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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Botthammer; Botticelli; Bötticher; Böttiger

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Botthammer - Böttiger (Carl Vilhelm)

die japanischen nachgebildet sind, mit erhabenem oder geschliffenem Ornament sowie vielfach mit buntem Schmelz versehen. (S. Porzellan.)

Botthammer, s. Flachsspinnerei.

Botticelli (spr. -tschelli), Sandro, eigentlich Alessandro Filipepi, Maler der florentin. Schule, geb. 1447, gest. 17. Mai 1510 in Florenz. Er wurde zuerst bei dem Goldschmied B. in die Lehre gegeben, von dem sich sein Beiname herschreibt; bald aber zeigte sich sein Hang zur Malerei, und er ward nun Schüler des Fra Filippo Lippi. Von diesem nahm er das auf lebensvolle Natürlichkeit gerichtete Streben an und verband damit eine phantastische Auffassungsweise. B. war einer der ersten, der die antike Mythe und Allegorie in die moderne Kunst einführte. So stellte er eine in der Muschel über das Meer dahineilende nackte Venus dar, die unter einem Rosenregen von Windgöttern an das Ufer getrieben wird (in den Uffizien zu Florenz), die Verleumdung des Apelles (ebendort), den Frühling (Akademie zu Florenz). In allen größern Galerien finden sich Madonnenbilder von seiner Hand; die Anbetung der Könige in den Uffizien zu Florenz und in der Eremitage zu Petersburg, die Pietà in der Münchener Pinakothek. Seine bedeutendsten Fresken sind drei 1484 vollendete Wandgemälde in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. B. soll ein Anhänger Savonarolas gewesen sein und betrieb eifrig das Studium Dantes, welches die Stiche zum "Inferno" der Magnaschen Dante-Ausgabe (Flor. 1481) zur Frucht hatte. Seine 84 Zeichnungen zur "Göttlichen Komödie" bewahrt das Kupferstichkabinett zu Berlin.

Bötticher, Hans Georg, Musterzeichner und Schriftsteller, geb. 20. Mai 1849 zu Jena, machte seine Studien an der Kunstgewerbeschule zu Dresden, der Webschule in Chemnitz und 1869-70 in Pariser Ateliers, arbeitete in verschiedenen deutschen Städten als Zeichner und unterhält jetzt in Leipzig ein Atelier für kunstgewerbliche Zeichnungen. B. machte sich namentlich verdient durch die stilvolle Anwendung des Musters auf Tapeten, indem er an Stelle des Hellenismus und wilden Naturalismus eine dem Stoff und der Technik entsprechende Dekoration setzte. Ergab heraus: "Originalkompositionen zu Flachmustern" (Dresd. 1876). B. hat sich auch als Humorist einen Namen gemacht, indem er "Absonderliche Geschichten" (1878), "Schilda" (1889), "Herrn Dietchens Erzählungen" und "Schnurrige Kerle" (1890) herausgab. Von seinen Jugendschriften sind "Das Chinesische Buch" (1889) und "Die Landpartie" (1890) zu bemerken.

Bötticher, Karl, Archäolog, geb. 29. Mai 1806 zu Nordhausen, bildete sich daselbst im Feldmessen und in der praktischen Bauführung aus, bezog 1827 die Berliner Bauakademie und wurde 1834 von Beuth zum Lehrer an der Dessinateurschule des Gewerbeinstituts ernannt. Nachdem er 1838 zum Lehrer an der Akademie der Künste, 1839 an der Allgemeinen Bauschule ernannt worden war, verfaßte er sein Hauptwerk: "Die Tektonik der Hellenen" (Potsd. 1844-52; 2. Aufl., 2 Bde., Berl. 1869-81). 1846 wurde B. zum Professor, 1849 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt, 1854 habilitierte er sich an der Berliner Universität, wurde in demselben Jahre Direktorialassistent bei der Skulpturen- und Abgußsammlung des Berliner Museums, deren histor. Anordnung und Aufstellung von B. herrührt, 1868 Direktor dieser Sammlung und trat 1876 in den Ruhestand. Er starb 21. Juni 1889 in Berlin. Seine ersten Werke waren "Die Holzarchitektur des Mittelalters" (25 Blatt, Berl. 1835-41), das "Ornamentenbuch" (28 Blatt, ebd. 1834-44), die "Dessinateurschule" (ebd. 1839) und die gegen L. Roß gerichtete Schrift "Der Hypäthraltempel" (Potsd. 1847). Auch verfaßte B. eine interessante Arbeit über den "Baumkultus der Hellenen" (Berl. 1857). Im Frühjahr 1862 unternahm B. eine archäol. Forschungsreise nach Athen, deren Frucht der "Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen" (Berl. 1863) ist. Einer zweiten Reise nach Athen verdankt ein Werk über "Die Thymele der Athena-Nike auf der Akropolis von Athen" (Berl. 1880) sein Entstehen. Eine Biographie B.s schrieb seine Gattin, Clarissa Lohde-Bötticher: Aus dem Leben Karl B.s (Gotha 1890), die auch unter dem Namen ihres ersten Gatten (Lohde) Romane, Novellen u.a. veröffentlichte.

Bötticher, Karl Heinr. von, Staatsmann, geb. 6. Jan. 1833 in Stettin, studierte in Würzburg und Berlin die Rechte und wurde 1860-61 als Gerichtsassessor beim Kammergericht in Berlin beschäftigt. Während der folgenden 3 Jahre arbeitete er als Justitiar bei den Regierungen in Gumbinnen, Danzig, Stralsund und Potsdam und trat 1864 als Hilfsarbeiter in das preuß. Handelsministerium; 1865 schied er aus dem Staatsdienste, um ein Kommunalamt in Stralsund zu übernehmen. Von dort wurde er 1869 in das Ministerium des Innern berufen, wo er sich durch seine Arbeitskraft und Geschäftsgewandtheit auszeichnete und 1872 zum Geh. Regierungsrat und vortragenden Rat ernannt wurde. Trotzdem zog er vor, in den praktischen Verwaltungsdienst zurückzukehren. Er ging 1873 als Landdrost nach Hannover, 1876 als Regierungspräsident nach Schleswig und wurde 1878 von dem Wahlkreise Apenrade-Flensburg in den Deutschen Reichstag gewählt. Hier schloß er sich der gemäßigt konservativen Partei an und vertrat mit Eifer die Zollpolitik des Fürsten Bismarck. 1879 wurde B. Oberpräsident von Schleswig-Holstein, im Sept. 1880 Staatssekretär des Innern und preuß. Staatsminister und 1881 Stellvertreter des Reichskanzlers. 1888 wurde er, nach Abgang des Ministers von Puttkamer, zum Vicepräsidenten des preuß. Staatsministeriums ernannt. Seine Thätigkeit widmete er vorzugsweise dem Zustandekommen der socialpolit. Gesetzgebung und setzte namentlich für das Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz von 1889 seine ganze Kraft ein. Ein Entlassungsgesuch B.s wurde im März 1892 vom Kaiser abgelehnt.

Bötticher, Paul, s. Lagarde, Paul Ant. de.

Böttiger, Carl Vilhelm, schwed. Dichter, geb. 15. Mai 1807 zu Westerås, aus ursprünglich deutscher Familie, machte nach vollendeten Studien eine Reise durch Deutschland, Italien, Frankreich und die Niederlande, kehrte 1836 zurück und ging 1839-40 auf Kosten der Regierung abermals ins Ausland. Er wurde 1839 Adjunkt an der Universität zu Upsala, 1845 Professor der modernen Litteratur, später der Ästhetik und 1858 der Linguistik; seit 1867 pensioniert, starb er 22. Dez. 1878 in Upsala. Seinen wiederholt gedruckten "Ungdomsminnen från sångens stunder" (Upsala 1830; von diesen sind "Religiösa sånger" besonders gedruckt, 4. Aufl. 1841) ließ B. "Nyare sånger" (1833), die auch gelungene Übertragungen Uhlandscher Romanzen enthalten, und "Lyriska stycken" (2 Tle., 1837-39) folgen. B. erhielt 1845 für einen "Sång öfver Carl XIV. Johan" einen Preis von 100 Dukaten.