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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Botanisieren - Botenwesen

System geordnet werden, nachdem sie durch Vergiftung vor Insektenfraß geschützt worden sind. Die großen Herbarien sind gegenwärtig ebenso wie die botan. Institute gewöhnlich mit den botan. Gärten verbunden und durch zweckmäßige Einrichtungen leicht zugänglich gemacht. Das größte Herbarium befindet sich in Kew bei London, dasselbe enthält auch das Herbarium Linnés. In Deutschland befindet sich ein sehr umfangreiches Herbarium zu Berlin und außerdem sind an fast allen Universitäten derartige Sammlungen vorhanden.

Außer Herbarien giebt es noch andere B. S., so z. B. Samen- und Fruchtsammlungen, Holzsammlungen; ferner Sammlungen, in denen die Pflanzen nicht in getrocknetem Zustande, sondern als Spirituspräparate aufbewahrt werden. Alle pflanzlichen Objekte, die Gegenstand der botan. Forschung, des Unterrichts, oder die für Industrie, Land-, Forstwirtschaft u. s. w. von Interesse sind, können Bestandteile der B. S. bilden. Derartige Sammlungen finden sich neben den Herbarien ebenfalls an fast allen Universitäten, land- und forstwirtschaftlichen Schulen u. s. w. Die reichhaltigsten B. S. finden sich jedenfalls im Britischen Museum in London und in dem Garten zu Kew; in Deutschland sind die im Botanischen Museum zu Berlin aufgestellten die umfangreichsten.

Botanisieren, Pflanzen zu wissenschaftlicher Untersuchung sammeln.

Botănybai, so von Joseph Banks, dem Begleiter Cooks, wegen des botan. Reichtums ihrer Küsten benannt, ist eine der geräumigsten Baien an der Ostküste Australiens. Sie liegt unter 34° südl. Br. und 151° 11’ östl. L. von Greenwich, gehört zu Neusüdwales (s. d.) und hat, wenn auch einen bequemen Eingang zwischen den Vorgebirgen Banks und Solander, nur geringe Tiefe. Die Umgegend ist niedrig, sandig und morastig und wird von den hier mündenden Flüßchen Cook und St. Georges bewässert. Cook entdeckte die Bai 1770. Die brit. Regierung beschloß auf seine Schilderung hin 1787, die Umgegend derselben Verbrechern zum Aufenthalte anzuweisen, und bereits 1788 landete Arthur Philipps mit 1011 Menschen, darunter 756 Deportierte, in der B., fand aber diese zu einer Niederlassung ungeeignet, und verlegte daher die Kolonie weiter nördlich an die Bai Port-Jackson, wo er die Stadt Sydney-Cove gründete. Jetzt führt von Sydney (s. d.) eine Pferdebahn nach dem nur 8 km entfernten Dörfchen Botany, einem beliebten Ausflugsort mit zahlreichen Villen reicher Kaufleute.

Botanybaigummi, s. Akaroidharz.

Botănyholz (Botanybaiholz). Unter diesem Namen kommen verschiedene Hölzer in den Handel, so z. B. das aus Ostindien, Mauritius und Madagaskar stammende Holz der Dalbergia latifolia Roxb., eines zu den Papilionaceen gehörigen Baums; es hat anfangs eine blauschwarze, später eine tiefschwarze Farbe, wird auch ostindisches Rosenholz, engl. Blackwood (Schwarzholz) oder schwarzes B. genannt. Es ist krumm gewachsen, oft hohl und voller Knorren, eignet sich deshalb meist nur zur Verfertigung feiner Drechslerarbeiten. Eine andere, ebenfalls schwarze Art von B., die sich zu feinen Möbeln eignet, soll von der in Australien heimischen Acacia melanoxylon R. Br. (Schwarzholzakazie) abstammen; noch eine andere Art in Scheiten und Brettern zu uns kommendes B. soll von austral. Casuarinaceen geliefert werden.

Botarga, aus Fischrogen bereitete Speise, dem Kaviar ähnlich, in Südeuropa Appetitreizmittel.

Botaurus, s. Rohrdommeln.

Botding, s. Ding.

Bote, s. Botenwesen.

Bötel, Heinrich, Tenorist, geb. 6. März 1854 zu Hamburg, wo er (ursprünglich Droschkenkutscher) auf Veranlassung des Theaterdirektors Pollini ausgebildet wurde und 1883 als Lionel im Stadttheater, dem er seitdem angehört, debütierte. Die Schönheit seiner Stimme, deren volle dramat. Wirkung durch schauspielerische Schwächen beeinträchtigt wird, hat ihn auf Gastspielen in Berlin, Wien, Köln, Stuttgart u. s. w. sehr beliebt gemacht.

Botenjäger, in früherer Zeit im österr. Heere die den höhern Stäben als Ordonnanzen beigegebenen berittenen Mannschaften, deren Dienst neuerdings durch berittene Feldgendarmen versehen wird.

Botenlauben, Otto von, Graf von Henneberg, Minnesänger, urkundlich seit 1196 auftretend, zog 1197 ins Heilige Land, wo er Beatrix, die Tochter und reiche Erbin Jocelins von Courtenay, heiratete, kehrte 1200 nach Deutschland zurück, verkaufte 1234 seine Burg B. oder Bodenlaube (s. d.) dem Bischof von Würzburg und starb weltflüchtig Ende 1244 als Propst in dem von ihm gestifteten Kloster Frauenroda. Unter seinen nicht selten einstrophigen Gedichten, die dem ältern Minnesang angehören, sind Tagelieder, die roman. Einfluß zeigen, und ein Leich. – Vgl. Bechstein, Geschichte und Gedichte des Minnesängers O. v. B. (Lpz. 1845); Wegele, Graf O. von Henneberg-Botenlauben (Würzb. 1875); Stöckel, O. v. B. (Münch. 1883).

Botenstab, der Stab, durch den ein Bote die Mitteilung seines Herrn einem andern überbrachte. Bei den Griechen und Römern bediente man sich des B. namentlich im Verkehr zwischen der städtischen Obrigkeit und dem Feldherrn. Die Nachricht wurde auf einen Streifen Leder geschrieben, der um den Stab schräg gewickelt wurde. Im Laufe der Zeit verlor der B. seine eigentliche Bedeutung; er blieb als Heroldsstab (grch. kērykeion; lat. caduceus, s. d.) in symbolischer Gestalt zurück. Auch die nordischen Völker kannten den B.; hier wurde die Nachricht in den geglätteten Stab mit Runen eingeritzt. Die Eingeborenen Australiens benutzen 20‒30 cm lange, meist zolldicke Stäbe mit eingeritzten Figuren als B. und Geleitbriefe. Nach Mitteilungen der Reisenden lesen die Eingeborenen diese Bilderschrift mit der größten Leichtigkeit.

Botenwesen ist die zusammenfassende Bezeichnung aller Einrichtungen zur Beförderung von Nachrichten und kleinern Paketen durch einzelne Personen, welche die Botengänge zu Fuß oder mit Benutzung anderer Verkehrs- und Beförderungsmittel zurücklegen. Vor der Organisation der modernen Posten war das vielgestaltige B. von hoher Bedeutung für das Verkehrswesen. Das heutige hochentwickelte Postwesen hat andere vollkommenere Einrichtungen an dessen Stelle gesetzt. Private Botengänge bestehen indessen noch heute vielfach auf dem Lande, namentlich in verkehrsarmen und dünnbevölkerten Gegenden, meist jedoch zur Besorgung kleinerer Einkäufe in der entferntern Stadt u. dgl. Eine besondere Einrichtung für Botengänge, Briefbestellung u. s. w. besteht neben der Post noch jetzt bei vielen Behörden in den größern Städten (Gerichtsboten, Amtsboten, Magistratsboten in Berlin). Die neuerdings in größern Städten mehrfach ins Leben ge-^[folgende Seite]