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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Borszczów; Borszék; Bort; Borten; Bortenweberei; Borthwick; Bortniansky

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Borszczów – Bortniansky

mit andern Körpern keine Verbindungen ein, ist höchst widerstandsfähig gegen Einwirkung von Säuren und Basen; nur bei Erhitzen mit Wasser auf 200° oder Schmelzen mit Basen wird er zersetzt, indem entweder Borsäure oder ihre Salze neben entweichendem Ammoniakgas entstehen. Da in den Soffionen von Toscana (s. Borsäure) neben Borsäure auch Ammoniak vorkommt, so hat man vermutet, daß die Entstehung der daselbst mit den Dämpfen entweichenden Produkte auf eine Zersetzung eines unterirdischen, im Bereich vulkanischer Thätigkeit ruhenden Lagers von B. zurückzuführen sei.

Borszczów (spr. bórschtschow). 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1024,79 qkm, (1890) 106755 (52729 männl., 54026 weibl.) E., darunter 16876 Katholiken, 65577 Griech.-Unierte und 15362 Israeliten; 19783 Häuser, 26133 Wohnparteien in 74 Gemeinden mit 163 Ortschaften und 67 Gutsbezirken und umfaßt die Gerichtsbezirke B. und Miełnica. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft B., an einem Seitenbache der Niczlawa, die parallel mit dem Sereth in den Dnjestr geht, auf einer geneigten Hochebene, ist Sitz eines Bezirksgerichts (617 qkm, 45 Gemeinden, 96 Ortschaften, 41 Gutsgebiete, 64246 ruthen. E.) und hat (1890) 4331 meist ruthen. E., die Feldwirtschaft treiben. Die Gewerbthätigkeit ist zum Teil in der Hand der Israeliten.

Borszék, auch Gyergyó-Borszék (spr. djerdjo bórrßehk), Badeort im Csiker Komitat in Siebenbürgen, in 882 m Höhe, in einem Hochgebirgskessel an dem zur Bistriciora (Kleine Bistritz) fließenden Bache B. nahe der rumän. Grenze, ist hübsch angelegt und hat (1890) 1471 magyar. und rumän. E., Post und eine Glashütte. Die großartigen Mineralquellen wurden erst 1830 entdeckt. Elf Quellen, starke alkalisch-erdige Eisensäuerlinge, spenden reichlich Mineralwasser; doch sind dieselben nach Wassermenge, Gehalt und Temperatur voneinander sehr verschieden. In Bezug auf die Menge der Kohlensäure und niedrige Temperatur (9‒11 °C.) übertreffen diese Quellen alle ähnlichen Säuerlinge in Europa. Fünf dienen zum Trinken, vier zum Baden, und zwar werden sie bei Blutarmut und Nervenleiden mit großem Erfolge gebraucht (etwa 600 Kurgäste). Jährlich werden 3‒4 Mill. Flaschen Borszéker Wasser versendet. – Vgl. Meyr, Die Heilquellen von B. in Siebenbürgen (Kronst. 1863); Cheh, B. vom therapeutischen und nationalökonomischen Standpunkte (Budapest 1873).

Bort (spr. bohr), Hauptstadt des Kantons B. (162,56 qkm, 10 Gemeinden, 9864 E.) im Arrondissement Ussel des franz. Depart. Corrèze, rechts der Dordogne, an der Linie Eygurande-Merlines-Largnac der Orléansbahn, hat (1891) 3118, als Gemeinde 3858 E., Post, Telegraph, Steinkohlengruben, Hut- und Handschuhfabriken und lebhaften Handel. In der Nähe die «Orgues de B.», prismatische, bis 100 m hohe und 5 m dicke Basaltsäulen.

Borten oder Borden, s. Bortenweberei.

Bortenweberei, die industrielle Thätigkeit, durch die alle Arten von Borten (starke, dicht gewebte Bänder, die zum Besetzen oder Einfassen dienen) hergestellt werden. Nach den Hauptmaterialien unterscheidet man im wesentlichen Gold- und Siberborten ^[richtig: Silberborten], wollene und seidene Borten, nach der Art des Gewebes glatte und gemusterte Borten.

Das zu den Gold- und Silberborten verwendete Gold- und Silbergespinst wird erzeugt, indem man einen Kernfaden (z. B. ein Rohseidengezwirn) schraubenartig mit Lahn (geplättetem Gold- oder Silberdraht) umwindet (überspinnt, plattiert). Die hierzu gebräuchliche Spinnmühle (dieselbe Maschine, die bei der Herstellung der Fransen und Gimpen, des Seidenstramins und ähnlicher Posamentierwaren benutzt wird) enthält 8‒20 Gänge, d. h. sie ist dafür eingerichtet, so viele Fäden gleichzeitig zu überspinnen. Jeder Kernfaden befindet sich auf einer Spule, von der er sich in dem Maße, wie die Arbeit fortschreitet, abrollt, um sich, nach vollendetem Überspinnen, auf eine andere Spule aufzurollen. Je nachdem echte oder unechte (letztere auch leonische oder lyonische) Gold- und Silberborten verfertigt werden sollen, wird für das Gespinst echter oder unechter Gold-, bez. Silberdraht verwendet. Bei den sog. Atlasborten besteht Kette und Einschlag meist ganz aus Gespinst, das in der Art des fünf-, sechs-, sieben- oder achtbindigen Atlas verwebt ist. Bei allen übrigen Gold- und Silberborten ist die Kette der echten stets Seide, die der unechten öfters gezwirntes Leinen- oder Baumwollgarn, während nur der Einschlag Metallgespinst enthält (in jedem Fall muß die Kette wie der Faden im Gespinst für Silberborte weiß, für Goldborte gelb sein). Das schönste und kostbarste dieser Fabrikate sind die Tressen, deren charakteristisches Merkmal darin besteht, daß sie auf beiden Seiten dasselbe Muster zeigen und nirgends die Kette deutlich sichtbar ist. Von den eigentlichen Tressen unterscheiden sich die Stickertressen dadurch, daß auf der rechten Seite das die Fläche fast ganz einnehmende Muster von Gold oder Silber in Seidengrund erscheint, die linke dagegen dasselbe Muster von Seide in Gold- oder Silbergrund zeigt. – In den Personenwagen der Eisenbahnen, wie auch in den Personenwagen für gewöhnliche Straßen werden zum Aufziehen der Fenster mit Vorliebe wollene Borten (Wagenborten) verwendet, deren rechte Seite ein Muster von gezogenem (ungeschnittenem) Sammet auf Ripsgrund enthält; zu Erzielung größerer Festigkeit ist eine solche Borte mit einem gleichbreiten Lederstreifen zusammengenäht.

Schmale Tapezierborten sowie unechte Gold- und Silberborten werden auf dem Mühlstuhl (s. Bandfabrikation) oder auch auf dem Kraftstuhl (dem mechan. Webstuhl für Elementarkraft), alle teuern Gattungen dagegen auf dem Posamentierstuhl, mit oder ohne Hilfe der Jacquardmaschine, gewebt.

Borthwick, Dorf in der schott. Grafschaft Edinburgh, 15 km im SO. von Edinburgh, hat 1740 E., eine Ruine der Burg Borthwick-Castle, war Zufluchtsort von Maria Stuart und Bothwell (1567) und Heimat des Geschichtschreibers Robertson (1721‒93).

Bortniansky, Dimitri, russ. Kirchenkomponist, geb. 1751 zu Glukow in der Ukraine, war Schüler von Galuppi in Petersburg, folgte diesem Meister nach Italien, wurde 1779 zum kaiserl. Kapellmeister in Petersburg ernannt und starb 9. Okt. 1825. Dem Petersburger Hofkirchenchor gab er eine neue Gestalt, indem er die besten Stimmen des Landes auswählte und die Zahl der Sänger bedeutend vergrößerte. Durch B. erhielt dieser Chor die künstlerische Bedeutung, die er sich bis jetzt bewahrt hat. Für denselben schrieb B. seine besten Werke, gegen 50 Psalmen zu vier bis acht Stimmen und sonstige Musik für die Liturgie der griech. Kirche. Mehrere seiner sangbaren, ausdrucksvollen Werke, in denen die Altvenetianische Tonschule eine selbständige Fort- ^[folgende Seite]