. bezwungen.

Bopyrīni (Garneelenasseln), eine Familie parasitisch lebender Asseln (s. d.).

Bor (chem. Zeichen oder Symbol B; Atomgewicht = 11), ein nichtmetallisches Element, das in mancher Beziehung dem Kohlenstoff und Silicium nahe steht, andererseits aber, entsprechend seiner Stellung im periodischen System, Analogien mit dem Aluminium aufweist. Es wurde zuerst 1808 von Gay-Lussac und Thénard durch Reduktion der Borsäure mit Kalium dargestellt, aber erst 1857 von Wöhler und Sainte-Claire Deville genauer studiert. In der Natur kommt es nie im freien Zustande vor, sondern nur in Verbindung mit Sauerstoff als Borsäure (s. d.) und in Form einiger borsaurer Salze. B. teilt mit dem Kohlenstoff die Eigentümlichkeit, in zwei ganz verschiedenen Formen aufzutreten. Dem schwarzen amorphen Kohlenstoff entspricht ein amorphes, pulverförmiges braunes B.; man kann das B. auch in Krystallform überführen und hat damit einen Körper, der in Bezug auf Glanz und Härte dem Demant gleichkommt (Bordiamant). Das amorphe B. erhält man durch Reduktion von Borsäureanhydrid vermittelst Natrium unter einer den Luftzutritt hindernden Decke von Kochsalz bei Glühhitze. Es entsteht borsaures Natron und B., welches durch Waschen mit Wasser gereinigt wird. Beim Trocknen ist stärkere Erwärmung zu vermeiden, da das amorphe B. weit entzündlicher ist als Kohlenpulver. Um das krystallisierte B. zu erhalten, füllt man einen kleinen Tiegel mit amorphem B. dicht an, bohrt in die Mitte eine Öffnung, gerade groß genug, um eine Stange Aluminium aufnehmen zu können, setzt den dicht verschlossenen Tiegel in einen Kohlentiegel und erhält das ganze 2 Stunden lang bei Nickelschmelzhitze. Nach dem Erkalten kocht man den Inhalt des Bortiegels mit Natronlauge und dann mit Salzsäure, um Aluminium und Thonerde zu entfernen. Es hinterbleiben große schwarze Krystalle von aluminiumhaltigem B. und glänzende durchsichtige quadratische Krystalle von kohlenstoffhaltigem B. Erstere können durch Behandlung mit kochender Salpetersäure entfernt werden. In seinem chem. Verhalten ist das amorphe B. dem schwarzen Kohlenstoff äußerst ähnlich, es wirkt z. B. als starkes Reduktionsmittel auf fast alle sauerstoffhaltigen Verbindungen. Das krystallisierte B. ist dagegen ungemein widerstandsfähig gegen alle chem. Agentien und teilt darin die Eigenschaft des Diamants, es kann mit Alkalien und Säuren von jeder Konzentration behandelt werden, und läßt sich mit Salpeter zusammenschmelzen, ohne oxydiert zu werden. Im Sauerstoffstrom stark geglüht, überzieht es sich mit einer ganz feinen Schicht von Borsäure, die den Rest vor weiterer Verbrennung bewahrt. In seinen Verbindungen (Boracit, Boronatrocalcit, Borsäure, Borax, Borstickstoff) tritt es als dreiwertiges Element auf.

Bor, Pieter Christiaenszoon, holländ. Geschichtsforscher, geb. 1559 zu Utrecht, studierte Geschichte und wurde 1615 zum Historiographen von Holland und Westfriesland und zum Rentmeister von Nordholland ernannt. B. starb 19. März 1635 zu Haarlem. Nach Veröffentlichung der 6 ersten Bücher des mit dem J. 1556 beginnenden Werkes «Oorspronck, begin ende vervolgh der nederlandsche oorlogen» (Utr. 1595; Amsterd. 1621, 1679, 1684) öffneten ihm die Staaten von Utrecht 1602 ihre Archive und forderten auch alle andern öffentlichen und Privatsammlungen auf, ihm alle die neuere vaterländische Geschichte betreffenden Aktenstücke mitzuteilen. So ausgerüstet, führte B. sein Werk in 37 Büchern bis 1619 (beste Ausgabe, 4 Bde., Amsterd. 1679) fort. Es ist ein besonders für die Utrechter Geschichte genaues und unentbehrliches Quellenwerk. Die Darstellung freilich ist kunstlos und unbeholfen. B.s Geschichte von Herzogenbusch («Gelegentheyt van s’Hertogenbosch», Haag 1630) hat nur untergeordneten Wert; ebenso die Fortsetzung der von seinem Oheim Wilh. van Zuylen van Nijevelt (gest. 1608) übersetzten «Chronik des Cario» (Arnheim 1629; Amsterd. 1632).

Bora (ital.) heißt der kalte, trockne und heftige Nordostwind, der meist im Winter, oft 8‒9 Tage anhaltend, von den kroat. und illyr. Gebirgen her das ganze Litorale und die istrischen Küsten bis Triest und weiterhin bestreicht und namentlich das Aus- und Einlaufen in die dortigen Häfen und Reeden hindert. In der Seestadt Zengg, auch in Triest, weht die B. oft so heftig, daß sie die Fenster eindrückt, Wagen u. dgl. umwirft, und daß man, um nur gehen zu können, Leitseile über die Straßen ziehen muß. Die schwächere Form der B. führt den Namen Borino. Die Entstehung der B. ist ähnlich der des Föhns (s. d.). Der B. ähnliche Erscheinungen kommen im Schwarzen Meer bei Noworossijsk vor.

Bora, Katharina von, Luthers Gattin, geb. 29. Jan. 1499, stammte aus einem meißnischen Adelsgeschlecht, ward zehnjährig in das Kloster Nimbschen unweit Grimma gethan und nahm 1515 den Schleier. Hier fühlte sie sich, mit Luthers Lehre bekannt geworden, unglücklich und entfloh unter seinem Mitwissen und des Torgauers Leonhard Koppes Beihilfe mit acht Genossinnen Ostern 1523 nach Wittenberg, wo Luther ihnen ein Unterkommen verschaffte. Katharina war in das Haus des Bürgermeisters Reichenbach gekommen. Luther ließ ihr durch Nikolaus von Amsdorf den Doktor Kaspar Glatz zum Gatten antragen. Sie lehnte ab, erklärte sich aber bereit, Amsdorf oder auch Luther selbst die Hand zu reichen. Luther hatte zwar 1524 seine Mönchskleidung abgelegt und war auch dem Ehestande nicht abgeneigt; dennoch überraschte sein plötzlicher Entschluß zur Heirat und ihr Vollzug 13. Juni 1525 allgemein. Katharina gebar ihm drei Söhne und drei Töchter, von denen Luther selbst zwei sterben sah. Sie war eine nicht gerade weiblich zarte, aber tüchtige, ehrliche Natur, wie Luther sagt: «ein fromm, getreu Weib, auf das sich eines Mannes Herz verlassen kann». Nach Luthers Tode unterstützte Kurfürst Johann Friedrich sie wiederholt mit Geldgeschenken und sorgte für ihre Söhne; auch Christian Ⅲ. von Dänemark