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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Borsigwerk; Borsippa; Borsna; Borsod; Borstell; Borsten

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Borsigwerk – Borsten

Kohlengruben, vier Hochöfen und ein Walz- und Hammerwerk. Die Bewohnerschaft beträgt dort über 3000, von denen zahlreiche Familien in einer besondern Kolonie, die mit Konsumverein, Bäckerei und Schlächterei, Gasthaus u. s. w. versehen ist, untergebracht sind. B. ließ sich durch Lucä in der Voßstraße in Berlin ein prachtvolles Palais erbauen (s. Tafel: Berliner Bauten Ⅱ, Fig. 3). Er starb 10. April 1878. Seit seinem Tode werden sämtliche Werke von einem, durch den Verstorbenen eingesetzten Nachlaßkuratorium fortgeführt. Die Lokomotivbauanstalt in der Chausseestraße wurde 1887 aufgehoben und der Lokomotivbau nur in geringerm Umfange in den beiden Moabiter Werken betrieben. Gleichwohl erhöhte sich die Zahl der gefertigten Lokomotiven bis April 1892 auf 4360 Stück.

Borsigwerk, s. Biskupitz und Borsig.

Borsippa, assyr. Barsib oder Barsip, Stadt in Babylonien, 12 km südlich von Hillah, heute namentlich durch die Ruine Birs-Nimrud repräsentiert (s. Babylonischer Turm). Die Talmudisten haben hier die Stätte der Sprachverwirrung gesucht. Die Etymologie des Namens ist noch dunkel. Für Barsib findet sich als älteste Schreibung auch Badsib, das in den assyr. National-Wörterbüchern als «Das zweite Babel» bezeichnet wird. Dies scheint auf die enge Beziehung der Stadt zu der nahe nordöstlich gelegenen Landeshauptstadt Babylon hinzuweisen. Die Stadtgottheit von B. war Nebo; bei den griech. Schriftstellern werden an einer Stelle Apollon und Artemis erwähnt. B. war auch, wie schon Plinius bezeugt, eine Stätte der Gelehrsamkeit. Man hat zahlreiche Keilschrifttafeln aus der Zeit der Achämeniden gefunden, die sich ausdrücklich als Abschriften von Originalen in B. bezeichnen. Eine besondere Pflege scheint die Astronomie dort gefunden zu haben.

Borsna. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Tschernigow, hat 2803,5 qkm, 116364 E., Acker- und Tabakbau. – 2) Kreisstadt im Kreis B., 139 km ostsüdöstlich von Tschernigow, an der B. und an der alten Poststraße von Kiew nach Moskau, hat (1889) 10262 E., Post und Telegraph, in Garnison das 20. Infanterieregiment, 4 Kirchen, Gerbereien und Ölmühlen.

Borsod (spr. borrschod), ungar. Komitat im ehemaligen diesseitigen Theißkreise, grenzt im N. an das Komitat Abauj-Torna und Gömör, im O. an Abauj-Torna, Zemplin und Szabolcs, im S. und W. an Heves, hat 3427,77 qkm, (1890) 216794 E., größtenteils Magyaren (3160 Deutsche, 9738 Slowaken) und zerfällt außer der Hauptstadt (mit selbständigem Statut) Miskólcz (s. d.) in die sechs Stuhlbezirke: Eger (Amtssitz Mezö-Kövesd), Mezö-Csát, Miskolcz, Ózd, Szendrö (Amtssitz Edelény) und Sajó-Szent-Peter. Der Nordwesten ist überwiegend gebirgig, nur der südöstl. kleinere Teil eine fruchtbare Ebene. Hauptgebirge ist das Bükkgebirge (d. i. Buchengebirge) mit dem Bálvány (d. i. Götzenstein, 952 m). Das schönste und breiteste Thal ist das des Sajóflusses. Außer von diesem wird das Komitat noch von der Theiß, von der Bodva, Eger (Erlau), dem Hernad oder Kundert bewässert. Interessant ist der Héjjö (oder Hejö, d. i. Warmwasser), der in seinem Oberlaufe nie gefriert, da er aus warmen Quellen entspringt. B. wird seiner vielseitigen Fruchtbarkeit wegen als Kleinungarn bezeichnet, da es fast alle Erzeugnisse Ungarns in sich faßt und sowohl in betreff des Getreidereichtums wie der Weine, des Obstes und der Mineralien zu den gesegnetsten Landstrichen gehört. Auch die Industrie ist blühend, besonders die Eisen-, Stahl-, Glas-, Papier- sowie die Mehlfabrikation; das Komitat wird von vier Eisenbahnlinien durchschnitten. Die Straßen sind ebenfalls in gutem Zustande.

Borstell, Karl Heinrich Ludw. von, preuß. General der Kavallerie, geb. 30. Dez. 1773 zu Tangermünde in der Altmark, trat 1788 in das von seinem Vater befehligte Kürassierregiment von Ilow, zeichnete sich 1793 in den Schlachten bei Pirmasens und Kaiserslautern aus und kam 1799 zu den Gardes-du-Corps, bei welchen er als Major 1806 die Schlacht bei Auerstädt, den Rückzug nach Preußen und den Feldzug von 1807 mitmachte. Nach dem Tilsiter Frieden wurde er Mitglied der Kommission für die Organisation des Heers, in der er die Interessen der Kavallerie sehr lebhaft vertrat, Flügeladjutant, 1809 Oberst, 1812 General und Befehlshaber in Pommern, wo er mit großer Entschlossenheit den Eigenmächtigkeiten der in Schwedisch-Pommern stehenden Franzosen entgegentrat. B. wurde 1813 unter Yorks Befehl gestellt und nahm nach Ausbruch des Krieges zuerst am Treffen bei Möckern unweit Magdeburg 5. April den ruhmvollsten Anteil, stieß zum Bülowschen Korps, trug wirksam zum Siege von Großbeeren bei und führte bei Dennewitz durch sein Eingreifen gegen den Befehl die Entscheidung herbei. Bei Leipzig drang seine Brigade zuerst in das Grimmasche Thor. 1814 ging er mit dem Bülowschen Korps nach Holland und blieb, Generallieutenant geworden, mit 10000 Mann dort zurück, um die Eroberung der Niederlande zu vollenden. 1815 erhielt er das preuß. 2. Armeekorps und organisierte dasselbe in Namur, als einige sächs. Bataillone in Lüttich meuterten. Blücher beauftragte B. mit der Bestrafung der Schuldigen. B., mit der geforderten Strenge nicht einverstanden, gehorchte nicht, wurde seines Kommandos enthoben und mit mehrmonatigem Festungsarrest bestraft. 1816 wurde B. mit dem Generalkommando des 1. Armeekorps betraut, erhielt 1825, zum General der Kavallerie befördert, das Generalkommando des 8. Armeekorps zu Koblenz und 1832 den Schwarzen Adlerorden. Auf seinen eigenen Wunsch ward er 1840 als Mitglied des Staatsrats zur Disposition gestellt. Er starb 9. Mai 1844 zu Berlin.

Borstell & Reimārus, s. Nicolaische Buchhandlung in Berlin.

Borsten werden diejenigen Haare genannt, welche sich durch gerade Gestalt, Steifheit und Elasticität auszeichnen. Technische Verwendung finden namentlich die B. des (zahmen und wilden) Schweins, deren Benutzung zu Bürsten, Pinseln u. s. w. bekannt ist. Am geschätztesten sind die längs des Rückgrats stehenden sog. Kammborsten. Die geringern von andern Körperteilen, sog. Seitenborsten, werden von Bürstenfabriken so hergerichtet, daß solche auch zu Bürsten und Besen verwendet werden; die ganz kurzen dieser Seitenborsten sowie die sog. Wolle, welche sich beim Auskämmen ergiebt, werden unter Pferdehaar gesponnen und geben das billigere Polsterhaar, finden teilweise auch, nach vorausgegangenem Kräuseln, Anwendung zum Ausstopfen von Sattelkissen u. dgl. und bei den Maurern als bindender Zusatz zum Lehmputz. Man gewinnt die B. teils durch Abschneiden auf lebenden Tieren (in welchem Falle an ihrer Länge etwas verloren geht), teils durch Ausraufen geschlachteter Schweine, nachdem dieselben durch Übergießen mit heißem Wasser abgebrüht sind (wobei sie aber