Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brandenberger Alpen; Brandenburg

413

Brandenberger Alpen - Brandenburg (Provinz)

schaft Karolinenthal in Böhmen, in einer fruchtbaren Ebene an der Linie Ćelakowitz-B. (8 km) der Böhm. Kommerzialbahnen, hat (1890) 3859, als Gemeinde 4002 E., in Garnison (182 Mann) die 4. Eskadron des 7. böhm. Dragonerregiments "Karl V., Herzog von Lothringen und Bar", Bezirksgericht (305 qkm, 52 Gemeinden, 77 Ortschaften, 34 733 czech. E.), ein Piaristenkloster und ein altertümliches Schloß des Erzherzogs Ludwig Salvator mit Herrschaft (74,74 qkm), das der böhm. Herzog Boleslaw der Grimmige 941 gebaut haben soll. Das Schloß hat zahlreiche turmartige Erker, einen langen gedeckten Gang auf großen Pfeilern, den "Josephsgang", Park und Schloßgraben (jetzt Obstgarten) und gewährt von der Terrasse eine schöne Aussicht auf die Elbe mit der neuen Brücke. Später war B. zuweilen der Aufenthaltsort des Kaisers Rudolf II., der das 1552 eingeäscherte Schloß wiederherstellte, Leopolds I. und Karls IV. 1631 wurde B. von den Sachsen besetzt und 1639 von den Schweden, nachdem sie 30. Mai die Kaiserlichen besiegt hatten. 1775 wurde die Stadt durch einen Brand zerstört.

2) B. a. d. Adler, czech. Brandýs nad Orlicí, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Hohenmauth, bei Chotzen, in 317 m Höhe, in einem waldreichen romantischen Thale des Stillen Adler, an der Linie Wien-Brünn-Prag-Bodenbach der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 1167 czech. E., Post, Telegraph, Schloß, Leinweberei, Brennerei, Brauerei, Dampfmühle, Kunstmühlen und bedeutenden Obstbau. Nordöstlich die Ruinen der Burg B., einst Hauptsitz der Böhmischen Brüder. In der Nähe ein 1865 errichtetes Denkmal (Sandsteinpyramide) ihres Bischofs Amos Comenius, der hier 1622-25 Zuflucht fand.

Brandenberger Alpen, s. Ostalpen.

Brandenburg (hierzu eine Karte: Provinz Brandenburg. Provinz Sachsen, nördlicher Teil), an Umfang die zweite und an Bevölkerung die dritte Provinz des preuß. Staates, benannt nach der alten Stadt B. (s. d.), grenzt im N. an Mecklenburg und Pommern, im O. an Westpreußen, Posen und Schlesien, im S. an Schlesien und die preuß. Provinz Sachsen, im W. an letztere, an Anhalt und Hannover. Bis März 1881 umfaßte die Provinz B. 39 893,15 qkm, seit der am 1. April 1881 erfolgten Abtrennung Berlins, welches als sog. Stadtkreis außerhalb der Provinz steht, nur noch 39 836,51 qkm. Die Provinz, das Stammland der preuß. Monarchie, begreift von der ehemaligen Mark B. die Mittelmark, die Ukermark und die Priegnitz oder Vormark, die nebst der jetzt zur Provinz Sachsen gehörenden Altmark früher die Kurmark (s. d.) bildeten, und den größten Teil der Neumark. Außerdem enthält die Provinz von Schlesien den Schwiebuser Kreis, von Hinterpommern einige Ortschaften des Pyritzer Kreises, vom Großherzogtum Posen die Orte Schermeißel und Grochow; ferner den 1815 wieder in Besitz genommenen Kreis Cottbus, sowie einen Teil der vom Königreich Sachsen abgetretenen Länder, besonders die Markgrafschaft Niederlausitz und einige Ortschaften der Oberlausitz westlich der Spree, die meißnischen Ämter Senftenberg und Fürstenwalde, die Herrschaften Sonnenwalde, Baruth und Dobrilugk, die Querfurter Ämter Jüterbog und Dahme, vom Kurkreise das Amt Velzig und einige andere Ortschaften.

Oberflächengestaltung. Zwei Höhenzüge und zwei Bodensenkungen treten besonders deutlich hervor, welche letztere größtenteils von sumpfigen oder moorigen, aber zum Teil in Kulturboden verwandelten oder zu Torfstichen benutzten Flußniederungen, hier Bruch oder Luch genannt, eingenommen werden. Der nördl. oder baltische Höhenzug der pommerisch-mecklenb. Seenplatte sendet nur unbedeutende Zweige nach B. aus. Der etwa 225 km lange südl. Höhenzug längs der Südgrenze der Provinz beginnt mit den Lausitzer Höhen, und zwar mit den Sorauer Sandbergen, unter denen der Rückenberg 228 m erreicht, zieht westwärts über Triebel und Spremberg, dann mehr nach NW. über Calau und schließt sich an den kahlen, dürren und unfruchtbaren Fläming (s. d.). Die südl. Bodensenkung, ziemlich am nördl. Fuße dieses Höhenzugs, tritt am schärfsten hervor durch die Sumpfniederungen des Spreewaldes, von Baruth und der Plaue. Die nördliche, fast unmittelbar am Südfuße der baltischen Landhöhe, wird bezeichnet durch die Niederungen des Netze- und Warthebruchs, des Oderbruchs, die Linie des Finowkanals, das Havelländische Luch und die Stromfurche der Elbe.

Zwischen beiden Einsenkungen liegt eine breite Bodenerhebung (Platte), die sich vom Posenschen her westwärts in die Mark erstreckt, das Sternberger Land, die Spreeplatte und die Mittelmark. Sie wird durchschnitten von SO. gegen NW. durch die Niederung der Faulen Obra und der Oder bis zur Neissemündung, den Müllroser Kanal, das untere Spree- und Havelthal und den Plauenschen Kanal; von S. gegen N. durch die Oder von der Neisse- bis zur Wartemündung, den Bober, die Neisse, die obere Spree, die Dahme, Nuthe und Plaue, sowie namentlich im S. der Spree von überaus zahlreichen kleinern Flußläufen, Sumpfstrecken und tiefer gelegenen Seen. Zwischen diesen Furchen erheben sich eine Menge einzelner Höhengruppen und Höhenzüge, wie der Semmelberg bei Freienwalde 157 m, die Müggelberge bei Cöpenick 120 m, die Havelberge im Grunewald 97 m, die Rauenschen Berge im S. von Fürstenwalde 112-152 m. Im ganzen ist auf dieser Platte, wie in der Niederlausitz und anderwärts, der Sandboden vorherrschend und hat auf weiten, mit Kiefern und Heidekraut bestandenen Strecken ein dürres Ansehen. Aber selbst auf den Höhen ist er lehmig, wechselnd mit mehr oder weniger humusreichem Thon- und Lehmboden, und durch treffliche Kultur zum Anbau der meisten Feldfrüchte tauglich gemacht. Außerdem sind auch die besten Bodengattungen in ausgedehnten Flächen vertreten, namentlich in den entwässerten Bruchgegenden der Flußniederungen, und die fleißige Bestellung des Bodens, wobei das Fruchtwechselsystem vorherrscht, in Verbindung mit den großen Kapitalien, die zur Erlangung gesicherter Erträge den Grundstücken zugeführt werden, hat die Provinz zu einem kornreichen Lande gemacht.

Gewässer. Der Hauptstrom ist die Oder, die hier rechts die Warte mit der Netze, links die Görlitzer Neisse, den schles. Bober, die Finow und Welse aufnimmt. Sie bildet zwischen Wriezen und Oderberg einen großen Bogen, der durch den 22 km langen Oderkanal 1755 abgeschnitten wurde. Im nordwestl. Teile ist die Elbe zum Teil Grenzfluß zwischen der Provinz und den Provinzen Sachsen und Hannover. Dieselbe nimmt die schiffbare Havel (links mit der Spree, Nuthe und Plaue, rechts mit Rhin und Dosse) und die Stepenitz auf. Die aus mecklenb. Seen kommende Havel bildet besonders nach Aufnahme der Spree eine große Zahl Seen. Die wichtigsten