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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bourbon

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Bourbon (Geschlecht)

14 971 E.) im Arrondissement Moulins des franz. Depart. Allier (dem alten Bourbonnais, s. d.), 3 km vom rechten Ufer der Loire, im Thale des Flüßchens Burge, an der Linie Moulins-Cosne-sur-l'Oeil (Lokalbahn im Gebiete der Mittelmeerbahn), hat 2648, als Gemeinde 4008 E., Post, Telegraph und ist berühmt durch das Stammschloß, das schon 761 von Pippin im Kampfe mit Aquitanien erobert, im 13. Jahrh. neu erbaut wurde. Es war lange die Residenz der Bourbons. 1793 wurde das Schloß zerstört; der eine der stehen gebliebenen Türme heißt Quiquengrogne. Von den beiden hier befindlichen Quellen ist die eine (La Source Jonas, 22,8°) ein Eisensäuerling, die andere (La Source Chaude, 51,25° C.) eine gasreiche eisenhaltige Schwefeltherme. Die Badeeinrichtungen sind Staatseigentum. Bei den Römern hieß der Badeort Aquae Bormonis, im Mittelalter Borbo oder Burbo Archembaldi, während der ersten Revolution Bourges-les-Bains. Man hat hier Reste prächtiger röm. Marmorbäder entdeckt. - 3) Bourbon-Vendée, Hauptstadt des Depart. Vendée, s. La Roche-sur-Yon.

Bourbon (spr. burbóng), altes franz. Geschlecht, das durch seine Verwandtschaft mit dem königl. Hause der Capetinger (s. d.) auf mehrere Throne gelangte, führt seinen Namen von einer Burg im ehemaligen Bourbonnais, mit der eine nicht unbedeutende Herrschaft (Seigneurie) verbunden war. Der erste Herr (Sire) dieses Geschlechts, dessen die Geschichte gedenkt, war Adhémar, der 921 die Priorie Souvigny im Bourbonnais stiftete. Sein vierter Nachkomme, Archambauld I., fügte seinem Namen den des Stammschlosses hinzu. Unter seinen Nachfolgern gleichen Namens erweiterte sich die Herrschaft wie das Ansehen ihrer Besitzer bedeutend. Archambauld X. hinterließ zwei Töchter, Mahaut und Agnes, die sich beide an Mitglieder des Hauses Burgund vermählten. Nur die zweite, die ihrer Schwester in der Herrschaft B. folgte, hinterließ eine Erbin, Beatrix, die sich um 1272 mit Robert, dem sechsten Sohne Ludwigs des Heiligen von Frankreich, verheiratete.

So mit dem königl. Geschlechte der Capetinger unmittelbar verwandt, hatten die B., als eine Seitenlinie dieses Geschlechts, rechtmäßige Ansprüche auf den Thron von Frankreich, sobald das Haus Valois, ein näherer Seitenzweig der Capetinger, in seinen männlichen Gliedern erloschen sein würde. Der Sohn Roberts und der Beatrix, Ludwig I., genannt der Hinkende, folgte 1310 seiner Mutter in der Herrschaft B. und 1318 seinem Vater in der Grafschaft Clermont und führte seit 1327 den ihm von Karl dem Schönen verliehenen Titel eines Herzogs von B. Er war einer der tüchtigsten Männer seiner Zeit, diente mit Auszeichnung im Krieg und Frieden und starb 1341. Sein ältester Sohn, Peter I., der zweite Herzog von B., zeichnete sich ebenfalls in den Kriegen des 14. Jahrh. aus und wurde 1356 in der Schlacht von Poitiers getötet. Sein Sohn und Nachfolger Ludwig II., der Gute, als Geisel mit dem gefangenen König von Frankreich nach England gebracht, kehrte erst nach dem Frieden von Bretigny, 1360, nach Frankreich zurück. Nach dem Tode Karls V. 1380 wurde er einer der vier Vormünder des jungen Karl VI. Johann I., der vierte Herzog von B., wurde in der Schlacht von Azincourt (1415) gefangen und nach London gebracht, wo er, um freizukommen, in die Abtretung eines Teils seiner Güter an England willigte. Allein sein Sohn verweigerte die Vollziehung des Vertrags, sodaß er als Gefangener (1434) starb. Karl I., Herzog von B., that sich schon als Graf von Clermont im Kriege hervor und nahm dann teil an dem Frieden von Arras 1435, dem zufolge der Herzog von Burgund das engl. Bündnis aufgab. Später ließ er sich in mehrere Verschwörungen gegen Karl VII. ein, wurde indessen begnadigt und starb 1456. Johann II., Herzog von B., mit dem Beinamen der Gute, der 1450 und 1453 gegen die Engländer kämpfte, sich gegen Ludwig XI. erhob, dann sich ihm unterwarf, starb 1488 ohne Erben; ihm folgte sein Bruder Karl II., Kardinal und Erzbischof von Lyon, der in demselben Jahre starb, worauf alle Würden und Besitztümer des Hauptzweigs an die Seitenlinie der Bourbon-Beaujeu, und zwar zunächst an Peter, Grafen von Beaujeu, fielen. Letzterer, der Vertraute und Günstling Ludwigs XI., heiratete dessen Tochter Anna und nahm demzufolge während der Minderjährigkeit Karls VIII. an der Regentschaft teil. Er starb 1503 als der achte Herzog von B., war aber bekannter unter dem Namen des Sire von Beaujeu. Seiner einzigen Tochter Susanne wurden die Erbrechte von Charles von B. (s. d.), Herzog von Bourbonnais, dem berühmten Connétable, bestritten. Ludwig XII. vereinigte die Parteien, indem er eine Heirat zwischen beiden zu stande brachte, und der Gemahl Susannes ward nun, als Karl III., Herzog von B. Mit seinem Abfall von Frankreich, infolgedessen die bourbonischen Besitzungen für die Krone eingezogen wurden, erhielt besonders die Seitenlinie Vendôme große Bedeutung. Diese stammte durch Franz, Grafen von Vendôme, von Jakob von B., Grafen von La Marche, dem zweiten Sohne Ludwigs I. des Hinkenden (s. oben); Jakobs Urenkel, Johann II., erwarb durch Heirat die Herrschaft La Roche-sur-Yon; sein Sohn Karl (gest. 1537) wurde zum Herzog von Vendôme ernannt und erbte 1527 die Besitzungen Charles' von B. Dessen Sohn, Anton (s. d.) von B., vermählte sich mit Jeanne d'Albret (s. Albret), wodurch die Linie erstlich zum Throne von Navarra, dann durch Erbschaft nach dem Aussterben des Hauses Valois mit Heinrich IV. zur Krone von Frankreich, später durch Heirat und Kriegsglück zu den Kronen Spaniens und Neapels gelangte. Unter den übrigen zahlreichen Nebenlinien sind zu erwähnen die von Montpensier, Condé, Conti und Soissons (s. diese Artikel). Nur einzelne Glieder der Nebenlinien führten indes den Namen B., wie z. B. der Kardinal Charles von B., der als Karl X. gegen Heinrich IV. von der kath. Liga als Gegenkönig aufgestellt wurde. Die herzogl. Würde verlieh Ludwig XIV. der Linie Condé zurück, sodaß jedesmal der älteste Sohn des Hauses vor dem Eintritt in die Erbschaft seines Vaters den Titel eines Herzogs von B. führte.

Die Dynastie der B. auf dem Throne Frankreichs beginnt mit Heinrich IV., dem Sohne Antons, Herzogs von Vendôme und Königs von Navarra, der nach der Ermordung Heinrichs III., des letzten Capetingers aus dem Hause Valois, 1589 infolge des Salischen Erbfolgegesetzes als nächster Abkömmling Ludwigs des Heiligen Erbe des franz. Thrones ward. Von seiner zweiten Gemahlin, Maria de' Medici, hatte er fünf rechtmäßige Kinder: 1) Ludwig XIII. (s. d.), der ihm 1610 in der Regierung folgte; 2) J. B. Gaston, Herzog von Orléans (s. d.); 3) Elisabeth, die Gemahlin Philipps IV. von Spanien: 4) Christine, verheiratet an Victor