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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Botschka; Botschwine; Bott; Botta; Böttcher

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Botschka - Böttcher (Christian Eduard)

Anspruch genommene Recht des Vortritts beim Minister des Auswärtigen vor jedem Gesandten, auch wenn dieser länger im Vorzimmer gewartet hat, ist von dem amerik. Gesandten Bancroft in Berlin dem englischen B. unter Billigung der deutschen Regierung streitig gemacht worden. Gewöhnlich senden nur Großmächte B.; aber auch andere Staaten von königl. Rang, ohne Unterschied ob Monarchien oder Republiken, können B. senden und empfangen, wovon die Türkei und neuerdings Spanien Gebrauch gemacht haben. Das Deutsche Reich ist durch B. vertreten in Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich-Ungarn, Rußland, Spanien, der Türkei und den Vereinigten Staaten von Amerika; diese acht Staaten unterhalten auch B. in Berlin.

Botschka (d. i. Faß, Tonne), russ. Flüssigkeitsmaß zu 40 Wedra = 4,9196 hl.

Botschwine (poln. boćwina), poln. Nationalsuppe aus gesäuerten roten Rüben, Fleischbrühe und saurem Rahm; man verdickt die Suppe mit Eiern und richtet sie über Fleischklößchen an.

Bott, Jean Jos., Violinvirtuos, geb. 9. März 1826 zu Cassel, war Schüler von Hauptmann (Theorie) und Spohr (Violine). Seit 1846 wirkte er in der Kapelle zu Cassel als Sologeiger, seit 1852 neben Spohr als zweiter Kapellmeister, wurde 1857 Hofkapellmeister in Meiningen, 1865 in Hannover, gründete 1878 ein Konservatorium in Magdeburg und lebt jetzt in Neuyork.

Botta, Carlo Giuseppe Guglielmo, ital. Geschichtschreiber, geb. 6. Nov. 1766 zu San Giorgio del Canavese in Piemont, studierte in Turin Medizin. Offen den Grundsätzen der Französischen Revolution zugethan, ward er von der sardin. Regierung 1792 festgenommen. 1794 in Freiheit gesetzt, ging er nach Frankreich, wo er Feldarzt bei der Alpenarmee wurde. Dieser Dienst brachte ihn nach Korfu und 1799 neben Carlo Aurelio de Bossi und Carlo Giulio (daher il Triumvirato de' tre Carli) in die provisorische Regierung von Piemont. Nach der Schlacht von Marengo wurde er Mitglied der Consulta Piemonts und nach dessen Vereinigung mit Frankreich des Gesetzgebenden Körpers, wo er sich die Ungunst Napoleons zuzog, da er dessen Verwaltung als Despotie bezeichnete. Er war 1814 eins der Mitglieder, die Napoleon des Throns verlustig erklärten. Während der "Hundert Tage" ward er Rektor der Akademie zu Nancy, nach der Rückkehr der Bourbonen Rektor zu Rouen und lebte später als Privatmann. Erst 1831, als sein Gönner Karl Albert König von Sardinien geworden, erhielt B. die Erlaubnis, seine Vaterstadt wieder zu betreten. Er starb 10. Aug. 1837 in Paris; seine Reste wurden 1875 nach dem Pantheon von Florenz, der Kirche Sta. Croce, übergeführt. B. ist mehr Rhetor als kritischer Historiker; aber sein Patriotismus, sein Haß gegen die Fremdherrschaft errangen eine bedeutende Wirkung. Zu seinen frühern, stilistisch ausgezeichneten Schriften gehören: "Storia naturale e medica dell' isola di Corfu" (Mail. 1797; französisch, Par. 1799), "Souvenirs d'un voyage en Dalmatie" (Tur. 1802), "Précis historique de la maison de Savoie" (Par. 1803). Mit Beifall wurde sein schwaches Epos in 12 Gesängen: "Il Camillo o Vejo conquistata" (ebd. 1816), aufgenommen. Seine Hauptwerke sind "Storie d'Italia dal 1789 al 1814" (4 Bde., ebd. 1824; viele Ausgaben; deutsch von Förster, 8 Bde., Quedlinb. 1827-31), "Histoire des peuples d'Italie" (3 Bde., Par. 1825; im selben Jahre italienisch, Pisa u. Livorno; begeistert für die Renaissance) und "Storia d'Italia continuata da quella del Guicciardini dal 1534 sino al 1789" (10 Bde., Par. 1832). Seine "Storia della guerra dell' independenza degli Stati Uniti d'America" (zuerst 4 Bde., ebd. 1809) fand namentlich in Amerika viel Beifall. - Vgl. Vita privata di C. B., ragguagli domestici ed aneddotici dal suo maggior figlio (Flor.); Dionisotti, Vita di C. B. (Tur. 1868); Pavesio, C. B. e le sue opere storiche (Flor. 1874).

Botta, Paul Emile, franz. Archäolog, der Sohn des vorigen, geb. 6. Dez. 1802 zu Turin, unternahm noch sehr jung eine Reise um die Welt und hielt sich längere Zeit auf den westl. Küsten Amerikas auf, wo er mit Eifer naturwissenschaftliches Material sammelte, trat dann 1830 als Arzt in die Dienste Mehemed-Alis und wohnte der ägypt. Expedition nach Sennar bei. Von hier brachte er eine sehr bedeutende zoolog. Sammlung 1833 nach Kairo mit. Die franz. Regierung ernannte ihn hierauf zum Konsul in Alexandria, von wo aus er eine Reise nach Arabien unternahm, deren Resultate er in dem Werke "Relation d'un voyage dans l'Yemen, entrepris 1837 etc." (Par. 1841) niederlegte. Sodann wurde er Konsularagent in Mosul. Von dem Orientalisten Julius Mohl angeregt, begann er Nachgrabungen auf der Stätte des alten Ninive im Frühjahr 1843 bei dem Dorfe Chorsabad, wo eine Reihe von Palastanlagen bloßgelegt wurde. Über die Fortschritte seiner Arbeiten erstattete er seit Juli 1843 im "Journal asiatique" regelmäßig Bericht; seine Untersuchungen über assyr. Keilschrift erschienen in dem "Mémoire de l'écriture cunéiforme assyrienne" (Par. 1848), auch besonders abgedruckt. Die franz. Regierung beauftragte eine Kommission, die Herausgabe eines archäol. Prachtwerks vorzubereiten. Dasselbe erschien unter B.s specieller Fürsorge u. d. T. "Monument de Ninive, découverts et décrits par B., mesurés de dessinés par Flandin" (Par. 1847-50) in fünf großen Foliobänden, von denen die beiden ersten die Tafeln über Architektur und Skulptur, der dritte und vierte die Inschriften, der fünfte den Text enthält. Die "Inscriptions découvertes à Khorsabad" (Par. 1848) sind ein billigerer Abdruck der 220 Inschriftentafeln des 1800 Frs. kostenden größern Werks, das von Napoleon III. hundert Bibliotheken geschenkt wurde. Ein Teil der Monumente wurde nach Paris gebracht. Nachdem B. 1846 Mosul verlassen, erhielt er das franz. Generalkonsulat zu Jerusalem, wo er sich im ultramontanen Sinne an der Fehde wegen des Heiligen Grabes beteiligte und so einen der Anlässe zum Krimkriege hervorrief. Seit 1857 lebte er als franz. Generalkonsul zu Tripolis, bis er 1868 nach Frankreich zurückkehrte. Er starb 29. März 1870 in Achères bei Poissy.

Böttcher, Faßbinder, Büttner, Kübler, Küfer, ein Handwerker, welcher Fässer verfertigt (s. Faß und Faßfabrikation).

Böttcher, Christian Eduard, Maler, geb. 9. Dez. 1818 zu Imgenbroich im Reg.-Bez. Aachen, besuchte die Stuttgarter Kunstschule und ging 1838 nach Düsseldorf, wo er durch Zeichnen und Malen von Porträten und Miniaturblldern seinen Unterhalt erwarb. Als Schüler Th. Hildebrandts in Düsseldorf entnahm er seine poetisch aufgefaßten Genrebilder und Landschaften vornehmlich dem Volksleben am Rhein, an der Lahn und im Schwarzwalde. Hervorragend, zum Teil auch in Kupferstich verviel-^[folgende Seite]